#69 Ist die Schweiz wirklich so anders? – Ein Arzt, ein Buch & viele Aha-Momente
Shownotes
Was erwartet dich wirklich, wenn du als Arzt oder Ärztin in die Schweiz gehst?
In dieser Folge spreche ich mit Dr. Boris Rapp – Arzt, Betriebswirt, Führungskraft und Autor des Buchs „Der Schweiz-Kompass für Deutsche“.
Wir sprechen über die oft unsichtbaren, aber entscheidenden Unterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz: 🧭 Warum Eigenverantwortung in der Schweiz nicht nur ein Wort ist 🧽 Wieso du beim Wohnungswechsel besser eine Putzfirma buchst 🤐 Und was dein Chef dir nicht direkt sagen wird – aber trotzdem meint
Wenn du ernsthaft über einen Wechsel in die Schweiz nachdenkst, ist diese Folge Pflicht. Denn es geht nicht nur um Jobs – sondern um Mentalität, Kultur und deinen Weg zu echter Klarheit.
🎧 Jetzt reinhören – und wenn du mehr willst: 👉 https://www.docsgoswiss.ch/ – dort gibt's Newsletter, Angebote & echte Einblicke.
Sponsor der Espisode: PraxaMed Center AG ist Ihr Partner mit einem Rundum-Sorglos-Paket für eine Anstellung als Ärztin oder Arzt in der Schweiz. Aktuelle Stellenangebote hier.
Transkript anzeigen
00:00:00: [Musik]
00:00:07: DocsGoSwis hier, Martin Werner, dein Auswanderarchitekt, sagt herzlich willkommen zu einer neuen Folge von deinem Auswander-Podcast.
00:00:16: Heute sprechen wir über das Thema "Verzetteln".
00:00:20: Du weißt oder hast vielleicht schon gemerkt, wenn du dich mit der Schweiz beschäftigst,
00:00:24: es gibt unheimlich viel zu inbügelndes, zu recherchieren, man kann Kollegen fragen.
00:00:30: Und die Gefahr dabei ist groß, dass man sich verzettelt, dass man viel Zeit investiert in Recherche und zum Schluss merkt,
00:00:38: "Mh, was mache ich jetzt mit den ganzen Informationen? Was hilft mir eigentlich weiter? Stimmt das für mich und meine Familie? Stimmt das für meinen Karriereweg?"
00:00:47: Deswegen bin ich sehr froh, dass die PraxMed Center AG den Podcast sponsored. Sie bringt ja nämlich genau die Klarheit,
00:00:54: wenn du im angestellten Verhältnis oder vielleicht auch später in Selbstständigkeit eine Praxis in der Schweiz führen möchtest.
00:01:00: Und unser heutiger Gast bringt uns auch sehr, sehr viel Klarheit.
00:01:05: Er hat als Arzt und Betriebswirt bis Schweiz fünf Jahre erlebt.
00:01:10: Und ich frage mich immer noch wie, aber er hat dazu auch noch ein sehr umfangreiches Buch gerade veröffentlicht,
00:01:17: "Der Schweizkompass für Deutsche, Kultur, Alltag und Erfolg im Neuen zu Hause" geschrieben.
00:01:24: Und über das Buch, seine Erfahrung und warum du das Buch unbedingt lesen musst, ohne dich zu verzetteln,
00:01:30: sprechen wir heute und ich sage ganz herzlich willkommen im Podcast, Herr Dr. Boris Rapp. Schön, Sie hier zu haben.
00:01:37: Vielen Dank. Vielen Dank, Herr Werner. Ich freue mich sehr. Danke.
00:01:41: Herr Dr. Rapp, wenn ich Ihre Wieter lese, Sie haben in Deutschland aufgrund Ihrer Kombination Arzt, Betriebswirt,
00:01:48: Führungsaufgaben geleitet, Managementaufgaben geleitet, haben das dann fünf Jahre in der Schweiz gemacht,
00:01:54: sind jetzt schon wieder in Führungsposition in Deutschland.
00:01:58: Woher haben Sie die Zeit und den Willen oder die Überzeugung genommen, auch noch ein Buch zu schreiben?
00:02:05: Ja, das ist in der Schweiz entstanden, die Idee dazu, weil ich relativ bald gemerkt habe, dass viele Dinge anders sind
00:02:14: und ich einfach auch viele Dinge lernen musste, sehen musste und ich mir im Nachhinein gewünscht hätte.
00:02:21: Ich hätte so was gehabt, es gab zwar auch Bücher, die ich hatte, es gibt ja auch ein paar Werke zu dem Thema,
00:02:26: aber ich habe festgestellt, es sind so viele Dinge und ich habe dann angefangen, eine Liste zu machen
00:02:30: und die Dinge aufzuschreiben und ich habe gedacht, Mensch, das wäre doch was, das mal zusammenzufassen,
00:02:35: weil es eben auf den ersten Blick auch nicht erkennbar ist.
00:02:38: Wenn man anfangs da ist, dann denkt man, ja, die Menschen sprechen ja auch Deutsch oder in der Zentralschreibung zumindest
00:02:44: und man sagt dann, ja, das ist so ein bisschen wie Deutschland und das passt schon irgendwie.
00:02:48: Man merkt aber relativ schnell, es ist ein anderes Land und es ist eine andere Kultur
00:02:53: und das hat mich dann irgendwie motiviert und gereizt, das mal zusammenzufassen
00:02:57: und dann wird es immer mehr und mehr und daraus ist dann das zu entstehen.
00:03:01: Sie haben es schon angesprochen, es gibt so Dinge, die kann man sich nicht vorstellen.
00:03:06: Was sind denn das für Dinge und Erlebnisse, wo Sie sagen, damit hätten Sie nie im Leben gerechnet,
00:03:13: das ist so was, was sich auch bei Ihnen eingebrannt hat, wo man einfach gesehen haben muss
00:03:19: und wo man unschwer erwartet, wenn man jetzt vielleicht als Deutscher an die Schweiz denkt?
00:03:24: Ja, also da gab es sicherlich viele Stüsselerlebnisse, aber ich habe ein Erlebnis,
00:03:30: was sich wirklich ganz am Anfang sehr stark eingebrannt hat
00:03:37: und wo ich dann auch sehr stark überlegt habe, warum ist das so.
00:03:40: Und so ist es so, dass unser Head Office, also die Verwaltung von dem Unternehmen, wo ich tätig war,
00:03:47: ist in Küsnacht, am Rigi, und ist ja eine recht relenzische Region dort auch
00:03:53: und als ich dann so die ersten Tage zur Arbeit gefahren bin, ist mir aufgefallen, direkt neben dem Büro,
00:04:00: Paarhäuser Weiter ist eine Kindertagesstätte und mir ist aufgefallen, dass da ganz kleine Kinder,
00:04:06: also geschätzt irgendwie drei Jahre alt maximal, dass die da alleine in die Kindertagesstätte gegangen sind.
00:04:13: Wir hatten da dann ein Warenweste an und irgendwie ein Rucksack drauf
00:04:17: und ich habe mir vorgestellt, dass kann da eigentlich gar nicht sein, weil ich mir gedacht habe,
00:04:21: wer das in Deutschland, oder wie habe ich das in Deutschland auch erlebt,
00:04:24: das wird in Deutschland niemand machen, also sein Kind quasi alleine in dem Alter zur Tagesgruppe zu schicken.
00:04:34: Darüber habe ich mir wahnsinnig viele Gedanken gemacht
00:04:38: und ich habe dann auch hinterher nicht direkt verstanden, das war sehr eindrücklich,
00:04:42: wie gesagt, wow, das ist, fand ich sehr beeindruckend, dass die Eltern sich das trauen sozusagen
00:04:47: und ich habe dann lange drüber nachgedacht, wo kommt das her oder was ist das
00:04:51: und inzwischen glaube ich habe ich die Erklärung dafür, warum das so ist und warum das,
00:04:55: und das ist auch ein wesentlicher Unterschied von der Schweiz zu Deutschland.
00:05:00: Die Schweizer lernen ganz früh Eigenverantwortung für ihr Leben zu übernehmen.
00:05:06: Das ist ein ganz klares Motiv, dass man für sein Leben selbst verantwortlich ist
00:05:10: und dass niemand anders verantwortlich ist, nicht der Staat, nicht der Arbeitgeber,
00:05:14: auch wenn Fehler passieren, dass nicht andere dafür zuständig sind, dass es einem selber gut geht.
00:05:20: Das ist eine Haltungsfrage und die erlebt man, wenn man dann tiefer einsteigt,
00:05:24: die erlebt man überall, dass das Menschen für sich selber Verantwortung haben
00:05:30: und das ist ein sehr beeindruckender Unterschied zu Deutschland,
00:05:33: weil da erlebt man oft genau das Gegenteil
00:05:36: und ich war ja da auch in so einer Arbeitgeberrolle, eben als ich vorstand,
00:05:39: jetzt bin ich auch wieder vorstelle in Deutschland und auch als Arbeitgeber
00:05:44: ist das eine ganz andere, ganz ganz anders im Unternehmen
00:05:48: und das war so das Schüsselerlebnis, das mich wirklich da auch am Anfang sehr geprägt
00:05:51: und ins Nachdenken gebracht hat.
00:05:53: Ja, das höre ich immer wieder, ich hatte auch mit einem Schuldirektor gesprochen
00:05:57: und der hatte ja dann erzählt, also es gibt immer wieder Konflikte im ersten Schuljahr,
00:06:02: meistens mit deutschen Eltern, die der Meinung sind, ihre Kinder in die Schule fahren zu müssen,
00:06:07: es wird nicht geduldet, da greifen sie ganz hart bei uns,
00:06:10: weil es eben ein, es geht nicht darum, dass die Personen, also das Kind in die Schimmel gefahren wird,
00:06:16: sondern es geht, wie du, oder wie sie gesagt haben,
00:06:19: darum, dass das so eine Lebensphilosophie ist, die man vorleben möchte
00:06:24: und das soll auch für alle vorgelegt werden.
00:06:27: Und als sie das jetzt so sagten, kam mir gleich zwei Sachen.
00:06:33: Über die Arbeitgeberrolle würde ich noch ein Tick später mit Ihnen sprechen,
00:06:36: das finde ich nämlich sehr spannend.
00:06:38: Wenn ich jetzt aber als Arzt oder Ärzte den zuhöre,
00:06:41: was bedeutet denn das vielleicht für mich, wenn ich, wenn mein Schweizer Arbeitgeber
00:06:47: mehr Eigenverantwortung für, also für sich als Person erwartet, so hatte er es gelernt,
00:06:53: so erwartet er es ja auch in seinem Team, also auch für dich als Arzt oder Ärzte,
00:06:58: wenn du neu kommst.
00:07:00: Wo beginnt denn dann schon diese Eigenverantwortung?
00:07:03: Spür ich das während der Hospitation vielleicht schon?
00:07:06: Spür ich das während eines Vorstellungsgesprächs?
00:07:09: Und wo kann es da auch zur Reibung kommen, wenn ich diese Eigenverantwortung
00:07:14: nicht lebe und nicht verstehe?
00:07:16: Ja, man spürt das eigentlich von Anfang an, sondern es wird erwartet,
00:07:20: dass man, dass man die Aufgabe, die man bekommt,
00:07:23: dass man die auch eigenverantwortlich macht und dass man sich auch Hilfe holt,
00:07:28: wenn man der Auffassung ist, dass man irgendwas braucht.
00:07:31: Es ist schon so, dass in den meisten Unternehmen, so die ich kenne,
00:07:35: dass das Onboarding gut organisiert ist, also es ist nicht so, dass der Arbeitgeber sagt,
00:07:39: jetzt musst du die alles holen und jetzt ist alles nicht organisiert,
00:07:41: sondern es ist alles sehr gut organisiert.
00:07:43: In der Schweiz ist alles, meiner Meinung nach, im Durchschnitt deutlich besser organisiert,
00:07:47: als in Deutschland.
00:07:49: Aber es wird schon erwartet, dass man dann, wenn man jetzt sagt,
00:07:53: okay, ich komme jetzt an eine Grenze oder ich weiß nicht genau,
00:07:55: ich fühle mich noch nicht richtig sozusagen eingeführt,
00:07:58: dass man dann auch nachfragt und dass man nicht erwartet,
00:08:01: dass der Arbeitgeber sagt, okay, du kriegst jetzt noch mehr Betreuung,
00:08:05: also es ist nicht so, dass sich da permanent jemand danebensetzt.
00:08:09: Das ist aber möglich, aber man hat die Verantwortung, sich da auch selber drum zu kümmern,
00:08:13: dass das dann eben auch funktioniert.
00:08:15: Und das ist was, was aber unausgesprochen ist, das macht so ein bisschen kompliziert.
00:08:20: Sondern man muss einfach mit der Haltung, wenn man das jetzt weiß,
00:08:23: sozusagen, dass das so ist, man muss mit der Haltung da dann schon,
00:08:27: da dann schon sein, weil das wird einem keiner erklären,
00:08:30: weil die Schweizer selber können das höchstwahrscheinlich für sie selber gar nicht erklären,
00:08:33: weil sie gar nicht den Vergleich zu Deutschland haben.
00:08:35: Wenn man schon mit drei Jahren so aufgewachsen ist,
00:08:38: dass man alleine zum Kindergarten geht, dann stellt sich die Frage wahrscheinlich gar nicht mehr,
00:08:43: wenn man dann erwachsen ist, was zu tun ist.
00:08:45: Deswegen ist es nicht einfach zu beantworten, wie man es richtig macht sozusagen.
00:08:52: Auch ein ganz, ganz wichtiger Punkt, den ich immer wieder betonen darf,
00:08:55: denn Schweizand fällt das oft nicht auf.
00:08:58: Ein HR-Leiter von einem Schweizer Spital sagte auch mal zu mir,
00:09:02: ich kann das meinem Team auch nicht übel nehmen, die waren noch nie selber ausgewandert.
00:09:07: Und das ist eben den Schweizand auch inne dadurch, dass es ihnen so gut geht in ihrem eigenen Land,
00:09:12: haben sie wenig eigene Auswandererfahrung und bringen die mit.
00:09:16: Und sie meint das gar nicht böse oder so, das ist völlig wertfrei,
00:09:20: das ist einfach gelebte Kultur.
00:09:22: Und ich muss auch sagen, ich habe mich am Anfang schwer damit getan,
00:09:25: weil ich weiß teilweise aus Deutschland gewohnt, dass auch Behörden mich informieren.
00:09:31: Ich habe einen Anrecht auf, ich sage jetzt mal Arbeitslosengeld oder BAföG oder was auch immer,
00:09:35: und ich werde von den Behörden aktiv informiert.
00:09:38: Also ich schreibe mich als Student ein, dann kommt das BAföGabend auf mich zu und sagt,
00:09:42: Herr Werner, Sie hätten vielleicht Anspruch, stellen Sie doch mal Ihre Formulare.
00:09:46: In der Schweiz ist es nicht so.
00:09:48: In der Schweiz hast du vielleicht auch einen Anspruch auf etwas.
00:09:52: Und wenn du fragst, bekommst du dieselben Informationen wie in Deutschland,
00:09:56: und du wirst genauso aufgeklärt, auch beispielsweise vom Finanzamt, vom Steueramt.
00:10:00: Aber so dieser Initialimpuls liegt bei dir, du musst dich kümmern.
00:10:04: Und dann wird geschaut, was du eben hast und du wirst informiert.
00:10:08: Und das war wirklich auch für mich eine Umstellung.
00:10:11: Und erlebst auch mit angestellten Ärzten diese Erwartungshaltung,
00:10:16: hier muss doch hier alles gezeigt werden.
00:10:19: Und das ist ein Knackpunkt, ich nenne das immer so, das kulturelle Ordnungsort, in wo es reiten könnte.
00:10:25: Gibt es denn, wenn Sie so zurückblicken, oder andersherum gefragt,
00:10:30: wie war es denn für Sie als Deutscher zu gehen,
00:10:35: mit welchen Erwartungen Sie gegangen sind,
00:10:38: und wie sind Sie aufgenommen worden in dem Team, oder in dem Setting, wo Sie hingekommen sind?
00:10:43: Wie war das der Anfang?
00:10:45: Zu Erwartungen ist ganz schwer zu sagen,
00:10:47: weil ich bin so ein bisschen, ich sag mal, wie die Jungfrau zum Kind, zu diesem Job gekommen,
00:10:51: weil der Gesellschaft der Firma hat auch in Deutschland,
00:10:55: hat auch in Deutschland eine Firma, und dann haben wir uns kennengelernt,
00:10:58: und dann hat sich diese Option ergeben.
00:11:00: Und ich hatte vorher mit der Schweiz, außer dass ich mal mit 16 Jahren im Ferienlager war,
00:11:03: überhaupt gar nichts zu tun, auch gar keine Vorstellung.
00:11:06: Und bevor ich quasi da war, war ich einmal kurz da, um es mir anzugucken.
00:11:11: Insofern waren die Erwartungen nicht groß.
00:11:14: Aber ich muss sagen, ich bin sehr, sehr freundlich aufgenommen worden.
00:11:18: Und ich hatte wahnsinniges Glück, eine Wohnung zu finden.
00:11:22: Ich habe in Zug gewohnt, da gab es noch so ein Zugeramtsblatt,
00:11:26: das gibt es heute leider nicht mehr, oder es gibt es nicht mehr in gedruckter Form,
00:11:29: es war so ein kleines Häftchen.
00:11:31: Und ich hatte die Idee, okay, wie bekomme ich denn jetzt eine Wohnung?
00:11:33: Ich war ja weit entfernt, und ich konnte aus der Ferne, wo muss ich Wohnung suchen,
00:11:37: und hatte da ein Inserat geschaltet.
00:11:39: Und dann, witzigerweise, die Vermieterin, die wollte es schon wegschmeißen,
00:11:42: hat es dann aber doch nochmal durchgelesen, weil sie irgendwie seine Zeit hatte,
00:11:46: und hat die Anzeige, und hat mich dann angerufen.
00:11:49: Und ich habe heute noch mit den beiden, das ist ein Ehepaar,
00:11:53: eine enge Freundschaft, und die haben mich eigentlich eingeführt.
00:11:57: Also die haben ja alles erklärt, so, die haben ich quasi ein bisschen adoptiert,
00:12:03: wer jetzt falsch gesagt, ja, aber wir sind wirklich gute Freunde geworden,
00:12:06: und die haben mir so ein bisschen die Fettnäpfchen erklärt,
00:12:08: und so ein bisschen, das hat mir extrem geholfen, muss man sagen.
00:12:11: Und was am Anfang sicherlich schwierig ist, ist das Schweizer Deutsch zu verstehen,
00:12:17: das ist eine Herausforderung, gerade wenn es wirklich Schweizer Deutsch ist.
00:12:22: Und das hat mir auch so ein bisschen geholfen dann,
00:12:27: wenn man dann auch Menschen hat, die länger mit einem auch Hochdeutsch sprechen,
00:12:32: obwohl das eigentlich ein Kompliment ist, wenn man dann an Schweizer Deutsch angesprochen wird.
00:12:38: Das ist nicht unhöflich, sondern das ist eher ein Zeichen,
00:12:42: dass man akzeptiert wird, und das war so ein Gradmesser auch.
00:12:48: Die Menschen mit einem anfangen, Schweizer Deutsch auch zu sprechen,
00:12:51: das ist eher ein Zeichen, okay, du bist jetzt da, und das passt für uns so.
00:12:55: Also insofern, man muss da auch ein bisschen Glück haben,
00:12:58: dass man mit den richtigen Leuten zusammenkommt,
00:13:00: aber generell sind, oder habe ich die Schweizerinnen und Schweizer als sehr höflich
00:13:06: und schon willkommen orientiert erlebt.
00:13:10: Und das Thema Behörden, das finde ich auch sehr faszinierend.
00:13:14: Ja, das ist so, dass man aktiv wenig bekommt,
00:13:17: aber was ich extrem faszinierend finde, wenn man sich an eine Behörde wendet,
00:13:21: an welche auch immer, und in den fünf Jahren habe ich einige Behörden immer mal wieder kontaktiert,
00:13:26: ist immer serviceorientiert.
00:13:28: Die Haltung der Behörden in der Schweiz ist, wir sind für den Bürger da.
00:13:33: Und das ist eine ganz andere Haltung als die Haltung, die man in deutschen Behörden findet,
00:13:38: so nach dem Motto "der Bürger ist ein Bittsteller und der kann froh sein,
00:13:42: wenn wir Zeit für seinen Anliegen haben".
00:13:45: Das ist in der Schweiz ganz anders. Man schreibt wie immer an eine Behörde, man kriegt eine Antwort.
00:13:49: Und selbst wenn man sagt, Mensch, ich habe jetzt hier ein Thema, ich brauche das dringend,
00:13:52: ich brauche das jetzt, es hat keine Zeit.
00:13:54: Selbst dann sind die Menschen freundlich und bemühen sich wirklich, das Anliegen zu lösen.
00:13:59: Aber ohne Vorwürfe und ohne Weglagen sozusagen, sondern man ist wirklich fokussiert,
00:14:05: der Bürger hat ein Thema und dann funktioniert.
00:14:09: Und solange man sich an die Spiele gen hält, funktioniert das wunderbar.
00:14:13: Und das muss ich sagen, habe ich sehr zu schätzen gelernt.
00:14:16: Ich kann das auch nur bestätigen. Man hört ja viel, was die Anerkennung der Diplome betrifft,
00:14:22: die Mabiko an der Arztdiplome.
00:14:24: Und die Mabiko hat oft, finde ich, einen falschen, schlechten Ruf,
00:14:29: weil sie wird immer so dargestellt, sie ist nicht erreichbar.
00:14:32: Also man kann nicht einfach anrufen und auf E-Mail antworten sie auch nicht eben schnell.
00:14:36: Und auch da ist mir das so deutlich geworden, es ist eine Behörde, die sehr stark arbeitet
00:14:42: und nicht mit irgendwelchen Leuten telefoniert und sich ständig stören lässt.
00:14:46: Und wenn dann wirklich es hart auf hart kommt und der Arzt oder die Ärztin noch nicht die Anerkennung hat,
00:14:52: aber ein Arbeitsvertrag, den er in der Schweiz hat, dann wird das auf sehr schweizerische Art gelöst.
00:14:57: Also nicht der ausländische Arzt oder die Ärztin meldet sich bei der Behörde,
00:15:01: sondern der Schweizer Arbeitgeber regelt im Hintergrund und sagt, hey, du hör zu.
00:15:06: Wir haben den Bedarf, auch die Mabiko weiß, wir brauchen Leute im Gesundheitswesen.
00:15:11: Wir würden gerne mit dem Arzt, ich sage jetzt einfach mal am ersten Mal, starten.
00:15:15: Hey, Leute, es ist April, könnt ihr irgendwie den Antrag vorziehen und schneller bearbeiten.
00:15:21: Und in der Regel wird das gemacht, das wird nicht an die große Glocke gehängt,
00:15:24: aber es ist sehr, sehr serviceorientiert.
00:15:27: Und das kommt manchmal ein bisschen komisch an,
00:15:30: so weil wir erst mal denken, warum sind die so?
00:15:33: Aber die machen das eben, damit sie die Zeit haben, die Arbeit auch zu erledigen.
00:15:38: Und wo sie sagten, sie hatten dieses Vermieter-Eherpärchen, was Freunde geworden sind,
00:15:44: das ist ja eigentlich fast die ideale Konstellation, die ich sehr, sehr gut finde.
00:15:49: Also eigentlich kein Ansprechpartner in der Firma, in der man tätig ist,
00:15:53: sondern jemand, der von außen dazu kommt, der ein bisschen neutralen Pik auf das Ganze hat
00:15:58: und einen so durchleitet, ohne quasi vorgesetzter zu sein oder Kollege,
00:16:03: wo andere Befindlichkeiten auch eine Rolle spielen.
00:16:06: Und sie haben gesagt, sie wurden auf einige Fettnäpfchen hingewiesen.
00:16:10: Haben sie mal ein oder zwei an diese sich erinnern, wo sie sagen, ja, da wäre ich nie drauf rein.
00:16:16: Das hätte ich nie geustert, da wäre ich volle Kanne reingetreten.
00:16:19: Wofür die Schweiz offenbar wichtig war, ihnen zu sagen.
00:16:23: Also richtige Fettnäpfchen kann ich jetzt gar nicht so sagen.
00:16:28: Eine peinliche Situation fällt mir jetzt keiner ein.
00:16:32: Aber was mir doch dann oder was dann auffallen ist,
00:16:35: es sind so Dinge, wo man so ungeschriebene Regeln, wie Dinge sind.
00:16:41: Sag mal zum Beispiel, das Thema, wann ist man zum Mittag?
00:16:45: Zumindest in der Zentralschutz da, wo ich war, war das klar,
00:16:48: dass es um 12 Uhr wird, zum Mittag gegangen.
00:16:50: Da wird keiner auf die Idee kommen, um 1 Uhr zu gehen, wie das in Deutschland manchmal ist.
00:16:54: Das ist klar, es ist um 12 Uhr.
00:16:56: Und die gucken einen schräg an, wenn man sagt, lasst uns doch mal um 1 Uhr gehen.
00:17:01: Das ist undenkbar.
00:17:03: Oder auch so, wenn man abends irgendwo eingeladen ist, das ist eher früher, das ist nicht später.
00:17:10: Das fängt früher an und hört auch früher auf.
00:17:13: Und da gibt es auch so Regeln, wann man den geht und wie lange man da bleibt.
00:17:17: Das sind gewisse kulturelle Dinge, die in Deutschland sehr verwischt sind.
00:17:23: Wo das doch in Deutschland viel mehr kontextabhängig ist,
00:17:27: ist es in der Schweiz doch sehr strukturiert.
00:17:30: Und das sind viele Dinge, die weiß man nicht.
00:17:32: Und da muss man eben gucken, dass man das mitbekommt.
00:17:35: Was für mich ein ganz, also gerade wenn man jetzt Wohnungen, wenn man das Thema Wohnung mal zum Beispiel nimmt,
00:17:41: da ist wirklich ein Thema, das kann Riesenfettnäpfchen werden, wenn man das nicht weiß,
00:17:46: dass das Thema wie übergibt man eine Wohnung, wenn man die Wohnung wieder verlässt.
00:17:51: Das ist, finde ich, das ist wirklich ein krasser Unterschied zu Deutschland.
00:17:55: In Deutschland ist es Besen rein.
00:17:57: Das heißt, da fängt man einmal durch und wenn man ganz viel Lust hat,
00:18:00: dann macht man noch, putzt man noch die Fenster, aber dann ist es dann aber auch schon gewesen.
00:18:05: Das ist in der Schweiz undenkbar.
00:18:08: In der Schweiz übergibt man die Wohnung als wer sie neu.
00:18:11: Und neu heißt, man tauscht alle Filter aus, also auch an den Wasserhähnen, diese Perlatorn,
00:18:16: ins irgendwelche Lüftungsfilter gibt im Raum, dann tauscht man diesen Filter aus,
00:18:21: oder reinigt man ihn, wenn man nicht austauschen kann. Die Fenster werden geputzt.
00:18:25: Das wird wirklich so gemacht, dass das perfekt ist.
00:18:30: Und die meisten nehmen auch ein putz, sogenanntes Putzinzitut, also eine Reinigungsfirma,
00:18:36: die das dann hinterher macht.
00:18:38: Also da wird wirklich Geld für ausgegeben, dass man die Wohnung später übergibt.
00:18:41: Und wenn man das nicht weiß, dann wird es natürlich ganz schwierig,
00:18:45: weil dann kann man wirklich erhebliche Probleme kriegen, weil man kriegt die Wohnung dann nicht abgenommen.
00:18:49: Und das ist auch völlig üblich so. Also da wundert sich auch niemand.
00:18:52: Das sind so viele Dinge, ich habe im Buch auch noch einige andere Dinge beschrieben,
00:18:56: das sind so kulturelle Dinge, da würdest du gar nicht drauf kommen, wenn es nicht weiß.
00:19:00: Ja, das schreiben viele, dass die Putzfirma am Ende das teuerste vom ganzen Umzug war,
00:19:07: weil es einfach eher für uns nicht eingeplant ist.
00:19:10: Und wenn man es vergisst, eben wirklich auch zu, wie soll ich sagen, nicht nur einen Rüffel führt oder so,
00:19:16: sondern es ist schon irgendwie als auch so ein kulturelles Ding,
00:19:19: das ist so klar der Ausländer, der hat es wieder nicht geputzt.
00:19:22: Was ich sehr, sehr spannend fand, war, ja, ihre Ausschirmen neben der Wohnung, war diese Mittagszeit.
00:19:30: Denn auch da erlebe ich in der Medizin oft, man denkt, man kommt ein neues Land
00:19:35: und jetzt gebe ich mach' ich dich voll Gas.
00:19:37: Das heißt, ich lass' mal die Mittagspause weg, bin ich ja in Deutschland ähnlich gewohnt,
00:19:40: also komme ich ähnlich zu, Personalmangel, viel zu tun, etc.
00:19:44: Und dann sind alle Kollegen mittags weg und du sitzt alleine da.
00:19:48: Was ist denn dann besser für die Karriere?
00:19:51: Mittagessen gehen zusammen und also auch mal sich so dem Team nähren oder ständig nur arbeiten,
00:19:58: haben wir spontan die Frage.
00:20:00: Wahrscheinlich ist es schon extrem wichtig fürs Team, Gefüge, auch zusammen dann die Pausen zu machen, oder?
00:20:07: Wie würden Sie das auch als Arbeitgeber sehen?
00:20:09: Ja, also ich würde das definitiv unterschreiben.
00:20:12: Also man muss dafür aber wissen, es gibt verschiedene, im Tagesablauf, verschiedene Zeitpunkte und verschiedene Dinge
00:20:18: und die muss man eigentlich versuchen mitzunehmen.
00:20:20: Das fängt an morgens mit einem Znuni, das ist quasi so um die morgenszeit rum, wo meistens die Teams zusammenstehen.
00:20:27: Oft ist es so, dass jemand Gipfelie mitbringt, also Croissant oder Butterfilie
00:20:32: und dann steht man zusammen und trinkt ein Kaffee, das ist so, das ist so das Znuni.
00:20:37: Dann mittags um zwölf würde ich auch empfehlen, da ist es häufig dann je nach Kontext und wo man ist,
00:20:43: bestellt man sich auch manchmal was zusammen oder geht zusammen irgendwo hin, je nach dem oder eben im Spital geht man in die Kantine zusammen.
00:20:49: Dann gibt es Zviri auch noch, dass man nachmittags noch mal zusammensitzt oder steht, das kann auch sein je nach Kontext.
00:20:56: Das ist im Tagesverlauf das wichtige Dinge und da sollte man versuchen auch teilzunehmen.
00:21:03: Was auch in der Schweiz ein Riesenkulturthema ist, ist der sogenannte Appero.
00:21:09: Ein Appero ist quasi eine Veranstaltung, wo man sich mit Kollegen oder auch als Anlass trifft, wo man auch externe einlädt.
00:21:19: Es kann auch mal ein Appero sein, den man zum Beispiel im Spital für Zuweiser macht,
00:21:23: wo dann getroffen wird, wo kleine Häppchen und Getränke gereicht werden und ja, was so eine Art Stehimbis ist.
00:21:30: Das hat in Deutschland gibt es diese Kultur des Apperos nicht.
00:21:34: In der Schweiz hat das eine wahnsinnig wichtige Bedeutung dieser Appero.
00:21:38: Da gibt es auch unterschiedliche Abstufungen vom Appero.
00:21:41: Es gibt sozusagen den kleineren Appero, wo es dann nur Snacks gibt und es gibt einen Appero-Rischt, wo es dann auch was zu essen gibt.
00:21:51: In der Regel ist es aber eine Stehveranstaltung oder wo man sich nur kurz hinsetzt und das dient zum Austausch.
00:21:58: Als Deutscher neigt man vielleicht dazu zu sagen, ja, das muss nicht hingehen, das ist nicht so wichtig.
00:22:03: Aber das sind ganz, wenn man zum Appero irgendwo eingeladen ist, sollte man da ein bisschen mehr.
00:22:08: auf jeden Fall hingehen und sollte man die Gelegenheit des Austausches nutzen. Das sind,
00:22:11: ich sage mal hier was jetzt so, dieses Kulturelle. Und was häufig in den Teams ist,
00:22:15: dass die ab und zu zusammen in den Ausgang gehen. Also es heißt, dann hat irgendeiner
00:22:20: gesagt, Mensch, soll man nicht heute oder morgen, soll man nicht zusammen in den Restaurant gehen
00:22:24: oder irgendwie abends irgendwas zusammen machen. Und das sollte man auch mitnehmen. So,
00:22:31: auch wenn man vielleicht sagt, ist nicht so. Weil was in der Schweiz auch besonders ist,
00:22:36: dass die Schweizer schon diesen formellen Rahmen, dass es sich um ein Arbeitsumfeld handelt,
00:22:44: das bewahren die Schweizer. Also das heißt jetzt nicht, wenn es heißt, lasst uns in den
00:22:49: Ausgang gehen, dass da jetzt gemeint ist, wir sind jetzt ganz eng befreundet. Das heißt das gar nicht,
00:22:55: sondern das heißt, man möchte mit den Arbeitskolleginnen und Kollegen ein gutes Einvernehmen
00:23:00: haben und das dient sozusagen dem sozialen Miteinander. Also das hat überhaupt keine
00:23:06: persönliche private Komponente. Und da muss man eben auch das Aus- und Thema, dass die Schweizer
00:23:12: sehr stark das private und das berufliche trennen. Also das heißt, wenn man sich auf der Arbeit gut
00:23:16: versteht, das heißt, auf das Privatleben bezogen erstmal gar nicht. Das kann sich vermischen,
00:23:21: ist aber nicht die Regel, dass sich das vermischt. Ja, das ist den Punkt, das habe ich so klar,
00:23:28: klar immer im Kopf. Ich war vorher angestellt und mein Schweizer Chef, der wusste teilweise nicht,
00:23:35: was ich in Urlaub gemacht habe und andersherum auch nicht. Das war bei uns einfach nicht Thema. Da
00:23:39: hat man nach vielleicht drei Wochen Urlaub ganz kurz mal gefragt, wie war es? Und wie war es,
00:23:45: bezog es sich eigentlich auch nicht auf die drei Wochen Ferien. Also es wurde auch gar nicht
00:23:49: erwartet. Gut, es ist jetzt eine Person gar nicht erwartet, dass ich was erzähle, sondern eigentlich
00:23:54: war es nur die Frage, bist du wieder ready zu arbeiten? Also hast du ja nichts getan oder so.
00:23:59: Das ist wirklich eine sehr, sehr starke Trennung und nicht würde das einfach interessieren. Also ich
00:24:08: erlaub ihm, sagen sie, was sie dazu sagen möchten und was sie nicht sagen möchten, sagen sie auch
00:24:12: nicht. Die Rolle als Arbeitgeber in der Schweiz ist ja schon sehr, sehr besonders. Und wir haben das
00:24:19: ja auch hier im Podcast immer wieder die Frage nach Kaderposition, also leitende Ärzte, Chefärzte,
00:24:25: die auch eben dann Führungsaufgaben wahrnehmen, den Arbeitgeber vertreten. Ich würde es mal so
00:24:31: formulieren. Wir haben ja auf der einen Seite, wenn wir jetzt aus Deutschland herdenken, ein extrem
00:24:37: sozialen Staat. Sie haben es auch gesagt, ein Staat und auch eine Gesellschaft, die es eigentlich
00:24:44: gewohnt ist, dass sich noch jemand anders umeinkümmert, dass sich ein Deck abhabe, sei es eben der Staat
00:24:50: durch Angebote vom Staat. Und auf der Schweiz haben wir ein System, was eher angloamerikanisch geprägt
00:24:57: ist. Also ganz klar der Devise, wir haben, es geht um die Wirtschaft, es geht um das Wohl und
00:25:04: das finanzielle Wohl des Staates und auch dem Ordnen wir unter. Wir haben eine Arbeitsmigration,
00:25:10: die diesen Zweck gedient. Und wenn wir jetzt die Extreme nehmen, ich glaube vom Sozialstaat her in
00:25:18: der Schweiz ist nur noch Frankreich ein schlechter Angesehen, wo man sagt, das kann doch nicht sein
00:25:23: in der Schweiz. Ständig wird gestreikt. Die Gewerkschaften können alles dominieren. Es gibt
00:25:29: sich Möglichkeiten, sich sozusagen gegen Entscheidungen vom Arbeitgeber zu wehren. Und die
00:25:36: Schweizer, gerade die Deutschschweizer sagen, was ist das? Was ist ein Streik? Was ist, was soll
00:25:42: das? Ja, wir haben eine ganz, ganz klaren Konsens in der Schweiz, auch einen gesellschaftlichen
00:25:46: Konsens. Wir können nur das nehmen, was unsere Gesellschaft hergibt und nicht mehr. Sie waren
00:25:55: jetzt in der Arbeitgeberrolle. Ist es eine Situation, wo einem schwerfällt sich erst mal rein zu denken,
00:26:02: weil es einfach eine andere Gesetzgebung ist? Oder ist es auch eine Chance, einfach mal zu sagen,
00:26:07: ja, es ist einfach mal sehr, sehr spannend zu sehen, dass ich viel mehr die Rolle vom
00:26:13: Arbeitgeber einnehmen kann und nicht immer die Rolle vom Arbeitnehmer und der Gewerkschaft mitdenken
00:26:18: muss und wirklich jetzt einfach ohne Wertung und ohne Beurteilung, welches System besser ist,
00:26:24: würde mich das sehr interessieren, wie Sie das wahrgenommen haben und wie Sie das dann auch
00:26:29: gelebt haben in dieser neuen Rolle, in dieser neuen Funktion mit den neuen Strukturen und
00:26:34: Möglichkeiten. Ja, es ist ein sehr spannendes Thema und da kann ich gerne was dazu sagen, weil es auch
00:26:40: ein großer Unterschied ist. Und ich versuche es jetzt auch mal wertneutral zu sagen. Also ich will
00:26:45: jetzt auch nicht bewerten, welches System besser oder welches schlechter ist. Ich kenne beide Systeme
00:26:50: in Deutschland und Schweiz jetzt ausreichend und kann versuchen mal so den Unterschied zu skizzieren.
00:26:57: Und sicherlich muss man in Deutschland auch sagen, dass die Gewerkschaften und auch der Arbeitnehmerschutz
00:27:02: eine lange Historie hat und das sind ja auch große Errungenschaften für die Arbeitnehmerschaft.
00:27:08: Das ist die Arbeitnehmer in Deutschland einen sehr hohen Schutz genießen. Und was, das ist in
00:27:13: der Schweiz ist es nicht so. Das heißt, in der Schweiz ist das Arbeitsverhältnis nicht so
00:27:18: abgesichert wie in Deutschland. Das heißt, es gibt einen sehr, sehr rudimentären Königungsschutz,
00:27:23: aber ich sage mal jetzt mal grob, wenn man jetzt mal Ausnahmen weglässt, jeder kann gekündigt
00:27:29: werden. Und dann ist diese Königung auch wirksam und dann verlässt er jenige auch das Unternehmen.
00:27:35: Also das wie das in Deutschland ist, da wo ich Betriebsräte beispielsweise haben, dass ich
00:27:39: erst ein Betriebsrat anhören muss, dass dann eine Königung ausgesprochen wird, dass dann in der
00:27:45: Regel eine Königungsschutzklage kommt und man dann sich vom Arbeitsgericht vielleicht einigt
00:27:50: oder dann auf wieder Einstellung geklagt wird, das gibt es in der Schweiz nicht. Also das ist
00:27:55: wirklich, ich habe das die arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen nicht in der Schweiz hatte,
00:27:58: in der Arbeitgeberfunktion, die waren mit Deutschen, weil die das dann genauso gemacht haben,
00:28:03: wie man es in Deutschland macht. In der Schweiz würde nie jemand auf die Idee kommen. Ich sage mal
00:28:07: im Schnitt natürlich immer betrachtet, jetzt habe ich eine Königung bekommen, da gehe ich jetzt
00:28:11: gegen vor. Sondern das ist wieder das Thema Eigenverantwortung. Das heißt, wenn man in der
00:28:17: Schweiz Mitarbeiter kündigt, dann nimmt er das eben als Herausforderung an und sagt gut, das hat
00:28:23: nicht gepasst. Vielleicht sagt er selber, ich habe mir auch nicht so wohl gefühlt und dann sucht er sich
00:28:26: einen neuen Job. Das ist sicherlich auch einfacher als in Deutschland, weil wir haben Vollbeschäftigung
00:28:31: in der Schweiz. In Deutschland ist das in vielen Regionen nicht so, sodass das ein vielleicht
00:28:35: einfacher ist, aber es ist auch wieder eine andere Haltung dazu. Man nimmt das einfach hin und dann
00:28:41: ist das erledigt. Der Vorteil aus Arbeitgebersicht ist, man kann wirklich auch danach entscheiden,
00:28:48: was für Qualifikationen brauche ich im Unternehmen, mit welchen Menschen möchte ich das machen. Also
00:28:54: man hat eigentlich die freie Wahl, mit wem man was machen möchte. Das ist in Deutschland eingeschränkt,
00:28:59: gerade wenn man größere Maßnahmen macht, was ich in der Schweiz jetzt nicht gemacht habe,
00:29:02: aber beispielsweise, wenn man Sozialplan macht, dann hat man gewisse Auswahlkriterien, nach denen
00:29:06: man Mitarbeiter auswählen muss, die dann gekündigt werden müssen und andere haben
00:29:10: Schutzstatus. Das ist ein großer Unterschied. Das ist wirklich spannend, dass, obwohl ja eigentlich
00:29:18: kein Königungsfrist da ist, auch die Königungsfristen sind kürzer, meistens sind die, ist das drei Monate
00:29:23: schon lang, zwei, drei Monate ist das. Da hat sechs Monate gibt es da fast gar nicht oder
00:29:28: ist das eine Ausnahme, absolute Ausnahme. Das heißt, die Frequenz ist viel höher, also wenn
00:29:32: du eine Königung bekommst, hat man eigentlich nur drei Monate Zeit, einen neuen Job zu finden.
00:29:35: Trotzdem ist die Haltung dazu eine ganz andere. Natürlich sind die auch nicht begeistert,
00:29:39: die Menschen, die man kündigt. Und Gott sei Dank musste ich auch nicht viele Menschen kündigen,
00:29:42: aber trotzdem merkt man es in anderer Haltung. Und ich habe mal, weil ich das in Deutschland
00:29:47: auch erlebt habe, aber wie gesagt, es ist keine Wertung jetzt. In Deutschland ist es so,
00:29:51: die Betriebsräte haben einen hohen Einfluss und haben eine hohe Mitbestimmung. Und gerade im
00:29:57: Gesundheitswesen spielt es auch eine Rolle, gerade im Krankenhaus beispielsweise, wenn es um die
00:30:01: Genehmigung von Dienstplänen geht, das ist häufig, das ist mitbestimmt und die meisten
00:30:05: Betriebsräte leben das auch so, dass zum Beispiel den Dienstplan für eine Organisationseinheit
00:30:09: im Gesundheitswesen jetzt, sagen wir mal, im Krankenhaus, dass das mitbestimmt ist. Und
00:30:16: das je nachdem, wie man das dann als Betriebsrat auch lebt, dass dann auch teilweise Dienstplanänderungen
00:30:22: dann mitbestimmt sind. Und das kann bis dahin gehen, wenn jemand ausfällt am nächsten Tag,
00:30:26: das theoretisch der, den man dann reinholt, dass das auch mitbestimmt ist. Und das kann man,
00:30:30: je nachdem wie gut sich Arbeitgeber und Betriebsrat miteinander verstehen, kann man das,
00:30:35: kann man das doch recht extrem treiben, was man da alles mitbestimmen lassen möchte sozusagen.
00:30:40: Und das ist in der Schweiz, das gibt es überhaupt gar nicht. Also dieses, dass da irgendwas, dass
00:30:48: man da diese, diese, diese, diese, diese Schleife drehen muss oder sollte. Und ich habe das in der
00:30:57: Schweiz auch mal erzählt, dass, dass, das konnte die Schweizer gar nicht glauben, dass das in Deutschland
00:31:01: so ist. Also kann das gar nicht sein. Da ist eine ganz andere Verständnis dafür da. Und das führt
00:31:07: aber zu der Frage, was dann geht, wie geht man damit um? Und ich habe das so erlebt, also ich
00:31:13: persönlich jetzt auch, man geht viel verantwortungsvoller auch mit vielen Dingen um. Weil man ist ja quasi,
00:31:19: oder zumindest ging es mir so, man fühlt sich verantwortlich dann für die Mitarbeiter. Und es
00:31:25: ist ja niemand da, der da für den Mitarbeiter irgendwas macht sozusagen. Also es gibt Unternehmen,
00:31:31: Betriebsreden, also ich habe das jetzt nicht erlebt. Also bei uns gab es keinen. Und die Unternehmen,
00:31:36: die ich so umruh, da gab es auch keinen. Und trotzdem hat man mit den Mitarbeitenden das
00:31:40: gut gemacht. Und hat die ja deswegen jetzt nicht ausgebeutet oder hat deswegen versucht jetzt
00:31:44: da irgendwie, den ihre Rechte zu entziehen. Und das, das passiert in der Schweiz eben auch nicht,
00:31:49: weil das, das haben Sie schon gesagt. Die Haltung ist da, wir erwarten viel, aber wir gehen auch
00:31:55: fair miteinander um. Und wir gehen, wir versuchen immer, wir versuchen immer auch Lösungen zu
00:32:00: finden für schwierige Situationen. Und das fand ich sehr angenehm. Ja, weil es, man kann klarer
00:32:07: fokussieren auf das, was das Unternehmen weiterbringt. Und man verliert die Mitarbeitene nicht aus dem
00:32:13: Blick. Das System in Deutschland hat sicherlich auch viele Vorteile. Jetzt aber im Vergleich ist,
00:32:20: dass ein wirklich extremer Unterschied, ein extremer Unterschied, wie ja das im Endeffekt die
00:32:27: Arbeitnehmerrechte deutlich geringer sind in der Schweiz. Ja, ich finde, es gibt da noch immer in
00:32:33: den Auswand der Beratung dann. Das ist der Punkt, wo es den Aufschrei gibt. Niemals, meine Rechte sind
00:32:39: viel schlechter als in Deutschland. Und das ist wirklich, wo man auch unterscheiden muss. Das eine,
00:32:43: das haben Sie auch gesagt, das ist das, was auf dem Papier steht. Das ist Punkt 1. Und das zweite
00:32:48: ist, wie es gelebt wird, nämlich wirklich sehr verantwortungsvoll. Nur weil ich einen Kündigensfrist
00:32:54: von zwei Monaten oder drei Monaten habe, wird jetzt nicht im Jahr ständig irgendwie rotiert,
00:32:58: weil irgendwie vielleicht irgendwelche Präsidenten in dieser Welt irgendwelche
00:33:02: Entscheidungen treffen, die vielleicht schlecht für das Unternehmen sind. Da gibt es eine Verantwortung,
00:33:06: da gibt es eine Fürsorge. Die Gefahr dabei, die ich immer wieder erlebe, ist, ich verstehe die Signale
00:33:13: meiner Schweizer Vorgesetzten. Also Schweizer Vorgesetzte signalisieren auf eine andere Art und
00:33:18: Weise, dass es vielleicht Veränderungen im Unternehmen gibt, dass man vielleicht nicht zufrieden
00:33:24: mit der Leistung ist, dass man vielleicht etwas anderes erwartet und das verstehen ausländische
00:33:30: Fachkräfte nicht immer unbedingt. Und mir ging das selber, habe ich schon mal in einer anderen
00:33:34: Episode drüber geredet, ich habe das auch nicht verstanden im angestellten Verhältnis.
00:33:38: Rückblickend muss ich sagen, es gab ganz klare Kommunikation eben aus einer Schweizer Brille,
00:33:45: die ich mit meiner deutschen Brille nicht verstanden habe. Und da muss man einfach wirklich
00:33:49: unterscheiden. Wenn ich sie in ihrer Doppelrolle hier habe, sie waren jetzt Arbeitgeber, das ist
00:33:55: schon eine neue Perspektive. Und sie sind ja jetzt auch von Berufswegen einen anderen Weg gegangen.
00:34:01: Sie haben ja Medizinstudium gemacht, haben aber auch BBL studiert. Ich erlebe in Beratungen oft
00:34:09: junge Ärzte, die irgendwie spüren in der Medizin, es ist das Herzensthema, sonst hätte es mal
00:34:20: nicht so den Numerusklausis geschafft, nicht das Studium geschafft. Aber es ist so irgendwie das
00:34:27: Gefühl, ich muss irgendwas ändern, damit ich in diesem Gesundheitswesen Überlebe zurecht komme.
00:34:34: Und oft ist dann so dieser Impuls, hey, dann gehe ich in die Schweiz, da wird alles besser,
00:34:39: da ist alles super, das ist die Lösung. Und da bin ich ja immer der, der ein bisschen bremst und sagt,
00:34:45: jetzt gucken wir uns erst mal wirklich an, wo das Problem liegt. Hätten Sie in Ihre Erfahrung
00:34:52: Führung und Management im Gesundheitswesen in Deutschland und mit dieser spannenden Doppelrolle
00:34:58: als Mediziner und BBLer ein Tipp, ein Ratschlag für junge Ärzte und Ärzte, die jetzt vielleicht
00:35:04: zuhören und spüren irgendwie, da ist was sie wollen, Veränderung. Wo sollte man anfangen?
00:35:10: Ja, sehr gern. Vielleicht doch mal einen Schwenk zuvor, ich komme direkt auf die Frage,
00:35:16: was Thema Kommunikation angeht. Das ist wirklich was, wo man gut zuhören muss. Das ist in der
00:35:24: Schweiz völlig unüblich, dass man direkt kritisiert wird und schon gar nicht in einer Gruppe.
00:35:29: Also das wäre schon ein großer Fauxpas, wenn man innerhalb einer Gruppe einen anderen offen
00:35:34: angreift und offen kritisiert. Und dazu neigen manche Deutsche ja, dass wir da sehr direkt sind und die
00:35:40: Sachen einfach klar auf den Tisch bringen und sagen, jetzt wollen wir mal hier klar sagen,
00:35:43: das geht so nicht und wir müssen hier und das ist da alles nicht so richtig. Das ist nicht
00:35:47: schweizerisch und das kommt auch überhaupt nicht an, sondern das wird indirekt gemacht. Das wird
00:35:52: alles wird indirekt formuliert, es wird vorsichtig formuliert, das werden Fragen zum Teil
00:35:57: gestellt oder man könnte mal das nicht vielleicht so machen oder wäre das nicht vielleicht auch
00:36:01: ein Weg und das wird nicht gesagt, das ist falsch oder das geht nicht oder nein, das funktioniert
00:36:05: nicht. Das ist ein ganz wichtiger Punkt und deswegen dauern manche Kommunikation auch länger
00:36:09: als man es in Deutschland gewohnt ist. Das ist eben nicht so, dass man sagt, ja was mal auf ist,
00:36:13: ein Problem, das geht so nicht, jetzt machen wir es eben, nein, das funktioniert so nicht,
00:36:16: sondern manchmal braucht es mehrere Schleife, manchmal braucht es mehrere Termine und da entsteht
00:36:21: oft für den Deutschen der Einung, dass ist alles super langsam und das funktioniert alles nicht,
00:36:25: sondern es ist alles, die sind alle viel so langsam und so, das ist aber nicht so,
00:36:29: das ist sehr effizient, weil am Ende kommt der Schweizer schneller zur Lösung, weil er durch
00:36:33: dieses diplomatische Ringen, wenn ich es mal so nennen will, was auf einer hohen Wert schätzt
00:36:38: und in respektvollen Art und Weise passiert, kommt man doch relativ schnell zum Kern der Sache
00:36:42: und jeder weiß Bescheid, nur wenn man als Deutscher das nicht hört, dann ist das schwierig, weil der
00:36:48: Schweizer versucht und versucht und braucht eine Brücke und die funktioniert dann irgendwie nicht.
00:36:53: Und das ist eben auch, das ist ja in Deutschland so, wenn man irgendwo in einer größeren Stadt ist
00:36:58: oder so oder bei einer Veranstaltung, es dauert nicht lange, da schreit irgend einer rum oder es
00:37:02: gibt irgendein großes Problem und irgendein großer Tumult, das gibt es in der Schweiz alles nicht.
00:37:06: Es ist immer alles leise, selbst wenn Stress ist, das wirkt so, als wäre das alles super professionell,
00:37:12: auch wenn Stress ist, aber es merkt keiner. Und da muss man sich daran gewöhnen, dass dieses laute,
00:37:17: direkte, sofort, ich brauche das jetzt, was der Deutsche so oft hat, was man in Deutschland
00:37:24: vielleicht auch braucht, das ist in der Schweiz nicht angebracht. So jetzt zu Ihrer Frage zu dem
00:37:28: Thema, wie kann man als Arzt mit immer knapper werdenden Ressourcen umgehen? Das ist ja das Problem,
00:37:34: was dahinter steht. Und da ist Deutschland leider schon weiter, weil wir in Deutschland in der
00:37:40: Finanzierungssituation es schlechter haben als in der Schweiz. Das heißt, der Druck vor allem
00:37:48: auf Krankenhäuser in Deutschland ist sehr, sehr groß. Ein großer der Krankenhäuser, weit über die
00:37:52: Hälfte sind sind sind sind überschuldet oder haben zumindest negative Jahresergebnisse und können
00:37:58: eigentlich die Investition nicht mehr stellen und können den laufenden Betrieb auch nicht mehr
00:38:01: finanzieren. Und in der Schweiz ist das noch nicht so. Ich glaube aber, es ist noch nicht so, sondern
00:38:09: die Schweiz kommt da auch hin, dass es knapper wird und dass man die gesundheitliche Ausgaben
00:38:13: teurer werden und dass die Spitäler und auch die Arztpraxen, dass die wirtschaften müssen. Das
00:38:19: fühlt sich in der Schweiz vielleicht nicht so an, weil man da viel mehr Zeit für den Patienten
00:38:23: nimmt. Ich habe das auch selber aus der Patientenperspektive in der Schweiz erlebt. Das ist viel
00:38:27: ruhiger auch. Der Arzt hat viel mehr Zeit. Man hat viel mehr Zeit auch sich auszutauschen,
00:38:32: fachlich zumindest gesehen. Das ist ganz anders als in Deutschland. Und ich glaube, dass sich die
00:38:38: jungen Kolleginnen und Kollegen, dass man sich auf so eine Situation auch einstellen muss. Weil,
00:38:44: wenn man sich jetzt mal versucht in die Rolle des Geschäftsführers von einem Spital hinein zu
00:38:49: versetzen, der kann ja auch nicht einfach sagen, okay, es ist jetzt kein Geld mehr da. Er hat ja
00:38:55: auch keine Quelle, wo er es herholen kann. Weil dann vielleicht der Träger sagt, wir haben auch
00:39:00: kein Geld mehr. Wir können uns das auch nicht mehr leisten. Das heißt, es ist ja eine Mangelverwaltung,
00:39:04: die ja quasi systembedingt ist. Deswegen arbeitet der Geschäftsführer ja nicht gegen die Ärzte
00:39:10: oder umgekehrt, sondern es ist ja ein gemeinsames Problem. Und ich habe mich sehr viel in den letzten
00:39:16: Jahren auch mit Operational Excellence, wie das so schön heißt, beschäftigt. Also diese
00:39:21: Lean-Management-Idee, die aus Japan kommt und wo man einfach versucht, gemeinsam am Ort des
00:39:27: Geschehens sogenannte Verlust zu vermeiden und zu gucken, wie kann man Prozesse effizienter
00:39:32: gestalten. Und ich glaube, da wird es den jungen Ärzten und Ärzten helfen, wenn sie sich da in
00:39:38: so eine Richtung auch weiterbilden. Also das heißt, dass man gewissensbetriebswirtschaftliche Know-how
00:39:42: aufbaut, um die Rolle des anderen besser zu verstehen, wo das Problem ist. Dass man so ein
00:39:48: bisschen versteht, okay, wie funktioniert das mit den Investitionen? Wann kann man überhaupt
00:39:53: investieren? Wie funktioniert das mit dem Jahresergebnis? Wie hängen diese Systeme zusammen?
00:39:57: Das ist klar, das klingt normalerweise trivial, weil wir es alle zu Hause haben, sozusagen im
00:40:02: Portemonnaie, wenn kein Geld mehr im Portemonnaie ist, kann ich das ganz ausgeben. Aber es ist ja
00:40:05: doch viel schichtiger. Und ich glaube, das würde vielen Kolleginnen und Kollegen helfen, wenn sie,
00:40:09: jetzt muss jetzt kein zwe... Ich habe ja zwei Studiengänge gemacht, das braucht sich ja nicht.
00:40:13: Aber wenn man in die Richtung betriebswirtschaftliches Know-how geht, halte ich das für einen guten
00:40:18: Tipp. Und was immer ein guter Tipp ist in der Schweiz, das hat man ja gerade am Anfang auch schon,
00:40:22: mit dem Arbeitgeber reden. Ja, sagen Mensch, ich habe hier, kann ich mich hier einbringen,
00:40:28: ich spüre hier, wir haben hier auch wirtschaftlichen Druck, kann ich was machen oder kann ich mich
00:40:34: weiterbilden? Das ist in der Schweiz das Schöne. Der Arbeitgeber möchte auch die Interaktion,
00:40:40: er möchte auch darüber reden. Also sich permanent und jeden Tag, das muss man natürlich schon die
00:40:45: richtigen Anlässe finden, um über Dinge zu reden. Aber das kann man machen. Aber einfach zu sagen,
00:40:51: ich bin Mediziner und ich mache das jetzt hier, weil ich ab bin und der Rest ist mir egal. Das funktioniert
00:40:57: weder in Deutschland noch in der Schweiz und in der Schweiz funktioniert es noch weniger. Weil
00:41:02: Eigenverantwortung heißt auch, mit den gegebenen Ressourcen auskommen oder versuchen, die Ressourcen
00:41:08: zu schonen. Das macht der Schweiz sehr auch, das ist ja gewohnt, weil er so eine schöne Natur hat.
00:41:12: Ressourcen schonen, mit Ressourcen respektvoll umgehen und das klappt umso besser, indem man sich in die
00:41:20: Rolle des anderen hineinversetzt. Ja, ich wollte es gerade sagen, ich habe jetzt Kopf geschüttelt,
00:41:25: sieht man ja, hört man ja nicht im Podcast. Also ich glaube, dass miteinander reden,
00:41:29: das funktioniert in jedem Land und ich bin auch überzeugt, dass auch in Deutschland die
00:41:33: Vorgesetzten ein offenes Ohr haben, wenn man sie anspricht und sagt hier, ich fühle mich einfach
00:41:38: nicht wohl, was können wir machen? Was gibt es? Vielleicht bin ich in der falschen Fachrichtung,
00:41:43: vielleicht fehlt mir irgendeine Fortbildung, was ist es einfach oder bringe ich private Probleme mit
00:41:49: auf Arbeit. Es gibt sehr viele Möglichkeiten und ich hatte hier Jan Kleberger, also die Folge
00:41:55: wirklich auch nochmal einhören. Er hat auch noch ein MBA zum Medizinstudium dazu gemacht und er
00:42:01: hat gesagt, dass eine, was ich mitnehme aus diesem betriebswirtschaftlichen Studium ist,
00:42:05: jetzt habe ich überhaupt mal verstanden, worum wir sparen müssen. Weil nur wenn was in Portmoney
00:42:11: ist, können wir investieren, können wir mein Arbeitsplatz finanzieren, können wir die Technik
00:42:15: kaufen, die ab to date ist in der Medizinwelt, können wir die Behandlung fahren. Und da merkte
00:42:22: ich so richtig im Gespräch dieser Kroll, den man manchmal so raushalt, die betriebswirtschaftliche
00:42:27: Führung, die wollen schon wieder das Geld und so. Der war bei ihm gar nicht und ich finde
00:42:31: dieser Kroll gegeneinander, gerade wenn die Ressourcen knapp werden, der bringt gar nichts und
00:42:37: das zeigt dann auch wieder die Schweiz. Auch da wären die Ressourcen knapp, absolut. Aber das wird
00:42:43: nicht mit offenen Duell, mit Säbel gegen Säbel, jeder gegen jeden und Pflege gegen Medizin
00:42:48: ausgefochten, sondern man versucht es zusammen zu lösen. Ja, das kann bedeuten, es gibt, wie
00:42:56: soll man sagen, auch Einschnitt, aber es gibt in dem Sinne keine Verlierer, sondern es wird
00:43:02: konsensorientiert eine Lösung ist. Und Herr Doktor, wie gesagt, am Anfang habe ich gesagt,
00:43:09: man kann sich verzetteln. Ihr Buch kann ich jedem empfehlen, der wirklich sagt, ich habe mich entschieden
00:43:14: oder ich bin kurz davor mal reinzuschauen, schön gekliedert, man kann sich verschiedene Elemente
00:43:19: des Lebens in der Schweiz rausgreifen. Ich sage vielen, vielen Dank für die persönlichen Einblicke
00:43:27: auch noch mal hier und für ihre Zeit. Ganz, ganz lieben Dank, waren Sie da. Herzlichen Dank.
00:43:33: Du hast gespannt zugehört bis zum Ende. Das zeigt, das Thema ist hier wichtig. Wenn du mehr solche
00:43:40: Informationen wirklich klartext tachelst und nicht das Wischi Waschi alles ist schön in der Schweiz
00:43:46: haben möchte, gehst auf www.docsgoswiss.ch, bestellst dir mein Newsletter, kriegst du mehr Informationen,
00:43:52: kriegst du aktuell Angebote und Tipps und Tricks. Ich sage dir danke fürs Zuhören und
00:43:58: empfehle den Podcast weiter. Ich wünsche dir viel, viel Gesundheit, dein Auswander,
00:44:02: Architekt Martin. Tschüss.
00:44:04: [Musik]
Neuer Kommentar