#22 Konflikte durch das Auswandern - mit Heike Beck-Cobaugh

Shownotes

In dieser Episode erfährst du, welche Wellen erst durch Auswandern in die Schweiz entstehen können. Und wie du diese geschickt umschiffen kannst. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Aspekt von Partnerschaft und Familie. Freue dich auf die erfahrene Konfliktexpertin Heike Beck-Cobaugh.

Coach to go - der Podcast von Heike Beck-Cobaugh ist sehr zu empfehlen.

Du brauchst einen Lotsen, um sicher im Schweizer Hafen einzulaufen?

Dann schreibe mir gerne eine E-Mail an info@docsgoswiss.ch oder kontaktiere mich auf LinkedIn.

Transkript anzeigen

00:00:00: Ganz herzlich willkommen bei Docs Go Swiss. Mit dem Wechsel im Ausland in die Schweiz besteht

00:00:15: ja die Hoffnung oder der Traum der Wunsch etwas Neues zu beginnen, vielleicht auch alte Konflikte

00:00:22: hinter sich zu lassen. Aber es stellt sich jetzt die Frage, gibt es vielleicht Konflikte, die erst

00:00:30: entstehen, weil ich Auswahn dache? Also durch meinen Weg ins Ausland neue Herausforderungen dazu kommen,

00:00:38: an die ich vielleicht gar nicht gedacht habe. Also geht es so ein bisschen um die Psychologie der

00:00:43: Veränderung. Und da dachte ich, hole ich mir doch geballtes Kompetenzwissen hier in den Podcast

00:00:49: dazu und habe Heike Beckkoba eingeladen. Und zwar hat sie 30 Jahre Erfahrung mit dem Thema Konflikte

00:00:59: und Führung in deutschen Kliniken, hat selber einen sehr erfolgreichen Podcast Coach to Go mit 200

00:01:07: Folgen und eigene Erfahrung über das Leben im Ausland. Und sie wird uns ein bisschen näher

00:01:14: bringen, was denn da eigentlich so passiert im Kopf, wenn man auswandert, was dafür Fragestellungen

00:01:21: dazukommen und wie man die auflösen kann. Ich sage ganz herzlich willkommen bei mir im Podcast,

00:01:28: Heike. Schön bist du da. Ich freue mich, dass ich da sein darf. Heike, wenn man jetzt so über das

00:01:35: Thema Veränderung nachdenkt, was passiert denn eigentlich bei einem selber im Kopf? Also ich

00:01:43: den bishaupt Thema ist erstmal so aus welcher Motivation macht man das. Also wenn du jetzt die

00:01:50: Motivation hast zu sagen, naja, ich gehe mit der Hoffnung, dass dort alles besser wird, weil da wo

00:01:56: ich her komme, ist alles schlimm, dann hat das natürlich einen gewissen Druck und ich habe gewisse

00:02:01: Erwartungen, wo natürlich vorprogrammiert sein kann, dass ich relativ schnell enttäuscht werde,

00:02:07: weil ich natürlich überhöhe das, was ich glaube zu erwarten. Wenn ich aber jetzt sage, naja,

00:02:14: also ich habe mich länger damit auseinandergesetzt und ich habe da jetzt alle möglichen Zeiten abgewogen,

00:02:19: dann bin ich vielleicht für mich ganz klar so erst einmal ein bisschen aufgeregt, ja,

00:02:25: im positiven Sinne. Und natürlich hoffe ich, dass alles gut läuft. Ich finde spannend ist der

00:02:32: Aspekt, weil du bringst ja Ärztin die Schweiz und Ärzte und Ärztinnen haben ja dann meistens

00:02:39: schon ein gewisses Alter und da hängt ja dann oftmals auch eine Partnerschaft oder Familie dran.

00:02:45: Da können natürlich Konflikte entstehen, dass die Familienmitglieder vielleicht nicht so

00:02:53: begeistert sind. Und man kommt dann in so eine Ecke von naja, ich möchte natürlich auch, dass es

00:02:58: denen gut geht und dass das alles super klappt und habe dann noch mehr Verantwortung und das macht

00:03:04: eine Menge Druck und ich bin vielleicht auch sehr empfindlich, wenn dann die Resonanz vielleicht

00:03:08: von den anderen nicht so positiv ist. Oder ich das Gefühl habe zum Beispiel, also ich habe eine

00:03:14: Partnerin oder ein Partner und die finden vielleicht nicht sofort Arbeit, aber waren vorher sehr

00:03:19: erfolgreich. Also ich denke nur, als ich, ich habe ja lange nur was angelebt und als ich zurückkam,

00:03:25: habe ich ja meinen ersten Mann mitgebracht, der war ja Mediziner und der hatte, der

00:03:33: hat gedacht, der kommt nach Deutschland und alle warten auf ihn und dann wird das ganz toll.

00:03:36: Aber es hat keiner auf ihn gewartet. Und dann passierten halt so Dinge in der Beziehung,

00:03:44: die man glaube ich gar nicht so auf dem Schirm hat. Also kann man diese Themen oder diese

00:03:51: Herausforderung, das jetzt gesagt so Job des Partners, Partnerin, Motivation,

00:03:55: vielleicht auch eben die Kinder dann mit an Bord zu nehmen, kann ich die, wenn ich jetzt in

00:04:02: Deutschland mich mit dem Gedanken trage, in die Schweiz zu gehen oder andere Ausland,

00:04:07: gibt es da so Indikatoren, wo ich an mir selbst erkennen, dass das, wenn ich ehrlich zu mir

00:04:13: selber bin, vielleicht ein Thema für mich ist oder vielleicht ich da überhaupt kein Thema mit habe,

00:04:19: keine Ahnung, ich bin schon zehnmal mit meiner Familie im Ausland gewesen, es ist die elfte

00:04:24: Station, wir wissen wie das läuft. Gibt es irgendwas, wo ich das erkennen und wie ich mich

00:04:28: vielleicht darauf vorbereiten kann, dass ich da ja auf der richtigen Flughöhe unterwegs bin?

00:04:34: Ja, ich denke schon. Also ich denke, es ist wirklich so diese, eine Mischung zwischen der

00:04:40: Selbstreflektion, also wirklich auch ganz ehrlich zu sich selbst zu sein und zu sagen, also mache

00:04:46: ich jetzt die zehnte Station, weil ich nirgendwo zurechtgekommen bin. Also wenn ich jetzt das Beispiel

00:04:51: nehme, also ich bin ja, ich habe glaube ich erzählt, ich bin ja 33 mal umgezogen, habe 14 Schulen hinter

00:04:55: mir und die Schulen habe ich ja nicht selber gewählt, das kam ja durch meine Eltern in dem Fall

00:05:00: meinen Vater. Und mein Vater war ein sehr unruhiger Geist und der hatte immer dieses Bestreben,

00:05:05: wir gehen jetzt woanders hin, weil da kann es ja nur besser werden und als ich dann alt genug war,

00:05:10: zu erkennen, dass das Problem war gar nicht so sehr, wo er hin ist, das Problem war er selbst. Und die

00:05:17: meisten Menschen haben natürlich dann nicht so eine Ehrlichkeit zu sagen, ja, was ist denn in mir,

00:05:22: dass ich das Bedürfnis habe, immer wieder wegzugehen? Also das kann ein großes Problem sein. Das andere

00:05:29: ist natürlich auch, dass ich vielleicht in der Partnerschaft das nicht thematisiere, mit welchen

00:05:36: Erwartungen und Wünsche geht dann jemand anders dahin? Oder wie gehe ich damit um zum Beispiel,

00:05:41: wenn Partner oder Partnerin sagt, naja gut, okay, ich mache das, aber ich mache das für dich,

00:05:46: ich will eigentlich gar nicht. Und man denkt dann, naja gut, okay, das wird schon und so. Aber das

00:05:53: ist natürlich ein Indikator, dass man vielleicht mal drüber nachdenken oder auch sprechen soll,

00:05:58: ja warum eigentlich nicht? Was steckt dahinter? Sind das Ängste oder ich habe ein paar gehabt,

00:06:03: was ich beraten habe, da wollte sie nicht, also er war kosmopoliert und sie gar nicht. Und für

00:06:08: sie war es halt dieses Zurücklassen von Sicherheit, Familie, Bindung und so weiter und das, ja,

00:06:16: das endet in der Trennung, das endet in der Scheidung. Konnte das nicht verstehen, weil

00:06:20: für ihn erst so aufgewachsen, aber sie halt nicht. Und es wurde halt immer runtergespielt,

00:06:25: es wurde immer dieses, naja, wir sehen, dass wir teilen und es wird gefallen und so weiter,

00:06:29: weil einfach überhört wurde, dass das schon artikuliert wurde. Und Frauen artikulieren das ja

00:06:35: sehr oft, Männer nicht so sehr, Frauen machen das und Männer haben die Tendenz, das runter zu

00:06:40: spielen und gleichzeitig haben sie natürlich das Problem, dass wenn es zu Hause nicht harmonisch

00:06:45: läuft, dann hat das einen Einfluss auf ihre Arbeit. Ich muss so schmunzeln, ich habe die Tage

00:06:52: einen Anruf von einem Arzt, einen Mann, mein Gefühl ist, Männer ticken da auch noch mal einen Tick

00:06:59: anders, sehr karriereorientiert und er sagt, ja, Herr Werner, eigentlich will ich nach Abu Dhabi,

00:07:05: sei gut, das ist ja gut für sie, aber ich, da kann ich Ihnen gerade nicht helfen. Ja, er hat

00:07:10: noch ein bisschen das Problem, seine Frau, die würde schon gerne lieber in Europa bleiben,

00:07:15: so eine fremde Kultur, ja und auch das Schulwesen für die beiden Kinder, das ist doch fantastisch,

00:07:21: was denn ihre Frau, er sagt, na, er wollte das jetzt erst mal mit mir besprechen, sei gut,

00:07:26: ich glaube, wir kürzen das jetzt an der Stelle ab und wir machen ein zweites Gespräch, wo ihre

00:07:30: Frau dabei ist, damit ich einfach auch die Perspektive ihrer Frau hören kann. Ja, ja, also ich

00:07:37: denke, das ist immer ein großes Thema und jetzt gerade in der Ärzteschaft, da heißt er halt auch immer

00:07:42: noch, dass es je nach Fachrichtung sind, es sind halt immer noch Männer, aber was sich halt geändert

00:07:47: hat, dass halt dann die Frauen sind ja auch immer zippiert und haben ja auch so ihre Karriere vielleicht,

00:07:53: ja und man geht immer noch teilweise traditionelles Modell davon aus, das sieht

00:07:57: ich jetzt zurückstellt, das ist das eine und ich glaube, was auch auftreten kann, auch das kenne

00:08:03: ich, man denkt zwar vielleicht Europa, also ich habe ja auch mal einige Aufträge in der Schweiz

00:08:07: gehabt und habe mich jetzt auch im Vorbereitung auf diesen Podcast mit ein paar Leuten unterhalten,

00:08:12: die auch länger in der Schweiz waren und die mir einfach gesagt haben, ja, worauf sich zum Beispiel

00:08:17: auch gar nicht so vorbereitet waren, waren natürlich teilweise auch Klischeeschubladen, die wir von

00:08:23: Schweizer haben und Schweizer von uns, dass obwohl wir ja in Anfängstrichen Deutsch sprechen, was aber

00:08:29: auch nur bedingt so ist, also du wirst es ja selber wissen, für viele Schweizer ist es hochdeutsch wie

00:08:36: eine fremdsprache und für uns ist das Schweizer Deutsch auf jeden Fall eine fremdsprache, also

00:08:42: denke ich, das muss doch easy sein, aber ist es gar nicht und wo ich einen großen Unterschied

00:08:47: gemerkt habe, ist auch dieses ja eine andere Art des Umgangs, also viele denken einfach,

00:08:55: wenn die Sprache doch gleich ist, dann muss doch alles gleich sein und dann merken sie,

00:08:59: nein, das ist gar nicht so, da geht es dann los und dann habe ich vielleicht die Familie

00:09:03: hingeschleppt und die kommen auch nicht richtig an und dann wird das zu Stress zu Hause und

00:09:07: dann wird das zu Stress auf der Arbeit und ja, Hoffnung alleine reicht nicht, also ich glaube,

00:09:13: es braucht eine sehr, sehr gute Vorbereitung oder du brauchst wirklich Leute, die unglaublich

00:09:17: flexibel sind und die halt Widerstand oder, sagen wir mal, Ablehnung oder andersartigkeit nicht

00:09:27: persönlich nehmen, sobald du das persönlich nimmst, hast du ein Problem, dann bist du nicht das

00:09:30: Wort der LC ins Ausland, das ist einfach so. Ich schau mir ja immer in die Beratung auch so die

00:09:36: Familien-Situation an und ich empfehle beispielsweise zu sagen, beide Elternteile berufstätig sind,

00:09:42: überlegt euch das gut am Anfang, wenn ihr Kinder mitbringen. Das ist einfach nochmal,

00:09:47: habt ihr die Zeit euch da, um die Probleme des Nachwuchses je nach Alter zu kümmern?

00:09:53: Eigentlich ist das unabhängig vom Alter, die Kleinen brauchen genauso die Unterstützung

00:09:58: wie die Großen, also wie funktioniert das mit dem Schulsystem der Eingewöhnung und da

00:10:03: stelle ich dann manchmal fest, dass das weiß sich dann eben so mit diesem Wunsch der Karriere

00:10:08: oder dem Wunsch viel Geld zu verdienen und dann beginnt so ein bisschen ein Abwägen. Was ist denn

00:10:14: jetzt wie viel Wert? Wie geht man da in so einer Situation um? Versucht man das dann irgendwie

00:10:20: abzuwägen oder sagt man lieber, ne ganz ehrlich, also wenn die Beziehungen in die Brüche gehen oder

00:10:26: die Kinder drunter leiten, dann ist mir alles andere, das ähnlich wert, dann lasse ich es lieber.

00:10:32: Gibt es da einen Ratschlag oder sagst du, sich jemanden von außen dazu holen, der das Land

00:10:39: vielleicht kennt und oder wie würdest du das dann lösen? Also ich würde das sicherlich so lösen,

00:10:45: indem man versucht, ich meine das könnte ja auch jemand wie du machen, indem man einfach den Leuten,

00:10:51: am Anfang das muss ja nicht gleich professionell eine Beratung sein, aber auf jeden Fall ähnlich

00:10:54: wie in der Selbsthilfegruppe, Leute die aus dem Heimatland kommen und das schon exiziert haben

00:11:00: und vielleicht erfolgreich exiziert haben. Dass ich und auch meine Partnerin oder Partner

00:11:07: eine Anlaufstelle haben, sondern für Frauen ist das ganz wichtig, Männer vielleicht weniger,

00:11:12: weil die haben dann auf der Arbeit ja ihre Kollegen und denken, das wäre damit abgedeckt,

00:11:16: aber für die Frauen ist das schon wichtig, wenn sie da eine Art von gleichen kleines Netzwerk haben,

00:11:22: an dem sie andocken können, wo sie sich auch mal ausweinen können auf Deutsch gesagt oder so.

00:11:26: Und nicht das Gefühl haben sie werden jetzt dafür bewertet, dass sie jetzt doch nicht so glücklich

00:11:31: sind in der Schweiz zum Beispiel am Anfang oder so. Ich glaube, das ist einfach wichtig und deswegen

00:11:37: bilden sich ja auch in vielen Ländern solche Kommunen. Also wenn ich jetzt nach Afrika oder

00:11:43: Amerika schaue, dann hast du ja diese deutschen Kommunen, da gibt es ja einen Grund für. Und der

00:11:49: Grund heißt ja ein gewisses Heimatgefühl und das Gefühl zu haben, da kann ich so sein wie ich bin.

00:11:55: Und das finde ich auch in einem Land wie das Schwanz wichtig, weil die Schweiz ist dann doch anders

00:12:01: als wir. Auf jeden Fall. Also was mir oft begegnet ist gut, das begegnet mir auch teilweise in Deutschland,

00:12:06: weil ich eine sehr direkte bin. Aber mir wurde halt dann auch gesagt, obwohl ich für Konflikte

00:12:11: gerufen wurde, ja also ich wäre typisch deutsch, ich würde ja wie ein Elefant im Porzellan laden mit

00:12:16: der Tür ins Haus fallen und Dinge so direkt sagen und das würde man hier nicht machen und so weiter.

00:12:21: Und ja, ich glaube, je realistischer man den Blick auch da auf das Land hat, in das man geht,

00:12:29: desto angenehmer wird man überrascht, wenn es dann doch anders ist. Also anstatt jetzt zu sagen.

00:12:37: Und ich sage mal ganz ehrlich, ich glaube auch und das höre ich auch von Leuten, wenn die einzige

00:12:42: Motivation in die Schweiz zu gehen, das Geld ist, dann wird das über kurz oder lang, wird es einbeißen.

00:12:50: Weil auch die Schweizer höre ich immer wieder, finden das ja auch nicht so spannend. Dass man

00:12:57: sagt, ich komme zu euch, weil ich dabei euch so viel Geld verdienen kann, ich meine,

00:13:00: ist ja ruhigbar. Ich fühlt man sich ja auch nicht gewerkschätzt. Ja, mit dem Geld, das ist so

00:13:05: auch eine psychologische Sache. Es mag erst mal mehr sein. Zahlen kann man einfach vergleichen.

00:13:12: Erst mal, Lebenshaltungskosten steuern kann ich dann schon wieder schwieriger greifen. Da steht

00:13:18: nicht gleich eine Zahl und die Herausforderungen

00:13:21: einfach an das Geld gewöhn ich mich halt relativ schnell. Also irgendwann wird es normal, dass im

00:13:26: Monat die Summe kommt und damit geht natürlich auch der Anreiz dann weg. Aber du hast ein Aspekt

00:13:32: da angesprochen, die Erwartungshaltung. Das finde ich noch mal sehr spannend. Ich höre häufig in

00:13:37: Gesprächen mit Mediziner, Medizinerinnen. Ja, gibt es irgendwie eine Garantie. Was für eine

00:13:46: Garantie, dass das erfolgreich wird. Und da sage ich ganz ehrlich, sie können hier meine

00:13:51: Auswanderbekleidung in Anspruch nehmen. Wir können uns optimal vorbereiten. Ich kann wirklich alles

00:13:56: tun, was in meiner Macht steht an Wissen und Unterstützung. Aber eine Garantie gibt es nicht.

00:14:02: Dann merke ich oft so, so eine leichte Enttäuschung. Und dann sage ich, ja, vielleicht müssen wir da

00:14:12: anders eben rangehen. Die Erwartung nicht so riesen Hochstellen auch an sich selber. Also man kann

00:14:19: nicht vieles beeinflussen, aber die eigene Einstellung schon. Und vielleicht eher rangehen und

00:14:24: sagen, okay, dann sind es vielleicht zwei Jahre in der Schweiz. Wir wissen es nicht. Wir probieren

00:14:29: es mal. Wir lassen uns drauf ein. Und ich gehe als Mediziner auch ein bisschen entspannt dran und

00:14:36: sage, ja, wenn es nach zwei Jahren nicht funktioniert, ich muss mich dafür nicht bei mir rechtfertigen.

00:14:42: Ich muss mich nicht vor meinen Freunden rechtfertigen, vor meinen Kollegen. Ja, dann gehe ich zum

00:14:47: Beispiel zurück nach Deutschland. Ich werde wieder eine Anstellung finden. Und es ist auch kein

00:14:51: Beinbruch, wenn vielleicht so ein Auslandsaufenthalt. Ja, vielleicht einfach eine Erfahrung ist,

00:14:57: anders gelaufen ist, wie man sich das vorgestellt hat. Hilft sowas mit einer anderen Perspektive

00:15:03: heranzugehen? Ich glaube, dass die Zielgruppe, die du natürlich bedienst, ist ja immer noch sehr

00:15:09: leistungsorientiert. Und was ich auch hier erlebe, ich meine, hier gibt es ja auch die Fälle, dass

00:15:15: du jetzt, ich sag mal, in Ärzte, in höheren Positionen, ob jetzt Oberärzt oder Chefärzt und so weiter,

00:15:21: wenn die dann innerhalb einer Probezeit oder nach ein, zwei Jahren wieder gehen, dann ist das für die

00:15:26: durchaus eine Niederlage, weil die für sich einen sehr hohen Standort haben. Und jetzt einfach zu

00:15:32: sagen, okay, es ist ja nicht so schlimm, kannst du ja wieder von vorne an. Das kann man sagen, aber

00:15:37: das leben die nicht. Weil was ist der Grund? Und sie werden ja auch von den Kollegen dann

00:15:42: belechnet. Also es ist ja immer noch ein Reifischbecken, also machen wir uns nichts vor. Ich glaube,

00:15:47: eher wäre die Strategie zu sagen, bevor ich jetzt alle Zelle da abbreche, warum machen wir nicht

00:15:53: erst mal, ich gehe alleine, wenn ich Familie habe. Ja, ich gehe alleine, ich mach das mal sechs

00:15:59: Monate, ich gucke mal, fühle ich mich da wohl, kann ich da Kontakte knüpfen, kann ich in Ruhe nach

00:16:04: Wohnung schauen und so weiter und hole dann vielleicht die Familie nach. Das ist auch nicht so ein

00:16:09: Bruch für die, für die anderen. Und gleichzeitig auch, was ich immer wieder erlebe, ist so,

00:16:14: dass die Leute dann dadurch, dass der andere dann weg ist, sich auch Freunde sind wieder da ist und

00:16:19: auch wie schön und wir wollen doch zusammen sein. Sonst ist das eher so dieses, die kommen an,

00:16:23: nach einer kurzen Phase geht derjenige arbeiten, der den Job hat und die anderen ja, ja,

00:16:29: jetzt sind wir alleine gelassen. Also ich würde eher so ein Schrittmodell machen und sagen,

00:16:33: ich gehe erst mal alleine und gucke und wenn das so einigermaßen stabil ist, dann hole ich euch

00:16:38: nach. Und das ist auch planbarer. Das ist auch planbarer für die Partner und mit der Schule und

00:16:44: ich höre das auch immer wieder, dass die Leute dann sagen, nee, nee, also mein Partner geht

00:16:47: alleine und wir warten jetzt das Schuljahr ab, weil vielleicht gibt es einen Wechsel von der Schule,

00:16:52: sowieso, dann passt das gerade. Oder wir wollen erst mal, bevor wir das Haus verkaufen und mit

00:16:58: Sack und Pack, weil das baut ja einen Druck auf, der kommt ja auch in den Arbeitsalltag hinein und

00:17:03: dann werden die Leute so verbissen und ich meine, das macht die auch nicht sympathisch,

00:17:07: auch nicht für die neuen Kollegen. Ja, ich habe auch gerade so einen Fall gehabt, die haben relativ,

00:17:14: also er ist alleine vorgegangen, aber die Mietwohnungen wollten sie nicht, sie haben

00:17:19: wohl offenbar sehr schnell Immobilien erworben, wo ich gesagt habe, Immobil, also bei allem Respekt,

00:17:25: du bist einfach in einer gewissen Region gebunden, sprich an gewisser Arbeitnehmer,

00:17:30: ist schon ein Riesendruck, den man bei aller Liebe für die Familie vielleicht ein schönes

00:17:35: Zuhause gleich aufzubauen, sich selber macht und das finde ich einen guten Aspekt, den du anspricht,

00:17:40: also bei sich selber mal schauen. Du hast das ja so schön gesagt, man konzentriert sich oft über

00:17:46: die Sprache und denkt auch, wenn die Sprache gleich ist, ist die Kultur gleich, die Herausforderung ist

00:17:52: die Kultur, also vor allem der kommt und da hätte ich eben noch eine Frage zum Abschluss,

00:17:58: aus der anderen Perspektive heraus, ein Schweizer Personaler, ein Schweizer Chef,

00:18:03: der hat die Herausforderung hier eigentlich genauso, also muss ich auf ein internationales

00:18:09: Arbeitsumfeld Kollegen einstellen und du hattest im Vorgespräch erzählt, ich fragte dich, Deutschland

00:18:16: hat ja in einigen Kliniken Integrationsbeauftragte, die sich also um alle Herren Länder kümmern,

00:18:23: wo jetzt in Deutschland Fachkräfte angeworben werden und du sagst, ja, das muss man auch

00:18:29: bisschen kritisch sehen, weil sehr wenig auf die Kultur geachtet wird, sondern sehr viel über die

00:18:35: Sprache. Mit Blick von so einem Personaler, jemandem, der jetzt jemanden einstellt, wie

00:18:41: würdest du denn da noch einen Tipp geben, würdest du noch besondere Infotage machen,

00:18:48: wo man die Schweizer Kultur erklärt, würdest du vielleicht der Person auch sagen, hören sie zu,

00:18:54: sie kriegen bei uns ein 100 Prozent Vertrag, wenn sie das wollen, aber einen Tag, die Woche,

00:19:00: nehmen sie nochmal raus, wo sie Zeit haben mit den Kollegen zu sprechen, wo sie Zeit haben,

00:19:07: sich um die Familie zu kümmern, wo sie ja auch das private Umfeld aufbauen können. Hast du da

00:19:15: Erfahrung, wie das in Deutschland gehandhabt wird und wie man das vielleicht auf die Schweiz

00:19:19: übertragen kann? Also ich muss ganz ehrlich sagen, die Bemühungen in Deutschland, die stehen ja

00:19:25: auch noch ziemlich am Anfang, wir hinken daher auch sehr hinterher und was die Ärzteschaft angeht,

00:19:30: das sind die Integrationsbeauftragten eigentlich gar nicht für zuständig,

00:19:33: die sind zuständig für Pflege. Also die Ärzteschaft, die wird sie allein gelassen,

00:19:39: die haben ihre Nachweise vorzulegen und dann laufen die, müssen die allein. Ich denke,

00:19:44: grundsätzlich ist es für jeden Personaler ja erstmal die Frage auch, auch wenn ich sage,

00:19:49: ich habe Fachärzte mangel trotzdem auch ein bisschen drauf zu schauen, wie ist die

00:19:54: Sozialkompetenz, passt diese Person in unser Team? Das ist sicherlich mal das Erste,

00:20:00: auch wenn er auf dem Papier total toll ist. Das stellen wir ja auch immer wieder fest. Und das

00:20:05: kann ich natürlich durch vielleicht ein gewisses Assessment Center gewisse Fragen oder so, die

00:20:09: psychologisch gepolt sind natürlich, kann ich das herausfinden. Das zweite ist sicherlich zu sagen,

00:20:15: was man auch versucht in der Pflegeteilweise zu machen, vielleicht für die ersten Monate

00:20:19: eine Art von Mentorenmodell an die Seite zu stellen. Also heißt ein Kollegen zum Beispiel, der da den

00:20:27: jenigen mal ein bisschen unter die Fittiche nimmt und gerne ein Bier trinken und lernt mal meine

00:20:32: Familie kennen, also die üblichen Sachen so. Das finde ich ganz wichtig. Und das zweite ist auch,

00:20:37: was ich jetzt bei einer Klinik bei uns gemerkt habe, da ging es aber auch wieder um Pflege. Aber auch

00:20:43: dieser Gedanke bieten die Kliniken zum Beispiel Unterstützung an und die machen das, die haben

00:20:50: ein Netzwerk etagiert für die Männer in Form von, wie kommen die denn an Jobs? Also heißt die haben

00:20:57: ein Netzwerk mit Industriebetrieben, die auch Fachkräftemangel haben und sagen, wir informieren

00:21:06: euch, was haben die Leute für den Anhang? Wir stellen da den Kontakt her und so. Und ich glaube,

00:21:10: das könnte auch sehr hilfreich sein, so die Partner im Blick zu haben und da Unterstützung auch

00:21:16: zu geben. Aber von der Klinik selbst, weil das bindet natürlich Loyalität. Du kannst das natürlich

00:21:21: auch machen, aber du bist der Dienstleister. Aber wenn die Klinik das macht, dann habe ich natürlich

00:21:26: eine gewisse Loyalität gegenüber der Klinik, weil die auch meine Partnerin oder Partner da geholfen

00:21:32: hat, auch anzukommen und einen Job zu kriegen und so weiter. Also das fände ich eine gute Sache.

00:21:37: Und natürlich auch solche Sachen, wie vielleicht auch Informationen auszugeben zu, gibt es da Gruppen,

00:21:45: Kirchen, also alles, was rund um dieses Kulturthema geht. Also das Privatleben auch nicht, wo kann

00:21:52: ich mit meinem Hobby andocken oder wo finde ich gleichgesinnte? Genau, ganz genau. Also das

00:21:57: fangen wir hier jetzt auch an, dass die Listen kriegen von Gruppen, die vielleicht aus den

00:22:02: Ländern kommen oder Kirchen zu Gehörigkeit oder wie auch immer. Das ist ja das, was noch dazu kommt

00:22:10: und dadurch förderst du natürlich eine schnellere Integration. Der Arzt sieht ja oder die Ärztin

00:22:15: sieht ja nur den Berufsbereich und kann nicht das Fachlich wucken. Alles außen vor wird ja meistens

00:22:22: den Partnern überlassen. Und ich weiß nicht, wie die Arbeitszeiten bei euch sind, aber wenn die

00:22:26: Ähnlich sind wie bei uns teilweise und du vielleicht Ärzte vermittelst, die gar nicht so hochrangig

00:22:30: sind, die arbeiten ja wahnsinnig viel und wenn die nicht alleine sind, ja, dann hocken die anderen

00:22:38: noch alleine. So zu starten. Ja, also da kann man viel, viel machen. Oft höre ich dann, oh ja,

00:22:44: da kommt ein Partner mit, okay, hat die Person ein Job, ist das sicher etc. Und dann denk ich aber,

00:22:50: die Frage muss doch die andere sein. Was macht denn bitte der Partner? Ist das vielleicht ein IT-Ler

00:22:55: für mich? Zum Beispiel? Ist das jemand, der im Kindergarten passt? Also gleich die Chance nutzen

00:23:00: und sagen ja eigentlich, wir suchen ja nicht nur medizinisches Personal oder Pflegepersonal,

00:23:04: wir brauchen rund umspitalwesen, ganz andere Fachkräfte, wir kennen die Region, sehr,

00:23:10: sehr gute Ansatz. Ich nehme mal mit Heike, es ist glaube ich für uns Menschen einfach, es ist

00:23:17: einfach, wenn man eine Zahl sieht. Man kann Gehälter vergleichen. Klar. Man kann Aufgabengebiete sehr

00:23:24: gut vergleichen. Deutscher Arzt, Schweizer Arzt. Wo es schwierig wird, ist sozusagen diese emotional,

00:23:30: private Sache. Wie fühle ich mich wohl? Wie finde ich Freunde? Passt das mit den Kindern und der

00:23:37: Frau? Und das ist wahrscheinlich uns, weil wir es vorher nicht wissen, weil es ist eine persönliche

00:23:42: Erfahrung, einfach dann auch ein bisschen ein schwieriges Thema. Was aber sehr, sehr wichtig

00:23:47: ist, wenn man ins Ausland geht. Das ist jetzt mal so ein Quintessenz, weil dann nützt mir das Beste,

00:23:52: gehalten nicht, wenn die Ehefrau die Scheidung einreicht und die Kinder sagen, Vater, was

00:23:57: hast du da gemacht? Also wirklich sich das gesamte Paket anzuschauen. Auf jeden Fall. Und ich glaube,

00:24:02: was auch wichtig ist, was mir hier zum Beispiel auch immer fehlt, ist das und das weiß ich nicht,

00:24:06: ob das in der Schweiz so ist. Aber was ich hier erlebe, ist halt, dass ausländische Fachleute

00:24:11: kommen. Aber die, die hier sind, also die haben überhaupt keine Informationen darüber, wer kommt,

00:24:17: was haben die für Ausbildung, wie unterscheidet sich deren Arbeitsalltag von meinem? Wo müssen

00:24:22: wir vielleicht auch gucken, dass wir die da abholen, sondern es wird einfach davon ausgegangen,

00:24:27: oh ja klar, die integrieren sich volle Kanne und die, die kommen, denken dann, ne ja, ist ja ähnlich

00:24:32: wie bei uns, weil halt nur über die Sprache gesprochen wird. Und das ist nicht so. Und was

00:24:38: dann passiert ist folgendes, dass die Leute dann reinkommen und sagen, ja, aber bei uns machen

00:24:42: wir das so und so. Aber ich kenne das so und so. Und innerhalb kürzester Zeit bist du wirklich der

00:24:48: nicht geliebte neue Kollege. Das geht ganz einfach. Ja, das ist der, der, der Satz, den du in der

00:24:54: Schweiz bitte überhaupt nicht nutzen solltest. Dann geht doch wieder rein. Wenn es wo ist, so

00:24:58: gemacht ist er das Standard Satz. Aber die Leute machen das. Also ich glaube, dass, das ist ein

00:25:04: großes Themenfeld, was zukünftig noch mehr Bedeutung gewinnt, weil ja Fachkräfte einfach

00:25:10: mobiler sind, auch mal im Ausland leben wollen, weil wir ausländische Fachkräfte brauchen. Und

00:25:15: für mich gehören da wirklich beide Seiten dazu. Ich finde das extrem spannend, eben aus der Perspektive

00:25:21: der neu kommenden Person zu sagen, ich muss irgendwie schauen, dass ich mich in dem neuen

00:25:26: Kontext zurecht finde, aber genauso beim Spital oder bei anderen Arbeitgebern zu sagen, ja,

00:25:31: von wo kommen die eigentlich? Was ist eine Kulturgewohnheit, die die Person gar nicht böse

00:25:37: meint, die sie aber so über Schulsystem, über die Eltern gelernt hat, kann ich die verstehen,

00:25:42: kann ich die vielleicht auch zu meinem Vorteil nutzen. Also ist das vielleicht gar nichts

00:25:47: schlechtes, sondern ich sage jetzt nur mal Religion, ja, das ist doch wunderbar. Dann gibt es keine

00:25:52: Diskussion über die Weihnachtsfeiertage, weil andere Kollegen eben kein Feiertag haben. Kann

00:25:57: ich das wirklich auch unterstützen? Also sehr, sehr viele tolle Gedanken, Heike. Ich glaube,

00:26:02: wir müssen da nochmal ein Podcast machen. Du bringst einfach viel Erfahrung mit. Ich sage dir

00:26:07: schon mal vielen, vielen Dank für deine Eindrücke und für diese Insights in die Psychologie des

00:26:12: Auswandern zeige. Vielen, vielen Dank. Gerne. Und ich sage dir auf jeden Fall reinhören. Dein

00:26:18: Podcast, Heike heißt Coach2go. Ich verlinkt den auch. Ja, schön. Kannst du von Heike noch mehr

00:26:24: hören, aktuelle Infos stellen, gibt es natürlich im Newsletter von mir. Ich sage dir, bleibt gesund,

00:26:31: danke fürs Reinhören. Dein Martin. Ciao. Ja, und Tschüss.

00:26:34: [Musik]

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.