#43 Leben als Schweizer Assistenzarzt (Chirurgie) mit Raphael Fischer
Shownotes
In diesem Podcast gibt der Schweizer Assistenzarzt Raphael Fischer Einblicke in den Alltag und die Herausforderungen der medizinischen Ausbildung in der Schweiz. Besonders in der Chirurgie müssen Assistenzärzte meist verschiedene Kliniken durchlaufen, wobei befristete Jahresverträge die langfristige Karriereplanung erschweren. Raphael beschreibt den aktuellen Diskurs über die Arbeitszeitverkürzung und deren mögliche Auswirkungen auf die Ausbildungsqualität – weniger Zeit im OP könnte den Lernerfolg beeinträchtigen, jedoch könnte eine bessere Strukturierung die Effizienz erhöhen.
Ausländische Ärzte, insbesondere aus Deutschland, schätzen die flachere Hierarchie und das kollegiale Umfeld in Schweizer Kliniken, auch wenn die Fallzahlen oft niedriger sind. Für Integration und Orientierung in den Schweizer Arbeitsmarkt empfiehlt Raphael Organisationen wie den VSAO, die Unterstützung bei rechtlichen und arbeitsorganisatorischen Fragen bieten.
Zudem bespricht er kulturelle Unterschiede, wie die große Bedeutung des respektvollen Umgangs und die Wichtigkeit, bei Unsicherheiten nachzufragen.
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00:00:00: Wie ist das Leben als Schweizer Assistenzarzt? Wie sind die ausländischen Kolleginnen? Und was sind
00:00:14: die aktuell heiß diskutierten Themen beim Schweizer Gesundheitswesen bei der Ausbildung?
00:00:20: Das gibt es heute hier in deinem Auswander-Podcast DocsGoSwiss. Schön bist du dabei. Ich bin Martin
00:00:29: Werner und unser heutiger Gast, der braucht einen doppelten Applaus. Denn er ist extra aus
00:00:35: seinen Ferien ja nicht zurückgekommen, aber ans Podcast-Mikrofon gekommen und teilt sein Wissen
00:00:42: als Schweizer Assistenzarzt der Chirurgie. Und das ist ja hier immer wieder ein Thema im Podcast.
00:00:48: Wir reden oft über die Schweiz und umso mehr freue ich mich, dass ich auch wieder mal ein
00:00:53: Schweizer Arzt gefunden habe, der Rede und Antwort steht. Herzlich willkommen, Raphael Fischer im
00:01:00: Podcast. Grüße dich, Raphael. Hi Martin, danke für die Einladung. Wir haben ein Blumenstrauß von Themen.
00:01:07: Fangen wir aber mal da an, Raphael, in deiner eigenen Ausbildung als Assistenzarzt. Was sind
00:01:14: denn momentan so heiß diskutierte Themen, was die Ausbildung betrifft, was die eigene Karriere
00:01:22: betrifft oder die Karriere von Kolleginnen, die du kennst, wo knuscht es momentan, aber wo
00:01:28: sind auch vielleicht super Entwicklungen, wo stehst du da gerade? Sehr gute Frage. Ich glaube, was
00:01:36: für alle Assistenzärztinnen und Assistenzärzte, insbesondere in der Chirurgie, immer eine Frage
00:01:42: ist, ist, wo geht es weiter? Die Schweiz ist so aufgebaut eigentlich, man fließt das Studium ab,
00:01:50: ist ein Arzt und darf sich dann eine Stelle suchen, wo man ausgebildet werden sollte. Die Ausbildung
00:01:58: baut dann in der Chirurgie zwischen fünf und sieben Jahren so ungefähr und die kann meistens nicht
00:02:05: nur an einem Haus abgeschlossen werden. Da gibt es Vorgaben vom SIVF, das Schweizer
00:02:13: Institute für Weiterbildung und Fortbildung, die vorschreibt, man muss zum Beispiel mindestens
00:02:19: vier Jahre an einer mittleren Klinik, mindestens zwei Jahre in einer großen Klinik gearbeitet haben,
00:02:26: was sicherstellen soll, dass man verschiedene Quantitäten und auch verschiedene Qualitäten
00:02:33: erfährt in der Weiterbildung. Das Assistenzart ist nicht ganz einfach, muss man ehrlich sein,
00:02:38: weil in der Schweiz kriegt man meistens nur ein Jahresverträge, die zeitlich begrenzt sind,
00:02:44: was zu mir persönlich jetzt nicht so extrem gefällt und auch den meisten wahrscheinlich nicht.
00:02:49: Kann man sich vorstellen. Und wie du sagst, was wichtig ist, oder was die Assistenzärzt*innen
00:02:57: beschäftigt, ist dann, wie geht es weiter in der Weiterbildung, wie es in die nächsten Jahre
00:03:01: aus, wenn man nur immer beschränkte Verträge hat. Man ist angewiesen auf den Arbeitgeber,
00:03:07: auf die Chefen der Klinik, die sich dann in den allermeisten Fällen einem annehmen und mit
00:03:14: einem dann eine Weiterbildung sozusagen aufgleisen, mit möglicherweise Direktrotationen in eben
00:03:22: kleinere Häuser, damit die Jahre in kleineren und grossen Häuser nachsovid werden können.
00:03:27: Ja, ich sehe da immer wieder, dass so Stellen relativ lange auch geplant werden, weil du sagst,
00:03:33: jetzt ist es ja gar nicht so einfach. Ihr wisst in der Schweizer Ausbildungsordnung relativ klar,
00:03:39: du hast das angesprochen, welche Station ihr so durchlaufen solltet aufgrund der Klinikgröße.
00:03:45: Wie lange planst du denn solche Themen schon im Voraus? Also wo sind die nächsten Stellen,
00:03:52: sind die für nächstes Jahr oder sogar schon für übernächstes Jahr geplant?
00:03:56: In den meisten Kliniken, von denen ich weiß, sind die Stellen momentan, jetzt haben wir 20/24/
00:04:04: September, werden die mit 20/26 besetzt, also so eineinhalb Jahre im Voraus oder zwei Jahre,
00:04:13: sozusagen. Also für deutsche Assistenzärzte gar nicht so schwer reinzukommen, also das ist ja
00:04:19: also so sehr schwer reinzukommen, wenn die Stellen schon bis 26 vergeben werden? Ja,
00:04:25: würde man meinen, ich persönlich habe mich noch nie auf eine ausgeschrieben Stelle beworben.
00:04:30: Ich habe immer eine spontanen Bewerbung geschickt, das habe ich bis jetzt immer gut geklappt,
00:04:36: gehabt, mit teilweise eben Wartezeiten von einem halben Jahr oder drei Vierteljahren,
00:04:42: wenn man Glück hat und den Arbeitgeber überzeugen kann von sich, dann wird plötzlich irgendwo mal
00:04:48: eine Lücke frei, wo man sich dann einfügen kann. Ist da so die Diskussion unter einen Kollegen,
00:04:56: bei dir auch einfach zu sagen, na gut, wenn es in der Schweiz nicht immer ganz so einfach oder
00:05:00: planbar ist, dann gehe ich halt einfach mal ins Ausland, Österreich, Deutschland sind ja auf
00:05:05: Grund der Sprachbarriere überhaupt kein Thema. Ist das ein Thema, wo man sagt, das kann man
00:05:10: durchaus mal überlegen oder gibt es da auch wieder stolper Steine für euch ins Ausland zu gehen?
00:05:15: Ich persönlich in meinem Kollegenkreis habe das noch nicht so oft erfahrenell gesagt,
00:05:20: dass man gesagt hat, man geht ins Ausland für eine Zeit und zu arbeiten. Da muss ich präzisieren,
00:05:26: sind es vorhanden die Schweizer Kolleginnen und Kollegen, die das sich eher nicht überlegen.
00:05:31: Ich glaube, wenn es für eine Stelle direkt nicht klappt, dann ist eher die Option Ferien ein Thema,
00:05:37: wo man sich drei bis sechs Monate unbezahlte Ferien nimmt oder an einem anderen Ort weiterarbeitet
00:05:43: für die Zeit, bis man dann zur Stelle kommt, die man möchte. Viele Kolleginnen und Kollegen
00:05:49: aus Deutschland und Österreich, wie du gesagt hast, in meinem Umkreis und bei denen ist das
00:05:54: ein deutlich präsenteres Thema. Ich glaube, die sind auch ein bisschen flexiler. Ich komme in die
00:06:00: Schweiz, habe dann in den allermeisten Fällen direkt eine Stelle. Wenn sie zufrieden sind,
00:06:06: dann bleiben sie. Wenn sie sagen, das gefällt mir nicht so, dann sind sie dann schnell auch wieder
00:06:12: bei der Möglichkeit, ja vielleicht gehe ich doch wieder nach Deutschland, vielleicht gehe ich
00:06:16: nach Österreich. In der Schweizer Assistentenkultur, sage ich jetzt mal, ist es noch nicht so akkulär,
00:06:25: muss ich ehrlich sein. Okay, wäre ja spannend, weil in Deutschland sind ja Stellen frei. Es gibt
00:06:32: viel Fallzahn. Ich kann mir vorstellen, der ein oder andere deutsche Vorgesetzte,
00:06:36: deutsche Vorgesetzte, wäre extrem froh über jede Bewerbung auch aus der Schweiz mit super
00:06:42: Ausbildung. Aktuell in der Schweiz sind wir immer noch diskutiert für deutsche Assistenzärzte.
00:06:49: Erst mal ein bisschen verwunderlich ist die offizielle Arbeitszeit in der Schweiz. Es geht
00:06:54: darum, die Arbeitszeit offiziell, also sagen wir mal, die Kernarbeitszeit offiziell anzupassen
00:07:01: nach unten, macht euch das in der Chirurgie auch Sorge, dass ihr vielleicht noch weniger Zeit habt,
00:07:09: in die OP-Säle zu kommen, die Ausbildung umzusetzen oder ist das so, dass ihr sagt,
00:07:14: naja endlich dürfen wir auf offiziell weniger arbeiten bzw. haben dann einen anderen Anspruch
00:07:19: auf Überstunden. Es ist ein sehr heikles Thema, sage ich jetzt mal. Ich beschäftige mich ein bisschen
00:07:26: damit, weil ich beim Forum Junge Chirurgie, Mitarbeiter und gleichzeitig auch noch beim
00:07:32: VSO Zentral Schweiz, dem Verein Schweizer Assistenz Assistentenkultur und Oberärztin. Zum einen der
00:07:38: VSO propagiert ja die Reduktion der Stunden und im Gegensatz bin ich da noch in einer chirurgischen
00:07:45: Gruppe und bei den Chirurginnen und Chirurgen sieht das ein bisschen anders aus, weil wie du sagst,
00:07:52: die Angst schon besteht, der Respekt davor, dass dann die Zeit im Operationssaal gekürzt werden
00:08:00: könnte im schlimmsten Fall. Was man dabei sagen muss, ist, dass die Operationen, die getiegt werden,
00:08:10: die sollten ja eigentlich nicht in den Randszeiten erfolgen, sondern im strukturierten Tagesablauf.
00:08:16: Ich persönlich sehe eine Chance darin, wenn die Arbeitszeit reduziert wird und besser
00:08:23: strukturiert wird. Ich glaube, das ist der Kie am Ganzen, dass die Arbeitszeit besser genutzt wird
00:08:32: für die Assistenz Assistentinnen und Assistenz Assistenten, dass sie dann zu mehr Operationen
00:08:38: kommen, tatsächlich und weniger Überzeit generieren sozusagen. Wie sieht denn so ein Alltag aus als
00:08:46: Assistenzarzt in der Chirurgie? Was immer viele Kollegen aus dem Ausland interessiert, ist einfach,
00:08:51: wie viel Zeit hat man fürs Teaching, also fürs Lernen? Gibt es da irgendwie eine ungefähre Größe?
00:08:59: Sag jetzt mal, ein Oberarzt ist zuständig für drei Assistenzärzte oder sechs oder wie ist das in
00:09:06: der Schweiz so aufgegleist, damit die Personen, die zuhören, auch eine Gefühl dafür haben,
00:09:10: ist das jetzt für mich vielleicht eher geeignet oder weniger geeignet, die Art, wie unterrichtet
00:09:16: wird, gelernt wird und wie man Fragen stellen kann? Ja, ich glaube, da muss man unterscheiden
00:09:20: zwischen was wird vorgegeben und was wird dann umgesetzt und vorgelebt von den Kliniken. Das
00:09:28: SIVF, wie ich vorhin gesagt habe, das ist so die Instanz in der Schweiz, die die Weiterbildungsbedingungen
00:09:34: vorgibt, sind Schvitellen und die auch in Jahresabständen oder in fünf Jahresabständen
00:09:41: kontrolliert und schaut, werden die erfüllt und in eben diesen Vorgaben wird dann auch festgelegt,
00:09:47: hey, man muss so und so viele Vorgesetzte haben, ein solches Verhältnis, damit ein Teaching
00:09:53: erfolgen kann und dann wird auch kontrolliert, wie viele Stunden pro Woche wird wirklich
00:09:59: Folgbildung und Weiterbildung gelebt. Das sollten eigentlich vier Stunden pro Woche sein von den
00:10:05: 50. In den allermeisten Fällen wird dies eingehalten unter der Woche, das heißt die vier Stunden
00:10:12: Weiterbildung, die werden dann geführt mit Operation im Operationssaal, die der Assistenzarzt
00:10:19: machen kann, die Assistenzärzte sind, mit Weiterbildungen in Journal Clubs und die Oberärzte
00:10:26: sind dann eigentlich die direkte Ansprechperson für den Assistenzarzt. In der Schweiz, was
00:10:33: jetzt im Moment gepusht wird, sind die EPAs. Da gibt es Apps für, damit besser überwacht
00:10:42: und kontrolliert werden kann, wie die Weiterbildung funktioniert. Das heißt, man kann mit Apps
00:10:49: zum Beispiel Feedbacks holen bei den Oberärztinnen und Oberärzten und das dann auch so dokumentieren
00:10:54: und dem SIF einstiegen. Okay, also wie so kleine Zwischenstände oder, dass man weiß,
00:11:00: wo man dran ist. Ja genau. Und ich persönlich finde, dass die Weiterbildung eigentlich gut
00:11:05: funktioniert, aber es gibt natürlich immer Potenzial nach oben, wenn man das so sagt.
00:11:09: Du hast vorhin gesagt, es gibt so die ausländischen Kollegen, den einen, die sagen, wow super, ich
00:11:15: bleibe, die anderen sagen, hm, vielleicht gehe ich doch zurück wieder in meine Heimat. Was kriegst
00:11:20: du denn da somit? Was gefällt denen denn? Wo tun die sich vielleicht schwer fachlich, aber vielleicht
00:11:27: auch ja in der fremden Kultur erst mal anzukommen. Wie sind da so deine Eindrücke? Was siehst du da so?
00:11:33: Ich glaube, was mein Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland insbesondere gefällt ist,
00:11:38: die, der Umgang, der gelebt wird untereinander. Ich fähre von vielen insbesondere deutschen
00:11:45: Assistenzärztinnen, dass einfach die Hierarchie flacher ist in der Schweiz. Ist das so?
00:11:51: Ja, man muss sagen, in der Kirgis die Hierarchie ein bisschen steiler als wahrscheinlich auf der
00:11:57: Medizin. Aber anscheinend im Vergleich zu Deutschland soll die Hierarchie flacher sein und angenehmer
00:12:03: sein, der Umgang angenehmer sein. Was ich aber auch höre ist, dass dann in Deutschland die Fallzahlen
00:12:10: eben für Operationen deutlich höher sind im Vergleich zur Schweiz, die halt einfach deutlich
00:12:15: kleiner ist, aber trotzdem sehr viele Spitaler hat und die Eingriffe, die verteilen sich dann auf die
00:12:22: vielen Spitaler. Ich glaube, dann im zivilen Leben sozusagen kommen die Kolleginnen und Kollegen
00:12:29: aus dem Ausland relativ schnell gut an in der Schweiz. Die Schweizer sind dafür bekannt, dass
00:12:34: ein bisschen verschlossener sind. Ich glaube aber, dass das Ganze erübrigt sich dann, weil man eben
00:12:41: als Team funktioniert im Spital und sich da durchaus Kolleginnen und Kollegen suchen kann,
00:12:48: die es auch finden. Ja, und es gibt ja nicht nur das Spital, es gibt ja auch noch viele Freizeitmöglichkeiten
00:12:53: in der Schweiz, wo man ja auch mit Schweizerinnen und Schweizerinnen Kontakt treten kann. Ich boh
00:12:59: aber nochmal nach, wir sind ja zueinander gekommen, weil einer deiner Ausbilder bei mir schon im
00:13:04: Podcast war, Breinfunderwahl in Niederländer. Er hat im Podcast gesagt, ich kann gar nicht mehr
00:13:11: zurück nach Holland, nach in die Niederlande, schuldigung in die Niederlande, weil ich weiß ja
00:13:16: gar nicht mehr, wie man gibt es in der Schweiz, wird nur operiert. Die Kollegen würden ihn immer
00:13:21: anrufen, wenn niederländische Patienten in der Schweiz vielleicht einen Unfall hatten und die dann
00:13:25: zur Nachsorge in die Niederlande kommen, warum denn da operiert wurde. Hast du da irgendwie so ein
00:13:30: Gefühl, wie die Schweiz da so unterwegs ist? Schaut ihr da über den Tellerrand?
00:13:36: wie das im europäischen Ausland funktioniert? Oder würdest du sagen, nee, die Schweiz, das ist
00:13:40: einfach der Qualitätsanspruch, wenn etwas gut gemacht werden kann, dann machen wir auch das
00:13:46: gut und dann ist das vielleicht auch vielleicht etwas teurere Operation. Ja, jetzt fragst du
00:13:51: natürlich einen Assistenzarist im vierten Weiterbildungsjahr. Ich glaube, persönlich haben
00:13:57: wir eine sehr gute Versorgungskollektät in der Schweiz und ich kann hinter dem stehen,
00:14:01: was wir machen und auch was unsere Chefs insbesondere propagieren, weil wir versuchen,
00:14:07: das ganze Evidenz-Base zu machen. Brian, insbesondere, probiert auch verschiedene
00:14:15: Kooperationen mit dem Ausland zu erstellen, eben gerade mit Holland zum Beispiel, dass man sich
00:14:20: austauscht und ich glaube davon lebt die Medizin und die Chirurgie auch, dass man sich nicht nur auf
00:14:25: etwas einschießt, sondern eben auch Feedback und andere Therapieoptionen aus dem Ausland und
00:14:33: den umgebenden Kliniken holen. Ich glaube, da ist die Schweiz ziemlich gut darin. Wir haben
00:14:40: den Kantönliggeist, wie man dem so sagt, dass so jeder Kanton sein eigenes Ding machen will.
00:14:45: Das führt aber auch dazu, dass die verschiedenen Kantonen, verschiedenen Spitäler halt ihre
00:14:52: eigenen Konzepte entwickeln und diese dann vorstellen, dann Kongressen von diese diskutiert
00:14:58: werden. Ich glaube, das führt dazu, dass das besser diskutiert wird und eben nicht jeder sein
00:15:05: eigenes Ding macht, sondern man will es präsentieren und zeigen, hey, ich glaube,
00:15:09: das ist eine neue Möglichkeit, das zu machen und dann kommen halt positive und auch negative
00:15:15: Argumente zum Vorschein. Und das Gleiche funktioniert auch international. Ich glaube,
00:15:20: wir sind gut aufgestellt. Natürlich gibt es immer Differenzen zum Ausland, wie du gesagt hast,
00:15:25: wie Brian gesagt hat, dass in Holland halt das meiste gibt es wird, hier wird es operiert.
00:15:30: Genau. Schlussendlich entscheidt, muss man ehrlich sein, tut das nicht der Assistenzärztin,
00:15:36: sondern das sind dann die Konzepte von der Klinik, die verfolgt werden.
00:15:40: Als wir das erste Mal gesprochen haben, hast du auf die Frage, was den ausländische
00:15:46: Assistenzärztin machen können, um in der Schweiz gut anzukommen, direkt gesagt, ja, es ist gut,
00:15:54: wenn sie sich nicht nur im neuen Team integrieren, sondern sich vielleicht auch Organisationen
00:16:01: anschließen, wo sich Ärzte treffen, wo ärztfachliche Themen ausgetauscht werden. Kannst du die Idee
00:16:10: nochmal ein bisschen erklären und vielleicht auch mal kurz erklären, was eben die beiden
00:16:15: Organisationen, die du schon erwähnt hast, denn machen und auch anbieten, da anzudocken?
00:16:20: Ja, ich glaube, so Organisationen geben Ausländerinnen und Ausländern vor allem auch ein bisschen
00:16:28: Geidens und Halt, wenn sie in die Schweiz kommen, nicht nur zivil, sondern eben gerade im Beruf,
00:16:36: oder? Weil man kommt ja in ein fremdes Land mit einer fremden Auswirkungsstruktur,
00:16:40: muss sich klar zuerst mal zurechtfinden und das ist ja nur ein Teil von allem,
00:16:44: da kommen die Finanzen noch, man muss irgendwo wohnen, zum Kanton etc.
00:16:48: Und in der Schweiz gibt es den VSO, wie ich gesagt habe, der Verein für Schweizer
00:16:54: Assistenzärztin und Oberärztin, der sich einsetzt eigentlich für die Arbeitsbedingungen
00:16:59: und Weiterbildungen für die Assistenzärztin und Oberärztin, der sehr viel macht, ist
00:17:08: der Ebene auch, aber auch auf so tieferen Ebene in kleinen Spiegelungen wie z.B. Dienstplan,
00:17:16: Beratungen, dort geführt werden. Und dieser Verein ist vielen Assistenzärztinnen aus dem
00:17:22: Ausland, dann hat in erster Linie noch nicht gekannt, oder? Ich glaube, das ist sicher ein heißer
00:17:28: Tipp, den man verfolgen kann, man muss da nicht unbedingt Mitglied sein, man kann da auch einfach
00:17:34: mal anfragen, hey, wie läuft das bei euch, wenn man eine Frage hat? Wenn man Mitglied ist, hat man
00:17:41: Anspruch auf eine gratis Rechtsberatung, wenn man die brauchen würde, aber um eine Meldung zu machen
00:17:48: oder mit einem Problem zu kommen, eben z.B. wenn man eine Klinik hat, wo die Dienstpläne einfach
00:17:53: nicht aufgehen die ganze Zeit, dann darf man sich auch als Nichtmitglied melden, oder? Und der
00:18:00: VSO, was man dazu sagen muss, wird in der Medizin immer so ein bisschen schrägenlich
00:18:07: gesehen, weil die halt ein bisschen auf den Tisch hauen, muss man ehrlich sein. Der VSO versucht
00:18:13: Veränderungen zu erreichen und hat insbesondere halt vor allem die Weiterbildung im Sinne und
00:18:19: die Arbeitsbedingungen, dass diese eingehalten werden. Und das kommt halt nicht immer gut an,
00:18:25: dann bei der Klinikleitung. Man muss nicht Mitglied sein beim VSO, man kann vier verschiedene
00:18:33: Projekte, wo man mitarbeiten kann, aber es ist sicher auch eine gute Stelle, wenn man Fragen
00:18:38: hat, wie das funktioniert oder wenn man Probleme hat. Zweite Organisationen, ja. Ich finde auch,
00:18:44: ich würde ergänzen, auch wenn man jetzt z.B. neu ist, alle Fragen zum Arbeitsvertrag oder
00:18:49: Arbeitsrechtliche fragen, sich ruhig da auch trauen zu fragen. Ja, vielleicht ist das ja die Themen,
00:18:57: die man hat, ganz unbegründet. Es ist einfach vielleicht anderes Arbeits- oder Sozialrecht,
00:19:00: aber sich auch die Hilfe einzuholen und nicht in dieser Unsicherheit zu bleiben. Aber stellt
00:19:06: noch gerne die jungen Chirurgen vor. Ja, aber unbedingt was du sagst, ich finde das ist mega
00:19:12: wichtig. In der Schweiz wird man nicht über den Tisch gezogen, aber das Gefühl, was Verträge etc.
00:19:17: angeht. Aber natürlich, wenn man Vertrag unterschreibt, sollte man wissen, was da drin steht und wenn
00:19:22: etwas unklar ist oder auch in der Tagesstruktur was unklar ist, dann muss man sich unbedingt melden.
00:19:27: Und da ist auch niemanden böse oder die ersten Ansprechpersonen sollten die vorgesetzt sein,
00:19:34: Oberärztin, Oberärzte, vielleicht der Chef sogar, wenn man gutes Verhältnis hat,
00:19:38: einfach den mal anhalten, mal fragen. Und dann kann man sich immer noch weiter melden. Das ist
00:19:44: sehr wichtig, glaube ich. Ich will gesagt, dass ich bin noch in einer zweiten Organisation tätig,
00:19:50: dass das Forum Junge Chirurgie der Schweiz ist, eine Gruppe von Assistenz- und Oberärztinnen mittlerweile
00:19:57: auch, die sich primär einsetzen für die Weiterbildung, für verbesserte Weiterbildung in der
00:20:04: Chirurgie der Schweiz. Wir organisieren jedes Jahr ein kleines Kongress, das How I Do It,
00:20:09: der im September stattfindet, mit Vorträgen zu Standard-Eingriffen in der Chirurgie Traumatologie
00:20:18: dieses Jahr auch von der Hand-Chirurgie und Kinder-Chirurgie. Aber wir arbeiten auch mit
00:20:25: an Weiterbildungskonzepten. Ich glaube, was dieses Jahr eine extreme Rummenschaft war, ist, da muss
00:20:34: ein bisschen ausholen, wenn ich klar, das SIWF verschickt jedes Jahr einen Umfragebogen an die
00:20:40: Assistenz-Härztinnen und Oberärzte, wie ihre Weiterbildung denn im Moment ist. Das ist ein
00:20:48: etwa siebenseitiger Fragebogen, da kreuzt man sich durch und anhand von dem wird dann so ein
00:20:54: Spider-Web erstellt, wo die Kliniken dann bewertet und degradet werden, so zu sagen, wie gut ihre
00:21:02: Weiterbildung ist. Das wird auch veröffentlicht von den meisten Studierterlern. Seit diesem Jahr
00:21:08: neu dank dem Formiungen Kirg-I auch und der Schweizer Gesellschaft für Chirurgie gibt es einen
00:21:16: Anhang bei der Umfrage, wo spezifisch auf die Weiterbildung im Operations-Saal eingegangen wird.
00:21:23: Das war bisher nicht so. Bisher konnte man da nicht angehen, wie oft ist man im Operations-Saal,
00:21:29: wie oft kommt man zur Operation, dass es jetzt neu, dass man da wirklich in Prozenden und Stunden
00:21:35: angehen kann, wie oft bin ich überhaupt in Operations-Saal, komme ich da überhaupt hinein oder
00:21:39: bekomme ich nur auf Ration fest. Ich glaube, das ist sicher mega wichtig. Und das Formiungen Kirg-I
00:21:46: ist sicher ein guter Platz für junge Chirurginnen und Chirurgen, die sich mit der Arbeit unter
00:21:53: Weiterbildung beschäftigen möchten und denen das auch wichtig ist, dass die chirurgische Weiterbildung
00:21:59: weiterhin auch verbessert wird. Du musst davorhin etwas schmunzeln. Du hast gesagt,
00:22:05: wenn der Verband so auf den Tisch haut, das kommt nicht so gut an. Da frage ich doch mal direkt nach,
00:22:14: was kommt denn in der Schweiz nicht gut an? Also wenn ich jetzt neu in die Schweiz komme,
00:22:19: gibt es gewisse Regeln, die man vielleicht erstmal beobachtet und nicht aktiv wird,
00:22:27: die es einem tick einfacher machen. Gibt es so Fettnapfchen, wo du sagst,
00:22:31: oh, immer wenn du deine deutschen und österreichischen Kollegen siehst,
00:22:35: das ist irgendwie schon der Running Gag, weil das passiert immer. Was macht es vielleicht
00:22:40: ein tick einfacher, wenn man sich so kulturell an die Schweizer Umgangsform, die Schweizer
00:22:46: Klingel gewöhnen möchte? Schwierige Fragen. Ich glaube, extrem viel gibt es gar nicht. Ich
00:22:52: glaube, etwas, was ich selber auch erfahren musste, ist die meisten Kliniken haben ein
00:22:59: Lohnsystem, das sie verfolgen, das klar veröffentlicht ist und da ist für Assistenzerztinnen
00:23:05: Assistenzerzte eigentlich keine Möglichkeit, das zu verhandeln. Das ist noch ein guter Tipp.
00:23:12: Die meisten Kliniken haben so ein Lohnband, wo man eingestuft wird nach Erfahrung und da wird
00:23:19: auch nicht groß was daran geändert. Nicht nur für Assistenzerzte, sondern auch für Fachärztinnen.
00:23:26: Genau, in den meisten Fällen ist das auch für Oberärztinnen, für Fachärztinnen so. Ich glaube,
00:23:32: da gibt es ein bisschen mehr Spielraum, ein bisschen Spielraum bei den Assistenzerzinnen
00:23:37: Oberärztinnen, aber nicht. Ich glaube, es gibt nicht viele Fettnapfchen, die gesagt haben. Ich glaube,
00:23:42: das Wichtigste ist, dass man fragt. Und das sage ich auch meinen Untrassistentinnen und
00:23:47: Untrassistenten immer. Es ist besser, wenn man mehr nachfragt, als wenn man einfach etwas macht
00:23:53: und nicht fragt. Ich glaube, das ist etwas, was ich sehe, was nicht gut ankommt, dann bei den
00:23:59: Vorgesetzten. Und lieber mal fragen, als es falsch machen oder irgendwie überlegt machen.
00:24:06: Das ist ja meistens nicht, dass das eine Assistenzerzinnen oder eine Assistenzharzt extra nicht nachfragt,
00:24:13: sondern man denkt sich, ich bin ja jetzt Arzt, ich muss das ja können zu einem gewissen Grad.
00:24:19: Aber ich glaube, es ist wichtig, dass man seine Kompetenzen kennt. Und wenn man etwas Unsicher
00:24:24: ist, dass man danach fragt. Die Vorgesetzten sind immer sehr lieb und sind auch froh, wenn man
00:24:30: nachfragt, wenn etwas unklar ist. Und ich glaube, es kommt nicht gut an, wenn man einfach etwas macht.
00:24:35: Hier darf ich kurz intervenieren, wenn du jetzt zuhörst. Das ist eine typisch Schweizer Antwort,
00:24:41: würde ich jetzt mal sagen, um diese Boxen aufzumachen. Ohne es jetzt vielleicht zu sagen,
00:24:46: leichte Zurückhaltung. Also, man Schweizer Wissen sehr gut, was sie können,
00:24:50: sind aber sehr offen und auch sehr zuvorkommend und freundlich gegenüber den ausländischen
00:24:56: Kollegen. Es gibt ein paar Fettnäpfchen. Rafael kennt die wahrscheinlich einfach nicht, weil er
00:25:01: Schweizer ist. Für ihn ist das absolut normal. Das können wir dann bei mir in der Beratung machen.
00:25:06: Aber es ist tatsächlich, das hattest du vorhin auch mal schon so angetönt, es wird so wahrgenommen,
00:25:12: dass die Hierarchie in der Schweiz anders ist als in Deutschland. Und das hat sehr, sehr viel mit
00:25:17: dieser extremen Freundlichkeit zu tun, die du jetzt selber lebst. Dass man von den neuen
00:25:23: Kollegen die Namen kennt, dass man die anspricht und sowas. Das ist beispielsweise in Deutschland
00:25:29: komplett anders. Und diese Umgangsformen prägen eben extrem. Auch wie man sich wohlfühlt,
00:25:36: wie man sich angenommen fühlt und dass man dann auch die richtigen Fragen stellt und sich auch
00:25:40: traut, die Fragen zu stellen. Typisch. Typisches Schweizer Anders Statement.
00:25:46: Rafael, das hätte ich jetzt nicht so wahrgenommen. Da sehe ich in meiner Bubble wahrscheinlich.
00:25:53: Das ist eh alles sehr subjektiv. Ich gebe jetzt auch nur meinen persönlichen Eindruck und meine
00:25:58: Erfahrungen wieder andere sehen, dass er total anders ist. Aber ich glaube, du hast sehr,
00:26:02: sehr gute Einblicke gegeben, wie es für dich momentan ist als Assistenzarzt,
00:26:07: was du auch wahrnimmst, was jungen Assistenzärzten, jungen Assistenzärztinnen hilft, wenn sie in die
00:26:14: Schweiz kommen, wo aber auch einfach Diskussionen sind. Und das ist ja auch, wie du sagst, absolut
00:26:19: normal. Es wird auch in der Schweiz diskutiert, im Gesundheitswesen, da auch darz baustellen,
00:26:24: wie man das besser machen kann. Rafael, dafür deine Zeit in den Ferien, sage ich nochmal,
00:26:29: vielen, vielen lieben Dank, dass du wirklich hier mal gesprochen hast bei DocsCostis.
00:26:34: Ja, danke dir Martin. Ich sage dir danke fürs Zuhören. Hofft, du konntest wieder viel mitnehmen
00:26:41: von Rafael und seinen Berichten. Wenn du sagst, das interessiert mich, in die Schweiz zu gehen,
00:26:47: darfst dir gerne eine Auswandlerberatung bei mir buchen. Dann schauen wir mal, wie die Situation
00:26:52: für dich ist, was die nächsten Schritte sind. Und für den Moment, wie immer, wünsche ich dir
00:26:58: Gesundheit, hier und deiner Familie, deinen Auswandlerberater Martin Werner. Bis bald. Ciao.
00:27:03: Ciao.
00:27:07:
00:27:10:
Martin Werner
‧Jily
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