#75 Von Deutschland in die Schweiz: Ein Medizintechniker packt aus über Kulturunterschiede im Spital
Shownotes
Ben Glogowski ist als Medizintechniker von Deutschland in die Schweiz ausgewandert und teilt seine ehrlichen Erfahrungen aus dem Spitalalltag.
In dieser Folge erfährst du:
- Warum Ben nicht wegen des Gehalts ausgewandert ist, sondern Deutschland einfach nicht mehr sein Land war
- Wie sein Schweizer Arbeitgeber ihn beim Lohnverhandeln korrigiert hat ("Wir telefonieren morgen nochmal, informiere dich erst mal über den Lohn")
- Warum Schweizer Ärzte bei Geräteausfällen weniger flexibel reagieren als deutsche Kollegen
- Weshalb die Wohnungssuche nach einem Jahr immer noch seine größte Herausforderung ist
Die wichtigsten Erkenntnisse:
- Schweizer Spitäler arbeiten effizienter, aber weniger improvisationsfähig
- Fachbereiche sind stärker voneinander abgeschottet als in Deutschland
- Airbnb als Übergangslösung funktioniert, aber das eigene Zuhause fehlt
- Der Arbeitgeber kann beim Wohnungsmarkt oft überraschend helfen
Bens Tipp für Auswanderer: Prioritäten setzen und ehrlich prüfen, ob die eigenen Hobbys und Bedürfnisse am neuen Ort erfüllbar sind.
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Transkript anzeigen
00:00:00: Herzlich willkommen bei einer neuen Folge von DocsGoSwiss, deinem Auswander-Podcast für dich
00:00:12: als Arzt oder Ärztin auf dem Weg in die Schweiz oder wenn du schon in der Schweiz bist,
00:00:17: dich einfach verändern möchtest. Ich bin dein Haust Martin Werner, freue mich auf eine neue
00:00:23: Folge mit unserem heutigen Gast Ben Glogowski und wir sprechen heute nicht klassisch über das Arzt
00:00:31: sein oder das Ärztin sein, sondern wir gehen ein bisschen über den Teller hinaus und wir sprechen
00:00:37: über die Medizintechnik. Warum Medizintechnik? Ja, also Ben ist selber in die Schweiz ausgewandert,
00:00:43: das ist immer schon Erfahrung wert es zu teilen und die Medizintechnik hat einfach
00:00:48: viele Schnittpunkte mit deiner Arbeit als Arzt oder Ärztin und darüber wollen wir sprechen. Ben,
00:00:54: ich heiße dich ganz ganz herzlich willkommen im Podcast. Ja, hallo Martin. Ben, bevor wir starten,
00:01:02: ist es immer wichtig hier zu erwähnen, dass die PraxaMed Center AG diesen Podcast
00:01:07: sponsert. Wenn du jetzt also als Arzt oder Ärztin zuhörst und überlegst ja, vielleicht in
00:01:12: Anstellung, vielleicht in Selbstständigkeit in die Schweiz zu gehen, bist du da genau richtig.
00:01:17: Ben, die allererste Frage, du bist noch nicht allzu lange in der Schweiz. Wie geht es dir momentan?
00:01:24: Ich bin sehr gut angekommen in der Schweiz und empfinde dir das erste Jahr hier sehr positiv.
00:01:31: Gut, dann lasst uns mal ein bisschen so vielleicht noch ein bisschen zurückgehen. Wann kam für dich die
00:01:39: Entscheidung, du möchtest dich verändern? Wann kam so die Schweiz für dich ins Spiel als
00:01:45: eine Option auszuwandern? Ja, das ist so ein Gedanke gewesen, der herangereift ist. Das hat sich
00:01:51: über mehrere Jahre zu einem größeren Wunsch entwickelt, weil ich für mich die Situation in
00:01:57: Deutschland und bei den Arbeitgebern immer schwieriger wurde. Die Leistung wurde immer
00:02:02: höher und der Lohn wurde immer niedriger beziehungsweise das Verhältnis. Leistung zum
00:02:09: Lohn war für mich nicht mehr gleich und die Lebensunterhaltskosten waren natürlich auch
00:02:15: ein Punkt, der sich für mich dann einfach gar nicht mehr rentiert hat. Wo ich dann gesagt habe,
00:02:21: wenn ich ausfordert, dann wird es wohl erstmal die Schweiz werden, weil ich viel Gutes über die
00:02:25: Schweiz gehört habe, selber erfahren war ich natürlich noch keine. Aber ich habe mich dann
00:02:29: getrautelt letztlich, ja. Also Trauen ist da auch glaube ich das richtige Stichwort. Man kann
00:02:34: nicht alles wissen über die Schweiz, dennoch die Frage an dich, du hast viel Gutes gehört,
00:02:39: wo hast du dich denn informiert, wie bist du so an den Prozess rangegangen? Ich meine, gibt es so die
00:02:44: Extrem, die einen sagen, das mir wascht, die sprechen Deutsch, ich suche einen Job und dann starte ich
00:02:49: und andere sagen, ne, bevor ich so einen großen Schritt gehe, informiere ich mich schon mal nicht,
00:02:53: dass ich irgendwie große Enttäuschung erlebe. Wie hast du das für dich gemacht? Ja, also ich
00:02:58: muss zu meiner Geschichte sagen, ich habe auch in Deutschland Benefierung gereist, habe in vielen
00:03:03: Orten gewohnt, unter anderem in München-Hamburg, Stuttgart und da hat man schon sehr eine Erfahrung
00:03:09: dann mit Umzügen und Wohnortwechsel, mit Arbeitgeberwechsel, wie organisiert man sich in neuen
00:03:15: Städten, wie organisiert man den Umzug, jedenfalls. Daher habe ich schon viel Erfahrung, wie ich so
00:03:21: ein Thema für mich persönlich angehe und habe dann in der Schweiz gecheckt, ob das ähnlich ist,
00:03:27: wie in Deutschland, ob man das so dann auch umsetzen könnte. Bei mir ist zum Beispiel der Fall, dass
00:03:32: ich, wenn ich in eine andere Stadt gehe, erst mal eine Ferienwohnung nehme und nicht gleich eine
00:03:36: Wohnung beziehen werde, weil es meistens so der Fall ist, du nimmst eine Wohnung in der neuen Stadt,
00:03:39: du kennst das Quartier noch nicht, beziehungsweise die Gegend, wo du wohnst und jetzt ist es eine
00:03:43: Gegend, wo du gar nicht klarkommst, weil viele junge Leute leben oder sehr viel trägt oder was weiß ich,
00:03:49: ja. Das muss man wissen, deswegen organisieren wir erst mal von einer Ferienwohnung aus und so
00:03:54: ist es bei mir und Gott sei Dank über Airbnb wird genauso was angeboten dann auch für Auswanderer,
00:04:00: deutsche Auswanderer hier in der Schweiz und da kann man sich dann melden. Ich organisiere eine
00:04:05: Wohnung und das ist dann auch erstmal eine Meldadresse. So ist das. Ja stark, also eine gute Idee
00:04:13: kann ich auch nur empfehlen, weil das lässt sich von außen, auch im Quart aus dem Ausland auch
00:04:18: schlecht organisieren. Also selbst wenn du eine Wohnungsbesichtigung machst, da sind ja schon mal
00:04:22: locker ein langes Wochenende und du kannst auch gar nicht so ins Quartier eintauchen, weil du bist
00:04:27: ja nur kurz da, schaust die Wohnung an der Mustern eigentlich schon wieder zurück zur Arbeit. Hat dich
00:04:32: dein Arbeitgeber auch noch unterstützt oder wie war so die Seite beim Arbeitgeber, dich als
00:04:38: ausländischen Neuling auch mit aufzunehmen, wie ist das so gelaufen? Ja, also ich hatte mich dann in
00:04:45: der Schweiz beworben bei mehreren Stellen, als die Entscheidung dann für mich gefallen ist. Hab
00:04:49: dann relativ zeitnah auch eine Antwort bekommen von eurem Schweizer Unternehmen und die haben dann
00:04:55: wirklich mit mir jede Woche telefoniert, wie es mir geht, wie es läuft, wo sie mir helfen können
00:05:01: und bei was es gibt mir falls Fragen gibt oder so, also war schon eine große Unterstützung da von
00:05:06: denen ihr war. Und da hat man sich auch angenommen, gefühlt und gut aufgehoben, gefühlt hat man
00:05:11: ein gutes Verhältnis dann aufgebaut, das war schon toll. Klar, mein Chef-Schwitzer aus Argo, der war
00:05:19: natürlich die Verständigung ein bisschen schwierig von seiner Seite, also beziehungsweise was ich
00:05:24: verstanden habe, aber da habe ich mich ganz schnell reingefunden auch gar. Also wir waren da auch
00:05:28: gut auf einer Welle und es hat dann schon gut funktioniert. Ja und dann war natürlich auch die
00:05:32: Lohnvorstellung und so. Wo mir dann erst mal erklärt wurde, was hier in der Schweiz für
00:05:37: meinen Beruf eigentlich so angesiedelt wird und ja, das war dann schon eigentlich eine gute
00:05:43: Unterstützung. Da sind jetzt ein paar Themen bei dem, da muss ich nachfragen. Also das Thema Lohn
00:05:48: kommt gleich, aber du hast auch gesagt, auch dein Schweizer Chef hat ein bisschen Mühe mit dir.
00:05:54: Wir denken ja immer oft, es ist schwierig für uns Ausländer das Schweizerdeutsch zu verstehen,
00:05:59: aber für den Schweizer ist es ja jetzt auch nicht ganz einfach, sich in dem Kulturkontext von jemand
00:06:05: neu reinzuversetzen. Meintest du das damit, wo du sagst, dein Schweizer Chef hat da auch erst mal
00:06:10: so ein bisschen Mühe sich an dich zu gewöhnen oder was meintest du damit? Ja, ja, also ich glaube,
00:06:15: das ist ganz normal bei einer neuen Bekanntschaft, dass es einige Punkten vielleicht immer mal so
00:06:19: Kommunikationsprobleme gibt. Ich glaube, das kennen Ärzte auch gut mit Pflegepersonal oder so und
00:06:24: vielleicht ist so, dass der Fehler der Kommunikation einen falschen Aufnahme vom Verständnis hat.
00:06:30: Genau, aber das ist halt menschlich, denke ich mal. Also das ist typisch, also ich glaube,
00:06:38: das ist nicht nur schweißtypisch, das ist glaube ich in jedem Land so. Du hast aber auch so schön
00:06:43: gesagt, ihr musstet euch noch ein bisschen verständigen, was denn so Lohn typisch in der
00:06:48: Schweiz ist. Du musst jetzt keine Zahlen nennen, aber hattest du andere Erwartungen, hattest du
00:06:52: gedacht, es wird mehr gezahlt oder ging es eher um so Sachen wie, was ist eine Pensionskasse oder
00:06:58: wie ist die Steuerzahlung, also hast du richtig knallhart verhandelt noch oder wie ist das so
00:07:04: gelaufen? Also bei mir ist es so, bei mir ist der Beruf im Vordergrund und nicht das Gehalt.
00:07:11: Das ist schon mal ganz klar. Ich glaube sonst werde ich mich, sonst würde ich mich auch nicht für den
00:07:15: Bereich Medizintechnik entscheiden, weil dieser Bereich ist für meine Augen definitiv unterbezahlt.
00:07:21: In deutschen Krankenhäusern wie in schwarzen Krankenhäusern als Spektäler und das ist
00:07:25: einfach ein Wunderbezahlungsjob. Naja und ich bin halt mit dieser Naivität von Deutschland her,
00:07:30: also für mich fragt, der Entschluss auszuwandern höher als der Verdienst, den ich dadurch kriege,
00:07:36: also was es mir bringt, sag ich mal. Ich bin nicht ausgewandert, weil ich hier mir viel erhofft
00:07:42: habe oder auf dem Wunsch auch reich zu werden, sondern ich bin ausgewandert, weil ich für mich
00:07:46: entschieden habe, Deutschland ist nicht mein Land. Ja, wie gesagt, also ich habe in Deutschland ganz
00:07:51: vielen Städten gewohnt und ich habe da einfach mich reingepasst, deswegen bin ich ausgewandert.
00:07:55: Naja und ich habe mir ganz klein angefangen mit dem Lohn. Ich habe und da wurde dann gelacht und
00:07:59: da haben sie gesagt, wir telefonieren morgen nochmal, informiere dich erst mal über den Lohn
00:08:03: und dann haben wir nächsten Tag telefoniert, da habe ich mich dann ein bisschen über den Lohn informiert
00:08:06: und dann, ja, ging es auch relativ schnell mit der Entscheidung. Ich habe meinen Wunsch gesagt und
00:08:10: das war auf der Tabel. Da hast du, also da hast du einen guten Arbeitgeber gefunden, der
00:08:15: ist dann auch dezent darauf, wie du weißt, dass es zu wenig macht. Und uns gefällt mir auch, es ist
00:08:24: auch immer noch eine feine, finde ich aus Erfahrung auch, eine feine Angelegenheit. Ich finde, das,
00:08:31: was du sagst, ist ein starkes Motiv. Es ging dir erst mal nicht um den Lohn, sondern es ging dir auch
00:08:36: um andere Faktoren, die du quasi mit in deine Berechnung einziehst und der Lohn, der entwickelt
00:08:41: sich ja. Also, wenn du einmal im Land bist und das kennst und zeigst, dass du gute Arbeit machst,
00:08:46: dann sieht die Welt wahrscheinlich in ein, zwei Jahren schon ganz anders aus und du wirst
00:08:49: wahrscheinlich selber nochmal grinsen, wenn du über deinen ersten Arbeitsvertrag drüber schaust,
00:08:53: vielleicht, man weiß es ja nicht. Aber es ist auf jeden Fall erst mal eine gute Art auch,
00:08:59: das Ganze offen anzunehmen, weil ich kenne es bei Ärzten und Ärztinnen, die sagen, ich habe gehört,
00:09:04: ich kriege es dreifache wie in Deutschland und dann habe ich halt einfach mal drei genommen.
00:09:08: Und dann ist die Reaktion vom Arbeitgeber eine leicht andere, der sagt dann nicht,
00:09:12: du, Ben, wir telefonieren morgen nochmal, sondern der sagt dann, du, Ben, danke schön,
00:09:16: aber wir telefonieren gar nicht mehr, weil wenn du zu weit oben bist, dann ist das halt auch ein
00:09:21: Zeichen, dass du gar keine Ahnung hast. Der war ziemlich gut. Du hast ja auch viel,
00:09:29: das gesagt hast du in Deutschland viel gesehen, gibt es erst mal grundsätzlich noch gar nicht auf
00:09:34: Arzt oder Ärzten komme ich noch drauf. Unterschiede, die dir aufgefallen sind in der Art und Weise,
00:09:39: wie man in der Schweiz kommuniziert, vielleicht eher im beruflichen Kontext, aber vielleicht hast
00:09:44: du auch schon Erfahrungen privaten gemacht. Siehst du Unterschiede? In dem Spital,
00:09:49: wo ich jetzt arbeite, ich weiß nicht, ob es in allen Spitätern ist, das kann ich nicht sagen,
00:09:53: aber die Bereiche, die Fachbereiche im Spital, kenne ich es sehr, das habe ich in Deutschland
00:09:59: lange verletzt. Das muss ich sagen, ja. Also du meinst, sind eher so kleine Inseln, die für
00:10:06: sich arbeiten? Genau, ja. Das würde ich schon sagen, so finde ich das ja. Und hast du eine
00:10:13: Erklärung, wo das herkommt, ist das einfach, dass sie anders strukturiert sind oder weiß du
00:10:19: noch gar nicht, warum so ist? Ich bin leider, also bei mir ist das Ding, ich bin halt an der externen
00:10:25: Medizintechnikfirma, also wir sind im Spital schon als Projekt fest integriert, aber wir haben
00:10:31: keine richtigen Einsichten in die Strukturen des Spitals, daher kann ich da nur strukturieren,
00:10:38: aber ich denke hauptsächlich, es ist darum, dass jeder hier seinen Bereich als höchste Priorität
00:10:44: sieht und man weniger dieses Kollektiv sieht im Spital, so kommt es mir vor. Spannende Erfahrung,
00:10:52: das mag ja auch in jedem Spital anders sein oder für jede Person anders sein. Wenn du mit
00:10:58: Ärzten oder Ärztinnen direkt Kontakt hast, gibt es da etwas, wo du besonders findest oder ist das
00:11:04: ähnlich wie in Deutschland? Oder merkst du Unterschiede, sag ich mal, zwischen einem, ja wie
00:11:09: sagt man das jetzt richtig? In Anführungszeichen, Schweizer Arzt, also weil mit Migrationshintergrund,
00:11:14: aber ist das eh alles nicht mehr, kannst du einfach auch ein Schweizer Arzt, hat vielleicht
00:11:18: Hintergrund im Kosovo, in Albanien, aber siehst du Unterschiede zwischen Personen, die schon länger
00:11:24: in der Schweiz sind oder Ärzten und Ärztinnen, wo man gleich aufgrund der Sprache meint, hey,
00:11:29: wir kommen ja aus dem selten Kanton, wie ich ja aus dem selten Land, wie ich, siehst du Unterschiede?
00:11:34: Dann müsste ich jetzt überlegen, ob ich überhaupt einen Arzt kenne, der aus Dünschen ist, aber für
00:11:43: mich ist der Unterschied zwischen den Ärzten, die sollt, dass die Ärzte in der Schweiz sehr,
00:11:49: sehr unflexibel sind. Die haben ein Gerät und nur dieses Gerät verwenden sie und das wollen
00:11:55: sie ja dann auch, wenn das mal Effekte sofort gemacht haben. Im Dünschen habe ich mehr die
00:11:58: Erfahrung, die Ärzte können mehr ausweichen oder sind flexibler. Irgendwie, die haben manchmal das
00:12:05: Gerät war zwei Tage kaputt und dann haben sie das gemeldet und das war denen relativ, haben sie
00:12:09: gesagt, ja, kümmer dich drum, mach's Bescheid und so. In der Schweiz, die wollen sofort Ergebnisse
00:12:13: haben und das ist mir auch verwirrend. Also das ist ein guter Punkt, ist auch ein wichtiger Punkt.
00:12:19: Ich glaube, da kommen zwei Sachen zusammen. Also zum einen, denke ich, aufgrund der doch etwas
00:12:26: angespannteren Situation im Krankenhauswesen in Deutschland ist der Faktor improvisieren deutlich
00:12:33: höre, weil selbst vielleicht, wenn das Gerät kaputt ist, du kannst das melden.
00:12:38: Ob das Budget gerade frei ist oder ob das mal ein paar Tage so geht, ist glaube ich ein anderes.
00:12:43: Und ich kann mir auch vorstellen, in Deutschland sind die Spitäler oft deutlich größer.
00:12:47: Das heißt, die können vielleicht intern auch ein bisschen improvisieren.
00:12:51: Das ist in der Schweiz eben oft nicht so, die haben halt dann nur das Gerät.
00:12:54: Auf der anderen Seite ist es auch ein Faktor, der absolut, der widerspiegelt mit meiner
00:13:02: Schweizerfahrung. Bei aller Liebe fürs Gesundheitswesen und aller Liebe für den Menschen, es scheint
00:13:08: immer so, als ob in der Schweiz unendlich Geld im Gesundheitswesen vorhanden ist, im Vergleich
00:13:14: zu anderen Ländern. Da denke ich aber, das ist gar nicht so. Das ist meine Erfahrung. Es wird
00:13:19: genauso in der Schweiz nach dem Geld geschaut. Es wird also genauso geguckt, dass effizienter
00:13:25: Abläufe da sind, also vielleicht sogar noch effizienter und koordinierter wie in Deutschland. Und es kann
00:13:31: einfach nicht sein, dass ein Gerät vielleicht ein, zwei Tage stillsteht und deswegen Sprechstunden
00:13:36: abgesagt werden muss. Wenn die gemacht sind mit den Patienten, dann ist das absolute Priorität für
00:13:41: den Patienten, aber auch fürs Spital. Und da wird wahrscheinlich auch im Hintergrund doch ein
00:13:46: anderer Druck gemacht. Das ist definitiv so. Spannend zu sehen. Ja, natürlich. Vielleicht darf ich
00:13:51: noch was dazu sagen. Ja, klar. Genau. Also es ergibt sich ja, also wenn Geräte nicht sofort
00:13:57: in Stand gesetzt werden können und der Arzt macht Druck, also Druck hilft und so immer wenig. Gut,
00:14:02: es gibt natürlich auch bei den Medizintechnikern Mitarbeiter, die vielleicht sich der Verantwortung
00:14:07: nicht bewusst sind, dass sie im Spital arbeiten und dass Menschen dann versorgt werden. Das ist
00:14:11: aber auch die Ausnahme. Ich glaube, die Mehrheit der Medizintechniker wissen schon, dass das
00:14:14: Gerät schnellstmöglich wieder Betrieb gehen sollte. Und wir sind schon bemüht, das auch so hinzubekommen.
00:14:20: Aber man muss bedenken, es gibt Lieferschwierigkeiten bei Dionärstellern aufgrund Zoll und sowas. Sie
00:14:27: müssen manche Sachen im Ausland gestellt werden. Dann ist es doch vielleicht sinnvoll, wenn man sich
00:14:31: mal für Kleingeräte mal ein Ersatzgerät auch dazu holt. Und nicht immer verlangt. Man hat nur
00:14:37: Eingeräte. Das muss gleich am selben Tag noch gemacht werden. Ich halte das für unmöglich,
00:14:41: also für eine unschaftbare Aufgabe. Das ist halt leider so. Also ich nehme mal diese sanfte
00:14:48: Kritik jetzt auf, Ben. Wenn ich es nächstes Mal mit Verantwortlichen im Spital spreche,
00:14:52: werde ich das mal anbringen. Weil ich kann das nachvollziehen, dass der Druck natürlich
00:14:57: für euch auch immens ist, oder? Also das Gerät wieder klar zu machen und es gibt wahrscheinlich
00:15:01: Grenzen, wo er nicht weiter kommt. Hast du da Unterschiede erlebt, dass man in der Schweiz
00:15:07: irgendwie vielleicht enttäuschter ist, wenn es nicht schnell wieder parat ist? Oder ist das
00:15:13: eigentlich im jeden Krankenhaus der Welt gleich, dass man halt irgendwie die Erwartung hat,
00:15:17: hey, jetzt kommt der Servicedienst leistungsläuft die Kiste, morgen ist das Ding schädlich. Also bei
00:15:22: uns ist es ja so oder zumindest mal bei mir, dass ich versuche, das Problem so gut wie
00:15:28: möglich zu analysieren, die Lösungen abschätzen muss und was ist möglich, was kann ich tun,
00:15:33: wie kann ich dem Arzt helfen, dass er sein Gerät oder das Problem, die Störung, schnellstens
00:15:39: möglich bewogen wird. Und da beziel ich vieles ein, auch alle Geräte, den ganzen Gerädepark
00:15:45: im Krankenhaus, vielleicht kann ich ein anderes Gerät irgendwo herbesorgen oder so. Wenn das
00:15:48: nicht möglich ist. Und ich dem Arzt erkläre, es ist so folgende Sachverhalt und aufgrund dessen
00:15:55: Punkte kann ich die Störung heute nicht beheben. Ja, das Gerät wird vermutlich erst nächste Woche,
00:16:00: wie man im Betrieb gehen können, sind Schweizer Erste oder Schweizer Personal sehr, sehr negativ
00:16:07: gestimmt. In Deutschland ist schon so, dass ich dann mehr einen Feedback bekomme und vielleicht
00:16:14: noch mal eine Anregung von dem Arzt, dass er mir sagt, dann gib mir doch ein Leihgerät oder ich
00:16:19: habe da noch eine Beziehung. Ja, die kann ich dir zukommen, da schon versuchst du mal bei dem
00:16:23: Außendienstmitarbeiter oder sowas. Also da war mehr Dynamik dahinter, da war wirklich das Gefühl
00:16:28: von Zusammenarbeit. Das hast du hier in der Schweiz oder beziehungsweise jetzt in meinem Spital
00:16:32: weniger. Ja, spannende Erfahrungen, die du da teilst. Also ich glaube, wenn du jetzt als Arzt oder Ärztin
00:16:37: zuhörst und gefragt hast, hey, warum sprechen wir heute über Medizintechnik, ich glaube, da hat es
00:16:41: sich an dem Punkt jetzt schon gelohnt, den Dialog zwischen den Berufen einfach mal herzustellen,
00:16:46: die unterschiedlichen Perspektiven hinzubekommen, weil ja jetzt zieht ja letztlich alle am selben
00:16:51: Strang und sicherlich ist in dem Moment mal ärgerlich, aber letztlich geht es um die Patientenversorgung
00:16:57: und da ist es ja wichtig, dass alle an einer Linie sind. Wenn du hast am Anfang gesagt, du hast
00:17:05: viele Erfahrungen gemacht, das ist ja immer gut, auch wenn man schon mal in Deutschland oder wo
00:17:09: immer man herkommt, auch schon mal umgezogen ist und das ganze kennt sich in einem neuen
00:17:14: System einzuleben, sich neue Beziehungen aufzubauen etc. Hast du es dir einfacher vorgestellt oder
00:17:22: sind so ein paar Sachen, wo du sagst, ja, das hast du überhaupt nicht dran gedacht, wo es Richtung
00:17:28: Schweiz ging? Ja, das ist ja die Wohnungssuche. Also jetzt privat gesehen ist es die Wohnungssuche,
00:17:34: definitiv, wo ich nicht gedacht hätte, das ist ein Leuchos, definitiv. Ich bin jetzt ein Jahr
00:17:38: hier und bin seit einigen Jahren Wohnungssuche, habe noch keine Wohnung vor und das ist schon für
00:17:43: mich so ein kleiner Punkt, wo ich nicht gedacht habe, dass es schwer wird. Ansonsten ist für mich
00:17:47: eigentlich alles gut, aber bei mir ist es so, ich habe keine Familie, ich bin als Einzelgeher
00:17:52: gekommen in die Schweiz und habe dementsprechend auch weniger Familienthemen, die ich in der
00:17:58: Schweiz irgendwie bearbeiten muss oder ja. Warum ist die Wohnungssuche so schwer für dich? Also
00:18:04: hast du eine, also ist es jetzt ein regionales Thema, das einfach schwierig überhaupt was zu finden
00:18:10: ist oder hast du das Gefühl, es ist gerade sehr viel auch im Umbruch im Mietmarkt und man hört
00:18:16: es ja immer wieder in Zürich, wenn ganze Wohnblocks irgendwie saniert und dann sind einfach mal 200
00:18:21: Mietparteien auf dem Mietmarkt und müssen innerhalb kürzester Zeit was suchen oder hast du eine
00:18:26: Erklärung für dich so ein bisschen, warum es schwierig gerade ist nach dem Jahr? Also bei
00:18:30: Wohnungsbesichtigungen sind ja meist eine Vielzahl von Bewerbern und da findet man schon oft Single
00:18:37: oder alleinerziehende Mütter und ich glaube die werden auch bevorzugt. Ich meine, ich finde das
00:18:40: auch okay, aber dennoch habe ich hier eine Arbeit und ja, das ist halt, wenn man da keine Wohnung,
00:18:48: keinen bleibenden Sitz findet, ist natürlich schon schwierig die Arbeit dann hier oder
00:18:52: den Arbeitsplatz aufrecht zu haben, ist einfach so. Ja, ist auch wahrscheinlich schwierig, also ich
00:18:56: weiß jetzt nicht, ob du immer noch quasi in der ersten Airbnb bist oder ob du schon mal wieder
00:19:01: zübeln musstest, weil dann hast du auch immer wieder ein anderes Umfeld und damit kommt es ja
00:19:07: auch nie so richtig an oder? Also das ist ja eine Wohnung an sich, also so schön wie eine
00:19:12: Fanwohnung zum Übergang ist, finde ich auch eine gute Lösung, aber wenn man so dann weiß,
00:19:17: hey ich möchte jetzt in der Schweiz bleiben, irgendwie das eigene Zuhause einrichten und
00:19:21: so das Quartierentdecken gehört ja irgendwie dann auch dazu zu sagen, hey hier fühle ich mich dann
00:19:26: auch wie Zuhause oder schwingt das vielleicht auch ein bisschen so mit rein, dass du sagst,
00:19:31: das ist irgendwie nicht die Situation, die ewig trägt, ne? Ja auf jeden Fall, das ist schon so,
00:19:36: dass man natürlich in Deutschland auch was aufgegeben hat, man hat sich da ein bisschen was
00:19:40: aufgebaut und beziehungsweise so, so wie es ging und daran hat man sich auch ein bisschen gewöhnt,
00:19:46: dann macht man diese Abstriche für vor zur Zeit, denkt sich okay das ist noch eine Verbrückung
00:19:50: diese Airbnb jetzt wohne ich schon seit einem Jahr, Gott sei Dank in derselben, mein Vermieter hier ist
00:19:55: ja sehr knetig mit mir und hat ihm auch zugestimmt, dass es unbegrenzt ist, aber trotzdem man will
00:20:00: sich einrichten, man will seine eigene Verwände, das ist schon so. Also ich würde unbedingt an deiner
00:20:07: Stelle nochmal mit deinem Arbeitgeber sprechen, wenn du das nicht schon gemacht hast und da offen
00:20:11: kommunizieren, dass das für dich eine Situation ist, die jetzt nichts mit dem Job zu tun hat und
00:20:16: auch für die der Arbeitgeber nichts kann, also es ist immer wichtig in der Schweiz da so die Linie
00:20:19: zu ziehen. Ich habe aber die Erfahrung im Gesundheitswesen oder in der Schweiz allgemein
00:20:24: gemacht, dass die Arbeitgeber die ausländische Fachkräfte einstellen und so wie du das am Anfang
00:20:30: beschrieben hast, dass jede Woche mit dir telefoniert wird und so was, habe ich schon das
00:20:34: Gefühl, dass dein Arbeitgeber sehr wohl um die Situation weiß beim kommen und manchmal vergessen
00:20:40: einfach die Schweizer Vorgesetzten, dass du einfach in der Situation bist und dass die Situation sich
00:20:46: indirekt schon auch auf die Arbeit auswirkt und die Erfahrung war auch eine gute, einfach nochmal
00:20:53: um ein Gespräch zu bitten mit einem Vorgesetzten und sagen, hey du kannst nichts für, alles klar,
00:20:57: aber es ist einfach momentan nicht einfach was zu finden, ich finde es aber wichtig, weil ich
00:21:02: will hier dauerhaft bleiben, ich fühle mich richtig wohl bei dir, mache ich irgendwas falsch bei
00:21:08: den Bewerbungen um die Wohnung, kannst du mir vielleicht noch mal ein Tipp geben, hast du ein
00:21:12: inoffizielles Netzwerk oder sowas und ich habe das in Spitälern echt erlebt, klar kontextabhängig
00:21:19: und wer sich darum kümmert, aber im Heimspital hat die Sekretärin eine Woche später zwei
00:21:24: Wohnungen außen gut gezaubert, die waren nicht auf dem Mietmarkt, die hatten eine gute Lage,
00:21:30: die hatten einen guten Preis und die hatte irgendwelche Kontakt, also das würde ich dir
00:21:34: unbedingt noch mal empfehlen, das offene Arbeitgeber anzusprechen, weil oft ist, hat er das nicht
00:21:40: offenbarer da, wenn du, für den ist das halt irgendwie normal, klar Wohnung suchen finden,
00:21:44: hat man halt, aber das mit einzubeziehen, weil für einen Schweizer Arbeitgeber, wenn du quasi
00:21:51: das Gespräch suchst und sagt, hey guck mal, der Ben, der will ja bei uns bleiben, der hat aber
00:21:57: da und da die Herausforderung, vielleicht ist es ihm als Ausländer ein bisschen schwierig,
00:22:00: guck mal, wenn ich den Ben jetzt helfe und das ist ja wahrscheinlich kein großer Gefallen mal
00:22:05: im Netzwerk zu fragen, bei Kunden zu fragen, bei Partnern zu fragen, dann ist es für den Ben
00:22:10: eine feine Sache und der Ben macht seine Arbeit gut, also das vielleicht als kleiner Tipp für
00:22:16: dich. Was würdest du anderen Ausländern, Deutschen, Ärzten, Medizintechnikern,
00:22:26: die auch überlegen, in den Schweiz zu gehen, hättest du noch so ein, zwei Tipps oder Ideen,
00:22:33: wo du sagst, das ist gut dran zu denken oder vielleicht im Vorfeld über den Lohn genau
00:22:39: Bescheid so wissen oder wo du aus eigener Erfahrung noch mediten möchtest? Also für mich ist es halt
00:22:46: immer so, ich reg meine Prioritäten ab, was ist mir wichtig im Leben und diese Prioritätspunkte
00:22:51: klappe ich, habe ich dann in der Schweiz halt für mich abgefragt, gut ist mit dem Lohn das
00:22:57: ist natürlich eine Sache, da ich hatte mich schon mal versucht, über Internet dazu informieren,
00:23:01: aber da kamen da auch die falsche Ergebnisse raus, deswegen hat es von mir aus gespänt nicht so
00:23:05: klappt, aber so, ich habe meine Prioritäten hier für mich abgewogen in der Schweiz und für mich
00:23:12: ist es so, ich habe nicht so viele Prioritäten, die ortsabhängig sind, sondern ich bin da eher
00:23:17: flexibel, von daher ist es für mich kein Problem und ich bin sehr offen gegenüber jedem Worte. Aber
00:23:22: jemand, der da nicht so offen ist, der sollte schon wegen, ob es seinen Verein zum Beispiel in der
00:23:27: Stadt gibt oder wenn er da Vereinssport macht, irgendwie, das sollte man halt schon vorher mal
00:23:32: erklären, bevor man dann in einem Wohnort ist, wo man seinen Sportdingen ausführen kann oder seine
00:23:36: Hobbys nicht mehr auslegen kann. Da ist man natürlich dann auch eingeschränkt im Privatleben,
00:23:39: das macht dann dann auch nicht glücklich. So je Sachen zum Beispiel, das wäre schon wichtig.
00:23:44: Du Ben, für alle, die es nicht wissen und die können es nicht wissen, zeichnen
00:23:51: Sonntag früh auf, Ben hat hier seinen Sonntagvormittag geopfert für die Aufzeichnung. Ich sage dir ganz,
00:23:56: ganz lieben Dank, hast du deine Erfahrungen geteilt, war wirklich extrem spannend, ich glaube allein
00:24:01: der Punkt, diese Perspektivwechsel zwischen Krankenhaus, Arzt, Medizintechnik, um das Gerät hat
00:24:11: sich gelohnt, mit dir heute zu sprechen und auch ganz vielen Dank für deine persönlichen
00:24:16: Einblicke, hinter die Kulissen und ich glaube, du hast es schön geschrieben, man muss seine
00:24:21: eigenen Prioritäten finden und dafür sage ich dir ganz lieben Dank, hast du diese geteilt.
00:24:26: Ja gerne, ganz schön sind wir. Und dir fürs Zuhören sage ich auch ganz, ganz lieben Dank und was
00:24:35: wir jetzt bei Ben erlebt haben, diese Prioritäten wirklich zu setzen, das ist mir auch ganz, ganz
00:24:40: wichtig. Es ist nicht nur der Job in der Schweiz und es ist nicht nur das bessere Gehalt oder
00:24:45: weniger Steuerbelastung, sondern es kommt darauf an, dass du in die Schweiz passt. Vielleicht
00:24:50: passt du in die Schweiz, vielleicht nicht und vielleicht gibt es auch ganz andere Lösungen für dich. Dann
00:24:55: trage dich unbedingt den Newsletter ein, docsgoswiss.ch, da gibt es Klarheit, eine ehrliche Meinung und
00:25:02: informiere dich gerne. Ich sage danke fürs Zuhören, wünsche dir Gesundheit und bis bald, ciao bei Martin.
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