#49 «Chum i nöd drus» – 20 Minuten Kolumnistin Letizia Vecchio über das Leben in der Schweiz

Shownotes

In der aktuellen Folge von DocsGoSwiss berichtet die deutsche Journalistin Letizia Vecchio, Kolumnistin bei 20 Minuten, von ihrem Leben als Neu-Schweizerin. Nach ihrem Umzug von Köln nach Zürich schreibt sie in der Kolumne «Chum i nöd drus» über Fettnäpfchen, Vorurteile und die Herausforderung, als Deutsche in der Schweiz Freunde zu finden. Neben humorvollen Einblicken in den Schweizer Alltag spricht sie über kulturelle Unterschiede und den Spagat zwischen Integration und Authentizität. Ein inspirierender Austausch, der zeigt, wie man in der Schweiz ankommen kann – beruflich und privat.


Du möchtest deinen Traum Schweiz erfüllen? Schreibe mir gerne eine E-Mail an info@docsgoswiss.ch oder buche dir direkt einen Termin. Gemeinsam entspannt in die Schweiz auswandern.

Transkript anzeigen

00:00:00: Ich grüße dich zum Podcast DocsGoSwiss, deinem Auswanderpodcast für die Schweiz, speziell

00:00:12: für Ärzte und Ärztinnen. Heute ein sehr spezieller Gast. Wir haben eine der frühen

00:00:20: Folgen vom Podcast über das Thema Schweizer Knickel gesprochen, also Umgangsform. Und

00:00:25: heute habe ich mir einen Gast aus dem Journalismus eingeladen. Sie ist selber aus Deutschland

00:00:31: 2023 von Köln nach Zürich gezogen, arbeitet für 20 Minuten und schreibt dort die Kolumne

00:00:39: über das Deutschsein in der Schweiz. Mit dem Titel ist Übersetzmal ins Hochdeutsch,

00:00:44: da komme ich nicht raus. Letizia Vecchio, ich sage dir schon mal vielen Dank für deine Zeit und

00:00:50: herzlich willkommen im Podcast DocsGoSwiss. Ja, danke, dass Sie dabei sein dürfen. Ich freue mich sehr.

00:00:56: Und ich werde ein paar Fragen stellen, die sich auf das Beziehen, was sie in ihrer Kolumne

00:01:03: auch erzählt, über das Deutschsein oder was ihr als noch neu zugezogene in der Schweiz auffällt.

00:01:11: Und wir werden auch noch mal ein bisschen aufs Gesundheitswesen und ihre Erfahrungen dort

00:01:15: eingehen. In einer deiner Artikel, Letizia, schreibst du über Fettnäpfchen. Du erzählst dort,

00:01:21: wie du über die neue Swatch Uhr, die Schweizer Swatch Uhr unter deinen Kolleginnen erzählt hast,

00:01:28: wie die dir doch, ich vermute mal gar nicht gefällt. Und wie war denn dann die Reaktion deiner

00:01:35: Kolleginnen und was ist da vielleicht an dieser Reaktion anders, wie du das aus Deutschland,

00:01:41: gerade vielleicht aus Köln gewohnt bist? Ja, also ich habe mich damals sehr, das war eine Situation im

00:01:47: Büro und wir saßen da in einem Großraumbüro eng nebeneinander und ich sollte ein Artikel über

00:01:54: dieses Swatch Uhr und Freiben oder einfach ankündigen, dass es eine neue gibt und ich habe

00:01:59: mich sehr für aufgeregt und meinte, hey, wer kauft denn diese Uhr und die sind einfach so hässlich

00:02:04: und kann nicht verstehen, wie Leute da wirklich so in der Nacht sich vor diesem Pop anstellen und

00:02:10: versuchen halt eine dieser Uhr zu ergattern. Und ich war wirklich in Rase gestürzt und

00:02:17: dann habe ich jetzt nur gemerkt, dass einfach von meinen Kollegen keine Reaktionen kam oder

00:02:23: keine Besitzigung in dem Sinne, was ich mir jetzt vielleicht erwartet hätte, sondern es kommt

00:02:28: gar nicht. Und dann habe ich vielleicht auch aus einer Unsicherheit ja weiter, weiter dagegen

00:02:33: gebettert und irgendwann, also ich merke, man merkt ja dann doch so ein bisschen, okay, ich kriege

00:02:39: jetzt keine Zustimmung dafür, die anderen sehen es vielleicht doch anders und irgendwann meinte

00:02:44: dann mein Chef zu mir, meine Uhr ist aber auch nichts zu tun. Das war jetzt aber wirklich sehr

00:02:51: deutlich, wahrscheinlich, ich meine, das war jetzt gar nicht so schlimm, wie ihr das gesagt

00:02:56: habt, aber die Art und Weise hat mir doch schon gezeigt, dass sie sich vielleicht so ein bisschen

00:03:00: geärgert hat darüber, was ich über dieses Swatch Uhr und sage. Und ja, ich habe einfach aus dieser

00:03:07: Gesamtsituation gemerkt, hey, ich sollte vielleicht nicht immer das so gerade raus sagen, was ich denke

00:03:12: und das in so einer Extremform sagen, sondern ist ja gar nichts sagen oder das vielleicht ein

00:03:18: bisschen diplomatischer ausdrücken. Und das war so ein Moment, wo ich jetzt einfach gemerkt habe,

00:03:22: ja gerade als Deutsche in der Schweiz so ehe so viele Vorurteile, bis denen sollte ich dann nicht

00:03:30: nochmal in die Kerbe flagen. Ja, die wichtige Schweizer Uhrenindustrie, also die Tradition schon,

00:03:37: also sehr eng verknüpft mit den Schweizern auch ist. Also wäre es wahrscheinlich eine amerikanische

00:03:42: Uhr gewesen, wäre es überhaupt kein Thema gewesen, sondern es war schon die eigene Kultur. Aber

00:03:49: spannend ist ja, dass das dein Chef was kommentiert hat. Ich habe das im Unsam, wo ich angestellt

00:03:54: war im Großraumbüllerbüro erlebt, wenn ich was Falsches gesagt habe, dann sind alle zur

00:03:59: Mittagspause aufgestanden und dann wusste ich, ey, jetzt habe ich was Falsches gesagt, aber niemand

00:04:03: hat mir gesagt, warum? Also immerhin hat er ja was gesagt, oder? Das hat zwar ein bisschen länger

00:04:10: gedauert, aber er hat sich dann geäußert. Aber wirklich erstmal dieses Zweigen dazu, das war

00:04:15: glaube ich eigentlich schon so ein bisschen Schweizeres und ja, das bricht einen wichtigen

00:04:20: Punkt an, dass es halt eine Schweizer Uhr ist. Also ich hätte dann auch versucht, so ein bisschen

00:04:23: zurückzuruhren und dann mache ich, ja, aber die Schweizer Uhren, sonst sind doch so schön,

00:04:27: aber das passt einfach gar nicht rein, sehen aus wie so ein Accessoire aus dem Mickey Mouse

00:04:32: Magazin. Ja, ich glaube, ich habe es nicht besser gemacht dadurch. Gut, du hast raus gelernt,

00:04:38: die Diplomatie muss man dann eben auch als Neuling dazulernen. Du hast gerade angesprochen, es gibt

00:04:43: viele Vorurteile. Mit welchen Vorurteilen im Kopf bist du denn aus Köln in die Schweiz gekommen?

00:04:49: Oder war das damals noch gar kein Thema und du hast das dann erst hier erfahren im Alltag?

00:04:54: Also du meinst jetzt Vorurteile der Schweizer gegen die Deutschen, oder? Genau, ja.

00:04:59: Oder auch, ja, also ich wurde halt so relativ, also von verschiedenen Leuten, die von Schweizer

00:05:06: Erfahrung hatten, gebrief, was mir gesagt worden ist, hey, halte ich besser zurück und benimm dich

00:05:12: einfach wie jetzt, wirst du dort zu Gast, was man ja ein Stück weit auch ist und ja, sei nicht so

00:05:18: vorlaut und nicht so voranpreschend und so, das wurde mir schon sehr deutlich gesagt und dementsprechend,

00:05:27: also ich glaube, das ist wahrscheinlich auch einfach mein Wesen, relativ direkt zu sein oder

00:05:32: wenn ich zu Sachen eine starke Meinung habe, die auch Kunst zu tun, deswegen kann ich mich ja nicht

00:05:36: komplett zurücknehmen, aber das war so das Mindset, das ich vorher schon hatte, bevor ich nicht

00:05:43: falsch gegangen bin. Wie bist du dann auf das Ding gekommen, die Kolumne zu schreiben, weil es

00:05:48: ist ja, kann mir jetzt vorstellen, auch nicht gerade so ein einfaches Thema, es ist ja recht

00:05:53: polarisierend, also so erlebe ich das immer, die einen kommen wunderbar mit ausländischen

00:05:59: Fachkräften klar, die in die Schweiz kommen, so kann man das ja auch sagen, oder die unterstützen

00:06:05: die Schweizer Wirtschaft und es gibt natürlich welche, für die das überhaupt nicht funktioniert und

00:06:10: die Wetter und Holdern, welche Erfahrung hast du denn damit einer Kolumne gemacht? Ich kann

00:06:15: mir vorstellen, du triffst da ja nicht nur positive Rückmeldung oder gehen nicht nur positive

00:06:22: Rückmeldung ein, sondern es ist ja einfach ein polarisierendes Thema in der Schweiz, Zuzug.

00:06:28: Ja, also vielleicht zur ersten Frage, wie ich darauf gekommen bin, ich habe damals schon in Südtirol,

00:06:34: also in Italien auch so eine Kolumne geschrieben, weil ich dann Praktikum in der Zeitung gemacht

00:06:39: habe, schon länger her und da einfach die kleinen Unterschiede, die ich da wahrgenommen habe,

00:06:43: einfach in diese Kolumne gegossen und die Menschen fanden das irgendwie total toll und

00:06:49: waren das irgendwie föhnt, so einen Blick von außen zu haben, also dass jemand Sachen wahrnimmt,

00:06:54: die sie vielleicht selber in ihrem Alltag einfach gar nicht mehr sehen und deswegen ist es sehr gut

00:07:00: angekommen und dann dachte ich, hey, das bietet sich auch für die Schweiz an und dann habe ich

00:07:05: das nicht lange dafür gezwemmt, vor uns in der Redaktion dafür das zu machen, also wir sind

00:07:10: ja auch kein Meinungsmedium, das ist ganz wichtig, also 20 Minuten ist neutral in der

00:07:17: Publicistik und deswegen muss es halt eine Kolumne sein, die nicht politisch wird und ja,

00:07:23: dann habe ich gestartet letztes Jahr im März und die erste Folge ist halt auch eigentlich direkt

00:07:29: super angekommen, also das haben total viele Leute gelesen, doch kommentiert und ich habe

00:07:35: unheimlich viele Mails bekommen und da waren die Reaktionen eigentlich durchweg positiv, also ich

00:07:40: habe da auch bewusst nicht stetlisiert, sondern einfach nur geschrieben, wie ich es wahrnehme,

00:07:46: dass die Schweiz eigentlich für mich so ein Rätsel ist, dass ich so viele Dinge nicht verstehe und

00:07:51: da paar Beispiele gebracht und dann haben wirklich unheimlich viele Rückmeldungen, die wirklich

00:07:54: sehr positiv waren und er wirklich stark auch vom Thema ab, also ich habe auch sehr böse Nachrichten

00:08:01: bekommen und ich habe sogar einmal so ein Fake-Aushaffungsbrief bekommen, der so im

00:08:06: Bloco von SEM gemacht worden ist, also vom Staat Sekretariat zu Migration, wo drauf geht,

00:08:11: dass ich die Schweiz verlassen muss und so, fast ist ja nicht so schön, also es gibt auch Leute,

00:08:17: die sich sehr daran stören. Ja, ich vermute mal, das war der Artikel über das Frühlingsfest,

00:08:22: sechs Tageleuten in Zürich, ich habe da selber mal reingelesen in der Vorbereitung, weil es da

00:08:27: auch hieß, es gab etwas Kritik. Du kommst aus Köln, ich habe es gesagt, du machst wahrscheinlich den

00:08:34: Spagat in Kölner Karneval mit dem Frühlingsfest in der Schweiz zu vergleichen, kann mir vorstellen,

00:08:39: dass alleine der Vergleich für Schweizer schon ein bisschen schwierig ist, so der große Kanton

00:08:45: vergleicht sich mit dem kleinen Kanton, das ist immer so ein bisschen dieses Ding. Ich persönlich

00:08:50: bin eher über das Dosenbier gestoßen, kann ich total nachvollziehen, aber auch das ist eben

00:08:55: Schweizer Kultur mit dem Bier, das ist halt nichts. Warum gab es das so viele Reaktionen, die vielleicht

00:09:01: auch anders gelaufen sind zu dem Artikel, kannst du dir das erklären? Ja, so, und es war einfach,

00:09:08: es war wirklich sehr direkt und sehr provokant formuliert, also ich habe auch einfach geschrieben,

00:09:13: hey, das ist so langweilig, ich weiß gar nicht, was das soll und ich glaube, das alleine, also wenn

00:09:21: mir das Fest wichtig ist als Schweizer, dann würde ich mich auch extrem daran hören und dann würde ich

00:09:25: denken, hey, was will die aus Deutschland denn bei unseren sechs Leuten und lässt das jetzt noch darüber

00:09:31: ab, dann soll sie halt wieder gehen, so, deswegen kann ich die Reaktionen schon verstehen, also es war

00:09:35: halt bewusst einfach provokant und überspitzt formuliert und ich wundere halt auch die Erfahrung,

00:09:41: man macht das vieles Schweizer selber dieses Fest komisch finden und nicht verstehen und ja,

00:09:46: es ist darüber, es ist eigentlich ärgern, aber die ist darüber lustig machen und deswegen dachte

00:09:51: ich, ja, ja gut, dann kann ich das auch machen, aber es kommt wahrscheinlich auch noch aus welchem

00:09:56: Kanton man kommt, ne? Ja, ich glaube, es gibt auch ein paar Zürcher, die das auch irgendwie echt komisch

00:10:03: finden und es ist halt auch ein recht, recht illiteres Fest, also es ist ja für die, die das nicht kennen,

00:10:09: das sind die Zürcher Zünfte, die da zusammenkommen, die ziehen dann durch die Stadt in einem Umzug und

00:10:15: dann am Ende wird der Böck verbrannt, das sieht aus wie ein Schneemann und je nachdem,

00:10:21: wie lange es braucht, bis sein Kopf explodiert, ja, solange so gut oder schlecht wird der Sommer,

00:10:26: also eigentlich ist die Idee ganz nett, aber es ist kein Fest, finde ich, was du dazu einlädst,

00:10:33: dass alle zusammen feiern, dass inklusiv ist, sondern es ist recht illiter, einfach auf diese Zünfte

00:10:37: zu geschnitten und ja, also beim Krane, weil es ist einfach anders, da kann jeder mitmachen,

00:10:43: dass jeder willkommen und auch Leute von außerhalb kommen dann nach Köln und man macht keinen Unterschied,

00:10:48: woher der ihn gekommen, das finde ich einfach sehr schön und deswegen habe ich mich einfach sehr

00:10:53: für dem Sex verläuten. Gut, aber ich finde es, ich finde es zumal gut, gut, das ist vielleicht

00:10:59: deines Berufes wegen auch geschuldet, dass du sehr viele Sachen auch siehst, ich erlebe es halt oft

00:11:04: in der Medizin, dann ist man halt seine acht, neun, zehn Stunden im Spital, ist auch total müde

00:11:09: und dann kommt man gar nicht so zu solchen kulturellen Anlässen und ich finde, das ist schon mal was Schönes,

00:11:14: was du davor liebst, sich auch wirklich damit zu beschäftigen und es muss einem ja nicht alles

00:11:18: gefallen. Du hast halt jetzt die exponierte Lage, du schreibst noch darüber und kriegst halt direkte

00:11:23: Kritik, aber es ist ja gut zu sehen, weil solche Kommentare natürlich im persönlichen Umfeld jetzt

00:11:29: auch Reaktionen hervorrufen, auch wenn sie, wenn man jetzt nicht ein Zeitungsartikel drüber schreibt,

00:11:35: sondern das passiert ja dann auch im beruflichen Umfeld, im privaten Umfeld, wenn man sich eben

00:11:39: über die Swatch-Uhr oder irgendwelche Festivitäten äußert, zeigt ja sehr schön, wie man damit

00:11:44: umgehen kann, auch wenn man eine andere Meinung hat. Ja, mich würde nur interessieren, für wen bist

00:11:49: du denn eigentlich beim Fußball? Deutschland, Schweiz oder italienische Wurzeln? Da hab ich auch

00:11:55: eine Kolumbur geschrieben, also die auch gelesen, ja, da tue ich mich super schwer mit. Was ist denn

00:12:02: die ideale Variante? Also wenn man nicht Schweizer ist und die Schweizer spielen Fußball, vielleicht

00:12:09: nicht mal gegen die eigenen Nationen oder die Nationen, der man sich zugehörig fühlt. Wie

00:12:13: verhält man sich? Sagt man gar nichts zum Thema Fußball, freut man sich nur, wenn die Schweiz

00:12:20: gewinnt und was macht man, wenn die Schweiz verliert? Gut, sie waren jetzt sehr erfolgreich,

00:12:23: aber wie verhält man sich denn deinem Idealfall? Also ich hab wirklich mit der Schweiz mitgefiebert

00:12:30: und war ich das auch wirklich so, weil ich irgendwie so ein bisschen so ein Dolphemd finde,

00:12:36: weil ich das Lande einfach unheimlich toll finde und deswegen hab ich denen das wirklich

00:12:40: gegönnt oder gewünscht, dass sie da möglichst weit kommen, weiß aber nicht, wie das selber

00:12:44: bei den Schweizer wieder ankommt, weil da muss man immer diesen Spagat machen, zu rücken,

00:12:48: hey, ich bin total toll und ich biede mich an. Also das bin ich auch, ich bin öfter aufgefallen,

00:12:55: weil man versucht irgendwie Schweizer-Deutsch zu sprechen oder so ein paar Helvetismen einfließen

00:13:01: zu lassen, dass das bei manchen Leuten nicht gut ankommt, weil sie halt das Gefühl haben,

00:13:05: dass man sich einslammt. Also ich persönlich kann das nichts verstehen, weil ich mir denke,

00:13:08: hey, das ist ein Zeichen von Integrationsfilmen und von der Offenheit, aber ja manche finden

00:13:14: das einfach nicht so toll. Und ja, also ich dann, bei unserer Arbeitsgruppe bei WhatsApp

00:13:21: habe ich dann irgendwie bei der Fußball-EM gesagt, hey, ich hoffe, dass Deutschland

00:13:25: oder so und das Spanden haben dann viele auch wieder nicht was dann. Also dann machen sie, hey,

00:13:28: das ist doch dein Heimatland. Diese Bistet gegen die Deutsche Nationalelf. Also ja,

00:13:35: ich darf sagen, dass wir es richtig machen. Ja, ich hatte es dann auch mal auf Arbeit versucht

00:13:40: so neutral damals und da habe ich einfach nur gefragt, hey, wie war die Liga am Wochenende,

00:13:45: wer hat Bernd gegen St. Gallen und wie war das? Und irgendwie gab es eine unausgesprochene Regel

00:13:53: bei uns, dass man über Fußball nicht redet. Da war es Mittagessen auch wieder beendet, weil

00:13:57: die offensichtlich untereinander bestimmte Fan-Revalitäten hatten, die ich gar nicht kannte.

00:14:01: Deswegen, wir hatten dann mal so ein EM-Tippspiel. Da ging das ganz gut, weil ich auch nicht gut

00:14:07: war beim Tippen. Aber ja, man kann es eigentlich niemanden recht machen. Versucht man die Sprache

00:14:13: zu sprechen, macht man es denn ein, die anderen sagen, super, probierst du es. Ich glaube,

00:14:18: da muss man so ein bisschen auch seinen Weg finden, weil du hast was ganz Wichtiges gesagt.

00:14:22: Man darf sich halt auch nicht dauerhaft verbiegen, oder? Also wenn man jetzt irgendwie nur versucht,

00:14:27: als allen Schweizern recht zu machen, dann wird es wahrscheinlich ziemlich anstrengend,

00:14:31: weil man ist halt ja anders aufgewachsen und man kann sich ja eigentlich dauerhaft

00:14:36: verstellen. Genau, das finde ich auch. Ich glaube, den wichtigsten Artikel, den ich von dir gelesen habe,

00:14:43: ist die Frage, Schweizer Freunde finden. Hör ich immer, immer wieder, dass das schwierig ist,

00:14:49: soziale Integration schwierig ist und du sprichst da so, es gibt so eine Bubble mit den

00:14:54: zugezogenen Ex-Pads und es gibt halt die Bubble der Schweizer. Du hast das Glück gehabt oder

00:15:01: schreibst selber, es ist sehr ungewöhnlich und ein glücklicher Zustand, dass eine Kollegin

00:15:06: sogar zum Geburtstag eingeladen hat, Schweizer Kollegin zum Geburtstag eingeladen hat. Wie

00:15:13: nimmst du das so wahr? Es ist wirklich schwierig, Freunde zu finden, wo siehst du so vielleicht

00:15:21: auch Fehler, die man als Neuling macht. Vielleicht kommt man eben aus Köln und da ist man das gewohnt,

00:15:25: dass man mit jedem reden kann und alle sind außen. Und dann ist man vielleicht auch ein bisschen

00:15:29: enttäuscht, wenn die Schweizer nicht eigentlich nach Hause einladen zum Krälieren. Ist das so ein

00:15:34: bisschen auch so ein Teufelskreis, dass man vielleicht falsche Erwartungen hat, zu schnell

00:15:39: irgendwie Freunde finden will und dann halt doch wieder bei seinen, sag ich mal deutschen Kollegen

00:15:43: landet, die auch ausgewandert sind? Ja, ich glaube, ich habe den Fehler am Anfang gemacht und das ist

00:15:50: wirklich ganz klar einfach meiner Herkunft aus Köln gefuldet, dass ich jedem gegenüber, also ich glaube,

00:15:58: die Menschen hier haben das so ein bisschen assistanzlos entbunden, weil ich halt so auf Leute

00:16:02: zugegangen bin und versucht habe, mit denen es so safe hat, als würde ich es nicht so länger

00:16:06: kennen, weil das bei uns einfach so normal ist, auch wenn man jemanden nicht gut kennt. Das mag

00:16:11: dann vielleicht für jemanden als oberflächlich wirken, aber bei uns ist das normal, man macht sich

00:16:15: mal ein Spaß und das ist vollkommen okay und da fühlt sich keiner auf den Slips getreten. Aber

00:16:21: hier ist es nicht so. Hier braucht es wirklich länger, bis die Menschen auftauen, das ist auch

00:16:26: vollkommen in Ordnung, aber das muss man wissen und in sein Verhalten, also das für sein Verhalten

00:16:31: anzizipieren und das habe ich dann doch relativ schnell gemerkt, dass das einfach so ein bisschen

00:16:39: für Irritation sorgt und generell, was das Thema Freunde anbelangt, also das habe ich ja auch

00:16:46: geschrieben, jeder ist wirklich unheimlich freundlich und höflich und zuvorkommt, das ist so,

00:16:51: aber oft bleibt das halt auf diesem Level, also dann ist man höflich, aber höflich ist ja eigentlich

00:16:56: so eine soziale Etikette, die man braucht, um durch den Alltag zu kommen, aber das hat nicht

00:17:00: so eine Freundschaft zu tun so richtig und es braucht irgendwie viel mehr, um eine Freundschaft

00:17:05: aufzubauen und ja, ich habe schon den Eindruck, dass es hier so länger dauert, bis man überhaupt

00:17:12: gefragt wird, ob man sich treffen will, das braucht irgendwie eine unheimlich lange Vorlaufzeit

00:17:19: und ich glaube aber auch, dass das auch so ein bisschen vielleicht jetzt in meinem Alter geschuldet

00:17:25: ist, also vielleicht wäre es in der Studentenzeit vielleicht, aber dann in der Uni jeder neue

00:17:28: Freundesouten im Berufsleben haben viele einfach schon ihren Freundeskreis, das darf man auch nicht

00:17:32: vergessen, das spielt ja bestimmt auch mit rein, ja, aber generell ist es schon so, dass es hier

00:17:39: einfach länger braucht und also mich bestätigen da auch die ganzen Rückmeldungen, die ich bekommen,

00:17:44: aber ich habe bestimmt auf diese Kolumne an die 50 Mails bekommen von Leuten, die sagen, hey ja, es ist

00:17:49: so schwer und ich bin total einsam und das waren sogar Zweizeit, die mir das geschrieben haben,

00:17:54: also nicht nur Ausländer und irgendwie leiden wohl auch einheimische unter dieser sozialen

00:18:01: Distanz, die hier so ein bisschen herrscht, ja. Wie man hatte mir das mal gesagt, so Bezug zuerst

00:18:08: treffen startet erst immer in neutralen Räumen, also man lädt niemanden zu sich direkt nach Hause

00:18:14: ein, sondern man trifft sich mal in der Gaststätte, in der Beiz oder irgendwie draußen, also mit

00:18:21: Bezug auf Kindern so, man trifft sich mit den Kindern auf dem Spielplatz, dann testet mal so,

00:18:25: wie das funktioniert und dann geht das vielleicht mal für die Einladung zum Kindergeburtstag oder

00:18:31: es hat viel mehr Zwischenstufen, als wir das vielleicht aus Deutschland kennen, bis man wirklich

00:18:38: von Freundschaft spricht, aber auch so wie du sagst, die Schweizer haben halt schon ihr soziales,

00:18:44: familiäres, freundschaftliches Umfeld und dann muss man sich halt auch als Schweiz entscheiden,

00:18:50: mit wem geht man jetzt halt noch den Abend aus, einfach normal. Ich denke auch, was man vielleicht

00:18:55: da oft überbetont, dass das in der Schweiz so ist, ich bin nicht in andere Länder ausgewandert,

00:19:01: ich kann mir aber vorstellen, dass das in anderen Ländern auch gar nicht so einfach ist,

00:19:05: wirkliche Freundschaften zu schließen. Mir sagt in Pritte ja, in Amerika gar kein Problem,

00:19:11: alle sprechen dich an, alle sind sofort super nett zu dir und du denkst, boah,

00:19:15: jetzt bist du drin und du triffst die zwei Wochen später und die wissen nicht mal mehr dein Namen,

00:19:20: weil das eben auch wieder eine soziale Etikette ist. Genau, ja, vielleicht ist es echt ein

00:19:25: wichtiger Punkt, vielleicht müssen wir da irgendwie nochmal zusätzlich unter Seiten

00:19:28: zwischen wirklichem Freundschaft, die einfach unheimlich viel Pflege braucht und auch Zeit und

00:19:32: einfach im sozialen Kontakt und dass man sich mal trifft und was miteinander macht. Also ich glaube,

00:19:39: da ist einfach hier die Hemmschwelle höher, ich glaube das kann man schon sagen, ob das wirklich

00:19:44: in Bezug auf Freundschaften als ganz ist, also kann man auf jeden Fall in Frage stellen. Aber ja,

00:19:52: also das was es braucht, dass man wirklich dem anderen irgendwie das Gefühl gibt, hey, ich

00:19:57: würde auch mal gern privat was mit dir machen, das geht nicht so einfach. Ja, den Tipp, den ich

00:20:03: immer wieder höre oder auch selbst empfehle, sich irgendwo an seine eigenen Hobbys anzuschließen,

00:20:08: also wenn ich gerne Fußball spiele, Fußballvereinen, wenn ich gerne Schach spiele, egal was es ist,

00:20:12: weil in diesem sage ich mal Hobbysetting erstmal die Nationalität oder die Herkunft nicht die

00:20:19: Rolle spielt, sondern es geht halt um die Briefmarkensammlung oder um Musik machen. Das ist

00:20:26: noch nicht Freundschaft per se, aber dadurch, dass so das gemeinsame verbindende Elemente

00:20:31: jetzt schon etwas anderes ist, nämlich das Hobby, ist die Hemmschwelle schon mal viel geringer überhaupt

00:20:36: mit den Leuten in Kontakt zu kommen, mit den Leuten zu sprechen und daraus ja auch

00:20:41: verständlicherweise das Eis zu brechen. Also man ist ja auch erstmal fremder und dem Fremden wird

00:20:47: erstmal skeptisch gegenüber geschaut und dann ja, wenn man sieht, hey, das ist ja auch der Briefmarkenkollege

00:20:53: und der ist ja ganz normal, dann kann ich auch vielleicht mal den irgendwie mal mit dem Wandern

00:20:57: gehen oder die zum Skifahren einladen. Absolut, ja, den Tipp haben wir ja auch viele gegeben. Also

00:21:02: ich habe immer so ein Call to Action am Ende von der Kolumn und dann habe ich gefragt,

00:21:06: ja, welche Tipps habt ihr für mich um Freunde zu finden und dann kam wirklich von vielen

00:21:11: Jahren, geht auch in den Verein und dann trifft du gleich Gesinnte. Schwenk mal nochmal von deiner

00:21:17: Kolumne ins Schweizer Gesundheitswesen. Man hofft ja immer, dass man das nicht braucht,

00:21:24: aber du hast erzählt, du hast dir einen Fuß verstaucht, musstest ins Spital. Wie hast du das

00:21:30: denn wahrgenommen? Was waren so deine Gedanken das erste Mal ins Schweizer Spital? Ich erinnere

00:21:36: mich selber, ich hatte eine Blinda am Not-OP in New York und mir ging es schlecht und die einzige

00:21:42: Gedanke, den ich hatte, oh Scheiße, schuldigung, wo kriege ich jetzt die 10, 20.000 Dollar Cash

00:21:48: hier, damit die mich im Krankenhaus operieren, war gar nicht notwendig, aber hat mich wahrscheinlich

00:21:53: locker nochmal ein, zwei Tage Bettzeit gekostet, bis ich mich überwunden habe und hat die OP dann

00:22:00: nicht schöner gemacht. Was sind dir da für Gedanken gekommen und vor allem, ja, wie hast du es dann

00:22:05: erlebt, wie war das Personal zu dir, wie ist es dann ausgegangen? Ja, also genau ähnliche Gedanken

00:22:11: hatte ich auch. Also ich habe mir da den Fuß beim Joggen im Wald umgeknickt und es sah irgendwie

00:22:17: nicht gut aus, es ist voll an und ja, ich habe dann meinen Onkel in Deutschland gefragt, das ist

00:22:22: immer so mein erster Move, weil er ist Arzt und dann denke ich, okay, vielleicht kann ich das irgendwie

00:22:27: umgehen hier zum Arzt zu gehen oder ins Spital zu müssen und dann hat er halt gesagt, ja, also du

00:22:32: musst eigentlich das Röntgen lassen, um auszustießen, dass es gebrochen ist und dann ging

00:22:37: wirklich so mein ganzer Gedankenapparat los, ja okay, aber dann habe ich diese 2500 Franken-Françise,

00:22:44: die habe ich jetzt eigentlich noch gar nicht richtig angebrochen und jetzt hatte ich noch so Kosten

00:22:48: mit unserem Pata für das Spital und so und so, ja eigentlich will ich das jetzt nicht machen,

00:22:54: weil es wird richtig teuer und dann ist mir aber eingefallen, dass irgendjemand mal auf der Arbeit

00:22:58: meinte, ja, so ist ja diese Unfallversicherung und die deckt auch nicht Berufsunfälle ab und

00:23:06: das habe ich dann mal nachgefragt bei meinen Kollegen und die meinten, ja, ja, du kannst das

00:23:09: über die Arbeit machen und dann war ich total erleichtert nach der gut, okay, auf gehts im

00:23:13: Spital und dann bin ich auch dahin gefahren und meine Erfahrungen waren wirklich durchweg positiv,

00:23:21: also es ging wirklich viel schneller als in Deutschland in der Notaufnahme, du hattest

00:23:26: da dich am Anfang gemeldet, dann zehn Minuten später kam es, wenn man jemand hat dich zum

00:23:30: nächsten Platz gebracht, dann wurdest du eigentlich relativ schnell behandelt, alle waren superfreundlich,

00:23:37: ich habe dabei auch keine Schweizer gesehen, das ist mir auch aufgefallen, also es waren hauptsächlich

00:23:43: Deutsche, die da gearbeitet haben, aber es war einfach alles sehr gut organisiert und eine Woche

00:23:48: später muss ich dann nochmal hin um diesen Verband entfernen zu lassen und das haben

00:23:53: die dann auch nochmal extra aufgegleist, also dann gibt es irgendwie so ein Gipszentrum in dem

00:23:56: Spital, das ist dann losgelöst von den ganzen anderen Behandlungen, ich habe sofort rangekommen,

00:24:01: es ging ganz fix und ja, das war wirklich gut. Also, ja. Also wer jetzt große Fragezeichen hat,

00:24:10: 2500 Franschise, Unfallversicherung, erkläre ich jetzt nicht, wir haben dazu vor ein paar Wochen

00:24:16: eine Folge mit Ego und Traub gemacht, er ist Krankenversicherungsexperte, also wenn du das

00:24:20: jetzt gerade nicht verstanden hast, hör da nochmal rein, es geht im Prinzip darum, dass du

00:24:24: eine Eigenleistung erbringen musst und in diesem Fall wäre die Eigenleistung wahrscheinlich von dir

00:24:29: recht hoch gewesen, weil du eben das noch nicht in Anspruch genommen hast, aber die Unfallversicherung

00:24:34: hat für dich zum Glück gegriffen und ja, es ist so, es arbeiten viele ausländische Kollegen,

00:24:39: nicht nur Deutsche im Schweizer Gesundheitswesen, hat man mit der Verständigung kein Problem,

00:24:44: aber natürlich ist es ein Grad für Leute, die jetzt zu hören, Ärztin, Ärztin, es ist ein

00:24:49: großes Migrationsfeld, ist das Gesundheitswesen, wo Fachkräfte einfach auch gesucht werden.

00:24:54: Ja und ich glaube, viele gehen dann auch bewusst weit, weil einfach die Arbeitsbedingungen da

00:25:00: besser sind, also habe ich jetzt von einigen gehört, nicht nur von Ärzten, sondern auch vom

00:25:04: Pflegepersonal. Ja, wie geht es mit einer Kolumne weiter? Ja, ich habe manchmal ein bisschen Angst,

00:25:10: dass mir die Ideen ausgehen, aber das war bisher noch nicht so, also meine letzte Kolumne war eine

00:25:15: Weihnachtsfolge, da ging es darum, warum die Schweiz so süß ist oder herzig, wie man hier sagt,

00:25:22: einfach allein vom Architektonischen, wenn man durch Zürich läuft, überall sind so süße Häuschen

00:25:28: und Brunnen und alles Unesco-Weltkulturerbe. Ja, das sieht einfach aus wie so ein Kinderspielzeug

00:25:36: oder ein Kinderbilderbuch, also das ist irgendwie total idyllisch und dieses Gefühl oder diese

00:25:42: Beobachtung habe ich versucht, das reinzupacken und ja für die nächste Folge habe ich auch eine Idee

00:25:48: und verraten mich noch nicht mehr. Ja, also mir geht es ja auch so, ich mache den Podcast jede Woche

00:25:53: und das war einer meiner großen Überlegungen, wenn ich den Podcast statt nach einem Jahr,

00:25:59: hast doch gar keine Ideen mehr, dieses Jahr ist noch nicht rum und es ist dann doch überraschend,

00:26:05: wie viele Aspekte man zum Thema Auswanderen, Gesundheit zu wesen, dann doch sieht, weil für mich

00:26:10: es normal, für andere sind so viele Fragen dahinter, also da kann ich dich nur bestätigen,

00:26:15: ermundern, weiterzumachen, auch wenn es mal Kritik leutet. Ich sage dir viel, viel Dank für deine Zeit,

00:26:21: Lidizia. Danke, ich habe mich sehr gefreut. Und für dich, wenn du zugehört hast, ja,

00:26:27: wir sind in der Weihnachts-Benzzeit, genießt die Zeit mit deiner Familie, bleibt gesund und wenn du

00:26:33: sagst, ja, du hast Fragen zum Thema Arbeiten, Leben in der Schweiz, melde dich einfach bei mir,

00:26:37: dir viel Gesundheit, deinen Auswander, Barassa, Martin Werner. Tschüss!

00:26:41: [Musik]

00:26:48: (Hämmel)

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