#83 Chefarzt in der Schweiz: Führung, Karriere und kulturelle Integration mit Dr. Stefan Mohr

Shownotes

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Dr. Stefan Mohr ist Chefarzt der Gynäkologie am Bürgerspital Solothurn. Nach fast 20 Jahren am Universitätsspital Bern (Insel) wechselte er ins Kantonsspital, um eine eigene Abteilung zu leiten. Im Gespräch teilt er seine Erfahrungen zu Führung als Deutscher, kultureller Integration und dem Familienleben als Arztfamilie mit drei Kindern.

In dieser Folge erfährst du:

  • Warum der Wechsel vom Uni-Spital ins Kantonsspital der logische nächste Karriereschritt war
  • Was als Deutscher bei Führung in der Schweiz NICHT funktioniert
  • Wie Schweizer Freundlichkeit funktioniert - und warum private Kontakte Zeit brauchen
  • Worauf ein Chefarzt bei Bewerbungen wirklich achtet
  • Wie man als Arztfamilie mit zwei Kindern den Alltag organisiert

Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • Student vs. Oberarzt: "Wenn man als Student kommt, wächst man rein. Wenn man als Oberarzt mit 20 Jahren Deutschland kommt, kann es in beide Richtungen gehen - sehr wohl fühlen ODER vor die Wand laufen"
  • Was NICHT funktioniert: "Wenn die Sätze kommen: 'Da haben wir das so gemacht und das war alles viel besser' - das kommt nirgendwo gut an"
  • Schweizer Freundlichkeit: Sehr herzlich im ersten Kontakt, aber Distanz zwischen Beruf und Privatleben. "Man wird länger beschnuppert vielleicht"
  • Bewerbungsprozess: "Mein Bauchgefühl ist fast das, wo ich am allermeisten drauf gehe"
  • Kita-Kosten: Ein Tag Kita Schweiz = Eine Woche Kita Deutschland
  • Fachkräftemangel: "Es ist nicht mehr so, dass alle die Tür einrennen für Schweizer Stellen"

Dr. Mohrs wichtigster Tipp:

"Das Allerwichtigste ist, dass man nicht in die Schweiz kommt und denkt, dass das einfach noch ein Bundesland ist. Das ist definitiv nicht so. Das ist eine komplett andere Mentalität, eine komplett andere Sprache."

Was du wissen musst:

  • Schweizerdeutsch ist NICHT Hochdeutsch mit schweizerischem Akzent
  • Private Kontakte brauchen Zeit - das ist normal, nicht Ablehnung
  • Erst schauen, wie es hier läuft, dann den Mund aufmachen

Nach 20 Jahren Schweiz würde Dr. Mohr nicht mehr nach Deutschland zurückgehen:

"Für mich wäre jetzt die Frage: DocsGoHome. Wie einfach wird denn das für mich?"

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Transkript anzeigen

00:00:07: Willkommen bei DocsGoSwiss, deinem Podcast zum Leben und Arbeiten in der Schweiz.

00:00:12: Und heute sprechen wir wieder mal mit einem Kaderarzt, einem Chefarzt der Gynäkologie, insbesondere über Fragen, wie ist es so, selber zu führen als Deutscher in der Schweiz?

00:00:28: Welche Tipps gibt es zum Thema Karriere in der Schweiz, aber auch zum Thema Führung in der Schweiz?

00:00:36: Ich begrüße Dr.

00:00:37: Stefan Mohr, aktuell Chefarzt am Bürgerspital Solothurn, zu einer Folge und sage herzlich willkommen, Herr Dr.

00:00:46: Mohr im Podcast DocsGoSwiss.

00:00:49: Ja, hallo Herr Werner, freut mich da zu sein.

00:00:51: Als ich mich auseinandergesetzt habe, wie Ihre Vita war, Sie sind schon lange in der Schweiz, auch viel am Unispital, an der Insel in Bern, kam für mich so die Frage, warum nochmal vom Uni-Spital Richtung Solothurn, erst als Co-Chefarzt, jetzt als Chefarzt.

00:01:12: Was war so die Bewegung für den letzten Schritt in der Karriere oder die letzten Schritte in der Karriere Richtung Solothurn?

00:01:19: Ja, wer weiß, ob das die letzten Schritte sind.

00:01:22: Die aktuellen letzten, genau.

00:01:24: Sie haben noch einige Vorsicht.

00:01:26: Nein, nicht mehr ernst.

00:01:27: Also ich bin, wie Sie schon gesagt haben, ich bin... Fast zwanzig Jahre in der Uni gewesen, habe da meine ganze Ausbildung gemacht und irgendwann ist es auch ein bisschen der logische nächste Schritt, wenn man dann quasi die Ausbildung hinter sich hat, nochmal selbst kreativ zu werden, Abteilung zu übernehmen, das war eigentlich von langer Hand über der Plan, wenn dann die richtige Position kommt, die die Ausbildung abgeschlossen ist, weil es einfach nochmal was Neues ist, wenn man den Job, den ich in Bern gemacht habe, habe ich sehr gerne gemacht.

00:02:04: Aber das ist wirklich der nächste, ja, mal ein neues Kapitel gewesen, sozusagen.

00:02:09: Und das war aber auch eigentlich immer der Plan.

00:02:12: Ich finde es attraktiv, so eine Abteilung zu leiten und wirklich selber auch ein bisschen steuern zu können.

00:02:20: Also nochmal so was Eigenes aufzubauen, was man vielleicht selbst verantwortet.

00:02:26: Das jetzt schon lange in der Schweiz sind, ist es... vielleicht ein Tick schwierig, aber ich suche ihr natürlich immer nach den Erfahrungen, die sie noch aus Deutschland mitgebracht haben, einfach aufgrund ihrer Ausbildung in Deutschland, ihres Studiums, aber auch sie sind ja in Deutschland groß geworden.

00:02:43: Es gibt ja schon so ein paar Unterschiede, vermute ich mal, wie man in einem Schweizer Spital arbeitet und was es vielleicht auch besonders macht in der Schweiz, dann noch mal beruflich tätig zu sein.

00:02:57: oder Einfach aus Ihrer Perspektive, was hat es für Sie besonders gemacht?

00:03:02: Ja, das ist nicht ganz einfach, weil ich nie in Deutschland gearbeitet habe.

00:03:05: Ich habe in Marburg studiert, bin am Ende vom Studium in der Schweiz gewesen und wirklich hängen geblieben.

00:03:10: Ich habe einfach das Glück gehabt, nette Leute kennenzulernen, von Anfang an einen Job gehabt, der so ein typischer Anfängerjob war auf dem Notfall in der Uni, sodass viele Leute in meinem Alter halt da waren.

00:03:24: hat einfach eine gute Zeit, hat mich wohlgefühlt, hat mich in der Stadt sehr wohlgefühlt und kann es schlecht mit Deutschland vergleichen.

00:03:31: Ich habe natürlich meine Studiumkollegen, mit denen man sich heute noch immer unterhält, aber das ist nicht eigene Erfahrung.

00:03:38: Und ich bin gerade zu einer Zeit in die Schweiz gegangen, wo man nicht mehr das IP machen musste.

00:03:43: Also ich hatte auch jetzt nicht den finanziellen Notwälder, die IP-Leute.

00:03:46: Das war wirklich eine Zeit, wo viele Leute noch in die Schweiz gegangen sind.

00:03:49: Aus der Not heraus ein bisschen und... da kann ich schlecht drüber reden.

00:03:54: Als ich angefangen habe hier in der Schweiz war es eigentlich von sich die Bedingungen in Deutschland auch schon deutlich gebessert zumindest.

00:04:00: Von daher ist es, fällt es mir relativ schwer, nur von den Praktika, die ich gemacht habe in Deutschland, jetzt einen direkten Vergleich zu machen.

00:04:08: Aber jetzt sind Sie ja in einer Position, wo Sie die Führung übernehmen müssen.

00:04:13: Hat man Sie oder haben Sie aufgrund Ihrer Erfahrung in der Schweiz sich dann schon Gedanken gemacht, ob man mit dem deutschen Attitüten anders führt, als das vielleicht in der Schweiz kommunikativ einfach üblich ist?

00:04:29: Oder ist das nach zwanzig Jahren schon so in Fleisch und Blut übergegangen, dass es normal ist?

00:04:35: Ja,

00:04:35: das ist der Punkt.

00:04:36: Ich glaube, das ist das, was ich auch vielen, wo ich schon sehr oft drüber gesprochen habe, was ich in der Uni natürlich sehr mitbekommen habe, auch aus anderen Fachbereichen.

00:04:46: Das ist ein Riesenunterschied, ob man einfach in einem System groß wird oder in einem Land.

00:04:51: quasi groß wird und wirklich sozialisiert wird einfach anders.

00:04:55: Das heißt nicht im positiven oder negativen Sinne, aber es ist natürlich, wenn man hier zwanzig Jahre ist, dann ist man sehr weit weg von Deutschland.

00:05:04: Mir fallen andere Sachen auf, die mir in Deutschland früher wahrscheinlich nicht aufgefallen wären, was anders ist, aber ich bin auch relativ selten noch in Deutschland, dass ich das so spürbar habe.

00:05:16: Es sind zwanzig Jahre, das ist einfach eine lange Zeit.

00:05:19: Und was ich immer wieder in den Gesprächen mitbekomme oder was ich immer wieder auch erlebt habe, ist halt, wenn man als Student meinetwegen ins Ausland kommt, dann ist das ja das neue Normal quasi.

00:05:31: Dann wächst man da so rein.

00:05:33: Wenn man aber gerade als meinetwegen Oberarzt oder sogar als leitende Arzt zwanzig Jahre in Deutschland gearbeitet hat und dann in die Schweiz kommt, dann kann es wirklich in beide Richtungen gehen.

00:05:43: Dann kann es passieren, dass man sich sehr wohl fühlt und es kann sein, dass man wirklich wie vor die Wand läuft.

00:05:48: Das, was sie auch am Anfang mir schon gesagt hat, dass auch Leute gibt, die nach kurzer Zeit die Schweiz wieder verlassen.

00:05:55: Es kommt schon daher, dass man, was für Vorstellungen man hat, was man erwartet quasi, auf was man sich eingestellt hat und so weiter.

00:06:04: Ich glaube, das ist wahnsinnig wichtig, wenn man jetzt daran geht.

00:06:08: Ich hört das ja auch immer, da kommen dann so Erwartungen, wie ich habe gehört, in der Schweiz gibt es das dreifache Gehalt, aber auch ganz andere Themen, das kann Schulteben sein, das kann die Jobsuche des Partners sein.

00:06:21: Was glauben Sie denn, was macht es ein einfacher her, so von der Herangehensweise, gerade wenn man jetzt schon länger vielleicht in Deutschland gearbeitet hat, was sollte man möglichst mitbringen, damit man in der Schweiz ankommt?

00:06:35: und wo sagen Sie, oh Gott, Also wenn du auf die Art und Weise in der Schweiz kommunizierst oder dich artikulierst, dann wird es einfach schwierig.

00:06:46: Gibt es da so ein paar Dinge, wo sie direkt so von Kollegen oder aus eigenen Erfahrungen mitbringen können?

00:06:54: Ja, weil das ist halt noch nicht mal wahnsinnig schweizspezifisch, sondern wenn man irgendwo hin kommt und direkt den Mund doch relativ weit aufreißt, dann kommt es nirgendwo gut an, dann kommt es im privaten nirgendwo gut an und das ist halt in einem anderen Land wahrscheinlich das Gleiche, dass man halt, wenn die Sätze, ja, da und da haben wir das so und so gemacht und das war alles sowieso viel besser, das ist schon was, was... man immer wieder mal hört im Alltag mit neuen Kollegen, was halt das kommt nirgendwo gut an.

00:07:25: und es mag sein, es kommt in der Schweiz vielleicht wirklich noch ein Tick schlechter an als in anderen Situationen, aber das macht einen zumindest ja nicht als wahnsinnig sympathisch auf den ersten Eindruck.

00:07:38: Das ist wirklich was, das ist sicherlich sinnvoll, ist erst mal schauen, wie wird das denn gemacht, wie funktioniert das hier alles, aber das ist eine grundsätzliche Sache, denke

00:07:47: ich.

00:07:48: Ja gut, das ist für ausländische Ärzte in Deutschland sicherlich genauso.

00:07:52: Ich glaube, wenn man von großen Kantonen kommt, wird man einfach noch ein bisschen anders wahrgenommen in der Schweiz.

00:07:59: Vielleicht muss man da noch ein Tick mehr aufpassen.

00:08:01: Das

00:08:02: wahrscheinlich schon, weil natürlich das ist so eine Sache.

00:08:04: Das ist ein ewiges Thema quasi, dass das große Deutschland, der große Nachbar, die halt sehr dominant rüberkommen in der Schweiz, dann wird das wahrscheinlich noch ... ein argwöniger, argwönischer, ähm, ... ... beobachtet sozusagen, wenn ihr neu kommt.

00:08:22: Also ich ... ... oft so ein ... ... Markenklaubenssatz sein, ... ... eine Vorstellung sein, ... ... ach, in der Schweiz, ... ... ich war da im Vorstellungsgespräch, ... ... alle per du, ... ... alle superfreundlich, ... ... da gibt es ja überhaupt keine Hierarchie.

00:08:37: Also bei

00:08:37: uns

00:08:38: natürlich

00:08:38: schon, nein.

00:08:39: Ganz oben.

00:08:41: Und in der Medizin gibt es grundsätzlich Hierarchie.

00:08:43: Verwechselt man da vielleicht im ersten Eindruck die wirklich außergewöhnliche Freundlichkeit, die man erlebt, gerade am Anfang, also gerade beim, also ich habe das selbst ersehenden bei meiner Frau, jeder kennt den Namen, du wirst per du angesprochen, es ist sehr, sehr viel Herzlichkeit zu spüren, aber verwechselt man das vielleicht auch mit, es gibt trotzdem Hierarchie und es gibt Gerade verausländische Ärzte und Ärzte, ja auch die Erwartungshaltung, dass die hier gute Arbeit machen sollen und irgendwo in der Hierarchie auch reinpassen, oder?

00:09:15: Ja, dass sie reinpassen, natürlich.

00:09:16: Ich glaube, das ist ja logisch, dass man versucht, Leute zu finden, die ins Team oder in die Strukturen reinpassen.

00:09:24: Ich glaube, die Freundlichkeit ist nicht weg zu diskutieren.

00:09:27: Also das ist was, was einem, was mich natürlich zum Beispiel sehr sympathisch ist, wo ich mich einfach wohl gefühlt habe.

00:09:33: Und man kann dann schon auch den Mund aufwachen, wenn man eine Zeit lang da ist.

00:09:36: Das ist auch nicht das Problem.

00:09:38: Es ist natürlich nicht, dass alle nur Händchen halten durch die Klinik laufen.

00:09:42: Natürlich hat man immer auch Streitereien, aber das ist nicht anders als überall an allen anderen Positionen auch.

00:09:51: Ich glaube, dass es schon tendenziell freundlicher ist.

00:09:55: im Umgang mit Kollegen und so weiter.

00:09:57: Aber dafür ist halt auch oft die Distanz relativ großes.

00:10:01: Vielleicht kann man es ein bisschen vergleichen mit Süddeutschland, Norddeutschland.

00:10:05: Die Norddeutschen sind jetzt auch nicht gerade berühmt dafür, dass sie die Leute alle umarmen und im ersten Kontakt sehr, sehr offen werden.

00:10:12: Aber wenn man die mal hat, dann hat man sich safe fürs Leben.

00:10:15: Und ich glaube, das ist nicht so.

00:10:18: vielleicht so, ich soll nicht das sagen, nicht so.

00:10:24: Nicht so umarmend in dem Sinne, sondern es ist halt das brauchten Moment, aber dafür hat man die Leute dann wirklich.

00:10:32: Also sprechen Sie vielleicht diese Trennung zwischen Beruf und Privaten an.

00:10:37: Ich habe eben Ärzte gehabt, die sagen, ich verstehe das gerade nicht, ich bin im Team, alles ist super nett, es läuft auf Arbeit gut.

00:10:45: Aber so der Sprung, dann auch private Kontakte.

00:10:49: übers beruflich hinaus zu klüpfen, braucht einfach eine gewisse Zeit.

00:10:53: Nein, sie ist sowas zum Beispiel.

00:10:55: Ja,

00:10:55: ich denke, das ist schon so, wie ich es denke, auch in Deutschland, Ecken gibt, wo das viel einfacher ist und wo man eher kumpelhaft relativ schnell ist und anderer, wo man eher zurückhaltend ist.

00:11:07: Und das ist sicherlich in der Schweiz schwieriger.

00:11:08: Da gibt es das für alle Experts, da gibt es auch Umfragen dazu, dass das relativ schwierig ist, reinzukommen sozusagen.

00:11:17: Man wird länger beschnuppert vielleicht.

00:11:18: Und es ist natürlich so, wie im Studium auch.

00:11:20: Wenn ich nur Studienkollegen habe, die aus der gleichen Stadt kommen, wo auch das Studium stattfindet, dann haben die natürlich keine Not, jemanden kennenzulernen.

00:11:28: Die warten ja nicht darauf, dass jetzt jemand neu kommt, sondern die haben halt ihre Freundeskreis, ihre Struktur und so weiter.

00:11:34: Und das ist, denke ich, vielleicht auch hier ausgeprägt als in manchen anderen Ländern.

00:11:38: Ja,

00:11:40: ich glaube auch im Podcast-Gas hat man gesagt, die haben ja ihre Freunde.

00:11:43: Also die warten jetzt nicht auf dich, sondern...

00:11:46: Ich

00:11:46: bedürfe auch in einer gewissen Zuwendung von dir zu zeigen, dass du die Offenheit mitbringst, dich da auch einzubringen oder tatsächlich einzubringen.

00:11:56: Wenn Sie jetzt in der KADAT-Position sind, haben Sie ja auch Bewerbungen von ausländischen Ärzten und Ärztinnen auf dem Tisch liegen.

00:12:04: Auf was schauen Sie denn besonders?

00:12:06: Weil Sie vorhin so beiläufig gesagt haben, ja, das muss passen und es muss fürs Team passen und für die Strukturen.

00:12:15: Und das ist ja eine Unterscheidung, die in Deutschland nicht immer mehr getroffen wird, sondern man sagt, okay, wir haben einen Arzt, Hurra, wir stellen ein.

00:12:26: Menschlich, hm, weiß man nicht, aber wir müssen jetzt die Stelle besetzen.

00:12:30: Schauen Sie auf so Sachen auch drauf.

00:12:33: Wie passt die Person an sich und ins Team?

00:12:36: Oder was sind so Kriterien, wenn Sie sich so eine Bewerbung anschauen?

00:12:40: Also es ist schon jetzt auch nicht, dass man in der Schweiz aus hunderttausend Bewerbern auswählen kann und dann wirklich den perfekten Match findet.

00:12:49: Aber es ist schon so, dass ich nicht, wenn ich, also ich gehe sehr sehr auf das Vorstellungsgespräch, ich versuche halt wirklich die Leute, die von CW her infrage kommen, rein fachlich, rein von Qualifikationen her wirklich einzuladen, zum Hospitieren, meinen Tag wirklich hier durch der Teilung zu laufen und dann mir die Zeit zu nehmen für ein Gespräch.

00:13:09: und Ich glaube, da ist mein Bauchgefühl fast das, wo ich am allermeisten drauf gehe.

00:13:16: Oft habe ich so das Gefühl und das wird einem ja bestätigt.

00:13:19: Wenn man jemanden zur Schweiz fragt, hat jeder irgendwie eine Meinung.

00:13:22: Hat jeder ein Bild und hat jeder irgendwas zum Thema Schweiz.

00:13:26: Also wenn ich jetzt jemand anders über Mozambik oder ein anderes Land der Welt fragt, fällt uns da nichts ein.

00:13:31: Also die Schweiz hat ja irgendwie es geschafft, in den Köpfen zu sein.

00:13:35: Und da sind ja paar Mythen dabei, die vielleicht gar nicht der Realität entsprechen.

00:13:40: Wo sehen Sie den Baustellen im Schweizer Gesundheitssystem?

00:13:46: Wir sagen immer noch, es ist deutlich besser als in anderen europäischen Ländern.

00:13:50: Es gibt noch mehr Ressourcen, wir haben noch nicht den Fachkräftemangel wie woanders.

00:13:55: Aber sehen Sie auch Themen, wo man kritisch rangehen muss und wo man daran arbeiten muss, dass das für die Dauertrag fähig bleibt, so wie das auch das Qualitätserwartung der Patienten und Patientinnen in der Schweiz ist?

00:14:10: Ja, ich glaube schon, dass es so wie Sie sagen, dass es immer noch so ist, dass man einen gewissen Vorteil hat in der Schweiz, was die Arbeitsbedingungen angeht.

00:14:22: Inwiefern da utopische Vorstellungen sind, das weiß ich nicht, aber es ist sicherlich wahrscheinlich einfach ein Tick ruhiger als in anderen oder in vielen anderen Ländern, weil man vielleicht auch die Ressourcen noch mehr hat.

00:14:36: Der Personalmangel, Personalkräftemangel, den spürt man hier schon auch.

00:14:42: Also je nach Fachbereich ist es nicht mehr so einfach, gerade dadurch, dass in Deutschland zum Beispiel jetzt auch die Bedingungen doch wesentlich besser sind als vor dreißig Jahren, ist es nicht mehr so, dass man einfach die Tür aufmachen kann und alle kommen und reißen sich um die Stellen, sondern es ist wirklich was, was auch hier spürbar ist, dass es einfach ein Fachkräftemangel gibt.

00:15:04: Also ist das im Bereich der Gynäkologie ein Thema?

00:15:07: Ich meine, Sie sind jetzt im Spitalkontext groß geworden, aber es geht ja auch um die ambulante Versorgung, wo die Schweiz ja auch Einschränkungen gemacht hat für ausländische Ärztinnen und Ärztinnen.

00:15:17: Haben Sie da einen Blick vielleicht von zuweisenden Kollegen oder aus Ihrer eigenen Brille?

00:15:22: Na, man kriegt halt immer mehr mit, die Kollegen, die in die Pension gehen, ihre Praxen nicht übergeben können.

00:15:29: Das gibt es hier auch auch in der Gynäkologie, in der Frauenheilkunde.

00:15:33: Und auch von den Patientinnenhörten ist natürlich häufig, dass die wirklich keine Anlauchstelle haben und keine niedergelassene Kollegin finden und da im Spital landen sozusagen.

00:15:44: Das ist schon, das ist eine Realität.

00:15:46: Bei Ihnen zu Hause ist es ja so, Ihre Frau ist auch Gynäkologin.

00:15:50: Sie haben mittlerweile Familie auch in der Schweiz.

00:15:53: Gibt es so beim privaten organisieren Dinge, die Ihnen aus Deutschland kommen, erst mal aufgefallen sind?

00:15:58: Also ich sage zum Beispiel, also der große Aha-Moment war für mich die Vorschule.

00:16:03: Und die Pflicht der Vorschule, die ich nicht kannte, wo ich auch nie gefragt habe, ob so was in der Schweiz gibt.

00:16:09: Wie machen Sie das?

00:16:10: Sie haben eine herausfordernde Position.

00:16:12: Die Frau auch Ärztin, dazu noch Kinder.

00:16:15: Ist da etwas, wo Sie sagen, es ist anders?

00:16:17: Und wie kann man es halt organisieren?

00:16:21: Weil wenn man aus dem Ausland kommt, ist ja oft so der familiäre Rückhalt nicht, da ich sage, Großeltern oder Freunde, die mal einspringen können.

00:16:30: Das ist ganz klar so.

00:16:32: Auch da kann ich Ihnen halt schlecht Vergleiche anbieten, weil ich natürlich... Wie Sie

00:16:37: es machen,

00:16:39: ja.

00:16:39: Ich weiß nur, wie es hier ist quasi und auch mit dem Ganzen.

00:16:42: Ich weiß, dass das Schulsystem zu begreifen hier viel schwieriger ist, weil es nicht einfach Grundschule, Mittelstufe und Oberstufe gibt und drei Schulformen, sondern es ist viel verworner und da kann ich Ihnen noch nicht weiterhelfen, weil ich habe es noch nicht mal verstanden.

00:16:56: Ich bin auch noch nicht so weit und von daher... Wir haben jetzt noch ein Baby bekommen und das hat die Situation noch mal ein bisschen geändert.

00:17:06: Zuvor haben wir es wirklich so gemacht, dass wir nur noch ein paar Prozent plus Forschung gearbeitet haben und eigentlich nur die Kita hatten, um die Kinder zu versorgen.

00:17:16: Wir haben sicherlich frohe Glück gehabt, dass wir keine längeren Abständen wegen Krankheiten hatten.

00:17:23: Aber das ist eigentlich immer relativ gut gegangen und wir hatten vom Spital oder beziehungsweise die Kinder, die Kitas, die sind privat, viele sind privat organisiert.

00:17:35: Das heißt, wir hatten eine Kita, die hatten nur zwei Wochen Sommerferien gemacht und zwischen den Jahren noch Ferien gemacht und die hatten von morgens um kurz nach sieben bis abends um sieben offen.

00:17:48: Und das ist was, das mussten wir schon in Anspruch nehmen.

00:17:50: Ich bin sehr, wollte immer gern, dass meine Kinder in die Kita gehen, weil ich denke, dass es ihnen das wahnsinnig gut tut und Das haben wir dann tatsächlich auch so gemacht.

00:17:59: Und das war aber was, wenn wir so eine Nikita irgendwie von neun bis zwölf und dreizehn bis sechzehn Uhr halb gehabt hätten, dann hättest du nicht funktioniert, muss man ganz klar sagen.

00:18:11: Das heißt, da geht, da geht und auch nicht eine Schule oder eine Kindergarten, der zwölf Wochen Ferien im Jahr hat.

00:18:18: Das hätten wir nicht abdecken können, das ist ganz klar.

00:18:21: Aber das an Ort gab es und das war auch niederschwellig.

00:18:24: Es ist einfach natürlich eine... finanzielle Frage, wenn ich da, Leute, da, da habe ich tatsächlich einen Vergleich mit Deutschland, wenn ich da sehe, in Köln, wo man irgendwie vierhundert Euro für einen Kindertagesplatz bezahlt.

00:18:36: Da reden wir hier schon von anderen Preisen, sag ich mal.

00:18:39: Das reicht in der Schweiz nicht mal vor einer Woche, je nach... Ich

00:18:42: glaube, das war ziemlich genauso.

00:18:45: Ein Tag bei uns war dort die ganze Wochenbetreuung.

00:18:48: Aber dafür ist es auch wirklich ein komplett anderes Angebot, ein anderer Personalschlüssel, andere Zeiten.

00:18:53: Also, es lässt sich wirklich nicht eins zu eins vergleichen.

00:18:56: Ja, ich sag auch immer, der Preis ist das Erste, was man sieht.

00:18:59: Dafür muss man in Deutschland sich mittlerweile für den Kindergartenplatz einklagen.

00:19:03: Also

00:19:04: hier ist es

00:19:06: halt bis an das organisiert.

00:19:07: Ja, absolut.

00:19:08: Wenn Sie jetzt so aus Ihren zwanzig Jahren berufliche Erfahrungen in der Schweiz, aber auch die privaten Erfahrungen, wenn Sie ein, zwei Tipps hätten für einen Arzt oder eine Ärztin, der sich jetzt entscheidet, was sind so Themen, wo Sie sagen, Das wäre unbedingt wichtig oder es braucht eine gewisse Einstellung dazu, vielleicht nicht zögern, sondern ausprobieren, die sie mitgeben würden.

00:19:34: Ich glaube, das Allerwichtigste ist, dass man nicht in die Schweiz kommt und denkt, dass das einfach noch ein Bundesland ist, dass das quasi so ein kleiner Deuteteil von Deutschland ist.

00:19:44: Ich glaube, das ist etwas, was immer noch relativ häufig passiert und das ist definitiv nicht so, das ist eine komplett andere Mentalität, eine komplett andere Sprache und nicht einfach das, was Paola und Kurt Felix, die kennt ihr jetzt keiner mehr wahrscheinlich.

00:20:01: Was man vielleicht mit ein bisschen schweizerischem Akzent beim Hochdeutschen denkt, das ist Schweizerdeutsch, das ist nicht so.

00:20:07: Das sind Sachen, wenn einen die noch überraschen, dann hat man sich vielleicht wirklich ein bisschen zu wenig vorbereitet.

00:20:14: Ich denke, das sind so die wichtigsten Punkte.

00:20:16: Gut, Herr Mohr, ich würde sagen, Sie sind ein... Beschäftigter Mann, Sie haben super schöne Einblicke gegeben, was zu bedenken ist.

00:20:24: Wir könnten endlos weitersprechen, aber es geht ja um diese Quint.

00:20:28: Quint ist letztens auch in dem Podcast, sich eben in der Position einfach mal zu reflektieren.

00:20:33: Ist die Schweiz eine Variante?

00:20:34: Gibt es andere Varianten?

00:20:36: Was will ich eigentlich?

00:20:38: Und ich sage, lieben, lieben, danke für Ihre Zeit und für die Eindrücke, die Sie geteilt haben.

00:20:42: Merci.

00:20:43: Danke.

00:20:46: Und wenn du dir jetzt sagst, genau diese Fragen.

00:20:50: Passt das zu mir?

00:20:51: Wie ist das mit der Kinderbetreuung?

00:20:53: Habe ich mich richtig vorbereitet?

00:20:55: docsgoswiss.ch?

00:20:57: Abonniert dir den Newsletter.

00:20:59: Mit dem Newsletter bekommst du den Auswand der Leitfaden.

00:21:02: Zwölf Fragen.

00:21:03: Passt

00:21:04: du in die Schweiz?

00:21:05: Was musst du beachten?

00:21:06: Schau dir das an.

00:21:07: Kostenfrei.

00:21:09: Und ich sage danke fürs Zuhören.

00:21:11: Bleib gesund.

00:21:12: Dein Martin Werner.

00:21:13: Und bis zur nächsten Folge.

00:21:14: Ade.

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